Kurztest: Propellerhead Reason 9.5 VST

Von | 30. Mai 2017

Reason goes VST! Eine Einschränkung bei der Arbeit mit dieser DAW bestand bisher darin, dass nur das Propellerhead-eigene Format “Rack Extension” zur Verfügung stand. Mit dem für Bestandskunden kostenlosen Update auf Version 9.5 hat sich das geändert.

Pro und Kontra

Die Vorteile von Propellerhead Reason bestanden für mich bisher darin, dass das Programm extrem schnell startet, sehr stabil läuft und durch exklusive Klangerzeuger besonders im Synth-Bereich Sounds ermöglicht, die mit anderen Programmen nicht ohne weiteres möglich sind. Bei der heute verfügbaren Vielzahl von virtuellen Instrumenten wäre es sicher machbar, die Sounds “nachzubauen”, aber Reason inspiriert durch sein Angebot an Presets und Pattern auf besondere Weise.

Das Fehlen von Plug-in Schnittstellen wie AU und VST war bisher auch eine Herausforderung, denn Propellerheads Rack Extensions klingen genauso hochwertig und es gibt ein großes Angebot an Instrumenten und Effekten. Trotzdem, wenn ich einen Song mit Reason erstellt habe, kam für mich als hauptsächlicher Logic-User mit vielen zusätzlichen Plug-ins immer der Punkt, wo ich gern ein Lexikon-Hall-Plug-in eingesetzt oder ein Instrument aus Native Instruments Komplete verwendet hätte. Mit dem – für bestehende User kostenlosen – Update auf Reason 9.5 ist das jetzt möglich!

Erste Erfahrungen mit VST Plug-ins in Reason

Beim ersten Start von Version 9.5 scannt Reason die Festplatte und legt eine Liste an, die sich im Menü “Fenster” unter “Plugins verwalten” aufrufen lässt. Funktionierende VSTs werden aktiviert, man kann das anhand der “Status”-Spalte kontrollieren. Für das jeweils ausgewählte Plug-in wird auch der Pfad angezeigt. Plug-ins lassen sich mit dem Button unten rechts deaktivieren oder aktivieren, falls die Prüfung fehlgeschlagen ist. Mein erster Start wurde von einer Fehlermeldung unterbrochen. Meine Waves-Plug-ins wurden nicht automatisch gefunden. Die Nachforschung ergab, dass die erforderliche Software in diesem Fall nicht im Ordner “Library”, sondern im Ordner “Waves” im Programme-Ordner zu suchen war. Der zweite Start verlief problemlos. Zwei VSTs wurden nicht aktiviert, es handelte sich dabei um Doppelgänger.

 

Die Liste zeigt nur einen Ausschnitt von über 100 gescannten Plug-ins; Produkte namhafter Hersteller und auch Freeware Plug-ins.

 

Plug-ins einfügen

Genau wie die Propellerhead Rack-Extensions werden VST-Plug-ins entweder per Drag and Drop auf eine Sequenzer-Spur gezogen, oder gelangen durch Doppelklick im Browser auf den jeweils ausgewählten Track. In den Browser-Rubriken Instrumente, Effekte und Hilfsgeräte werden jeweils in der Spalte Reason-Geräte am unteren Ende die VST-Plug-ins nach Herstellernamen alphabetisch geordnet angezeigt.

 

 

VST-Icons im Browser

 

Für meine Abbildungen habe ich das Instrument MODOBASS von IK Multimedia verwendet. Nachdem ich es auf einen Track gezogen habe, erscheint es wie alle anderen Reason-Geräte im Rack.

 

Der MODO Bass als Rack-Modul

 

In dieser Rack-Standardansicht sind einige Bedienelemente und Anzeigen vorhanden: Pitch Bend, Modulationsrad, Volume-Fader, Panoramaregler und Pegelanzeige sind davon wohl die wichtigsten. Die kleinen Pfeile Vorheriges /Nächstes Patch auswählen haben bei mir nicht funktioniert. Im Display stand jeweils default oder Init Patch bis ich auf andere Weise das Preset geändert hatte, dann erschien dort der richtige Name.

Mit der TAB-Taste der Computer-Tastatur lässt sich das Rack auf rückwärtige Ansicht umschalten. Das gilt auch für die VST-Geräte. Die Kabel können mit der Maus gezogen und mit den Buchsen an den Geräten verbunden werden um den Signalfluss zu ändern.

 

Rückseite des Racks bereit zum Umstecken

 

Ein einzelner Klick auf die Darstellung im Rack öffnet wie bei anderen DAWs ein Fenster mit der vollständigen Plug-in Grafik. Hier ist es mir dann gelungen, Patches und Presets in gewohnter Weise aufzurufen. Über dem GUI des Plug-ins befinden sich im Fenster vier Symbole. Die Pin-Nadel bedeutet “Offen halten”. Mit dem zweiten Symbol kann man eine Funktion auswählen, die per Reason-Automation gesteuert werden soll. Remote ermöglicht die Zuordnung einer Funktion zu einem Hardware-Controller, ich habe das mit meinem NI Komplete Kontrol Keyboard ausprobiert – funktioniert tadellos. Der kleine Fotoapparat sorgt beim Anklicken dafür, dass anstelle des einheitlichen VST-Icons im Reason Browser sofort und zukünftig eine kleine Darstellung der jeweiligen Plug-in Grafik angezeigt wird. Gleichzeitig erscheint die Abbildung dann im Bedienfeld des Rack-Moduls.

 

Plug-in GUI als Window

 

Rack-Ansicht nach dem “Schnappschuss”

 

 

Im Browser nach dem “Schnappschuss”

 

Unterschiede

Wer an eine andere DAW gewöhnt ist, sucht in Reason möglicherweise Funktionen an der falschen Stelle. Logic ist solch ein Beispiel für einen anderen Aufbau. Hier gibt es in jedem Kanal Plug-in Slots. Send-Potis für Effekte werden bei Bedarf angelegt. In Reason gibt es einen Mixer mit vorkonfigurierten Insert-Effekten und Send-Reglern wie bei einem realen Mischpult. Die eigentlichen Instrumente und Effekt-Geräte befinden sich im Rack, das man am schnellsten mit der Taste F6 zum Vorschein bringt, falls es nicht schon angezeigt wird. Besonders signifikant ist dieser Unterschied bei der Verwendung von Mastering- oder Room-Correction Plug-ins. Bei Logic laufen alle Signale im Channel “Stereo Out” zusammen, der sich noch vor dem Master-Fader befindet und auch den “Bounce”-Button besitzt. Hier lassen sich beliebig viele Plug-ins zur Summenbearbeitung einsetzen. Bei mir ist immer IK Multimedias Raumkorrektur ARC2 aktiv um die Abhörsituation zu optimieren. Ich habe deshalb jetzt auch die VST-Version in Reason verwendet. So geht es:

Das VST-Icon von ARC2 habe ich vom Browser ins Rack gezogen und zwar auf die Master Section (im Rack ganz noch oben scrollen).

 

ARC2 im Rack; erscheint unter dem Rack-Modul MASTER SECTION.

 

Das hat beim ersten Mal funktioniert, aber dann wählte ich einen anderen Song und hatte keinen Erfolg. Ob ich da etwas falsch gemacht habe, kann ich nicht sagen, aber es war ein Grund, tiefer in die Materie einzusteigen, Stichwort “virtuelle Patch-Kabel”.

Dazu muss man an die Rückseite des Racks (TAB-Taste). Zusätzlich ist es nötig, ganz oben im Bereich Hardware Interface die Taste AUDIO I/O anzuklicken, damit die Klinkenbuchsen des Interface erscheinen. Mit gedrückter Maustaste habe ich dann die Kabel MASTER OUT vom Modul Master Section mit AUDIO IN am ARC Modul verbunden. AUDIO OUT vom ARC-Gerät wurde mit den Inputs 1 und 2 des Rack-Moduls AUDIO I/O verbunden, das die Rückseite vom Audio Interface darstellt.

 

Die Rückansicht mit manueller Verkabelung

 

Fazit

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für Reason-User finde ich. Für diesen Kurztest habe ich alle meine Plug-ins gescannt, von denen ich VST-Versionen installiert habe (mehr als 100). Bei zweien wurden Doppelgänger entdeckt und jeweils ein Exemplar davon deaktiviert. Der Waves-Ordner musste manuell gesucht werden. Ich habe etwa 10 der von mir am meisten genutzten Plug-ins ausprobiert, darunter auch NI Kontakt 5 und NI Komplete, beides selbst Host-Programme, die jeweils viele einzelne Plug-ins enthalten. Als Fehler ist mir aufgefallen, dass die Pfeile zur Patch-Wahl innerhalb der Rack-Modul-Darstellung nicht funktionieren. Getestet habe ich am Mac Pro (Mitte 2010) mit macOS Sierra.

Für meine eigenen Songs habe ich in der Vergangenheit mehrfach Logic Pro X und Reason über die Schnittstelle ReWire synchronisiert. Das funktioniert auch sehr gut, aber alles innerhalb eines Programms zu machen ist auf jeden Fall praktischer. Mit der neuen VST-Unterstützung von Reason ist das jetzt möglich. Wer ReWire zusammen mit Logic benutzt, muss übrigens aufpassen: Wenn beide Programme synchronisiert werden, funktionieren VST-Plug-ins in Reason nicht mehr!

Nach wie vor startet Reason erstaunlich schnell. Sobald große Sampling-Libraries eingebunden werden, wird sich das bei den entsprechenden Projekten ändern, denn wie in jeder anderen DAW müssen dann viele Daten geladen werden. Auch wenn nun wie bei anderen Programmen die Gefahr besteht, dass eventuell veraltete Drittanbieter-Plug-ins Reason zum Absturz bringen können, überwiegen die Vorteile bei weitem. Wie der Hersteller versichert, wird auch das Format Rack Extensions weiter unterstützt und weiter entwickelt. Mit dem jetzigen Konzept kann Propellerhead meiner Meinung nach viele neue Kunden gewinnen.

Hersteller: Propellerhead

Meine Testberichte zu Propellerhead Reason:

Reason 9 und 9.1

Reason 8

 

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

 

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

 

3 Gedanken zu „Kurztest: Propellerhead Reason 9.5 VST

  1. heiko

    Hallo Jürgen,
    vielen Dank für die Zusammenfassung.
    Was mir noch aufgefallen ist: JBridge und alte 32-Bit VSTs brachtenbei mir Reason erst mal richtig zum “abschmieren”, ich musste den Ordner “PluginsBridgedFor64BitVSTHosts” händisch aus dem VST-Ordner verschieben und den Rechner dann komplett neu starten, danit Reason den VST-Scan durchgeführt hat.
    Viele Grüße!

  2. Jürgen Drogies Beitragsautor

    Hallo Heiko,
    vielen Dank für den hilfreichen Hinweis!
    Ich habe JBridge nicht installiert, sondern 32Lives. Damit gab es kein Problem, allerdings verwende ich kaum noch 32-Bit Plug-ins.
    Viele Grüße
    Jürgen

    1. Heiko

      Hallo Jürgen,
      ich hab in der Tat noch einige VSTis, die es nur in 32-Bit gibt.
      Wobei man sich wirklich langsam auch davon trennen könnte, mittlerweile habe ich für die meisten Plugins aktuellere Alternativen und bei den Backuos meiner Projekte Bounce ich die VSTis immer auch noch mal als Audio-File raus, eben für den Fall, dass man noch mal “ran” müsste und das Plugin nicht mehr kompatibel ist-
      Viele Grüße!

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