Test: Apple AirPods

Von | 14. Februar 2017

Hat Apple mit den drahtlosen AirPods den Kopfhörer neu erfunden? Oder zumindest verbessert? Nach einer positiven Rückmeldung aus dem Familienkreis habe ich sie mir dann bestellt.

Wer kennt das nicht: Sobald sich Kabel irgendwie nahe kommen (und das tun sie eigentlich immer) bilden sie auf heimtückische Weise nahezu unentwirrbare Schlaufen und Knoten. Eine kabellose Zukunft – bleibt das ein Wunschtraum, wie die Hoverboards und fliegenden Autos in der Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft?” Ich begrüße jeden Schritt in Richtung „kabelvermeidende Technik“ und nachdem ich mir nach jahrelangem Training endlich gemerkt hatte, wie man die bisher üblichen Apple-Kopfhörer, die beispielsweise dem iPhone beiliegen, richtig aufwickelt, bin ich jetzt auf AirPods umgestiegen.

Kauf

Dezember 2016. Apple AirPods – haben wollen! Auskunft beim Media Markt: Lieferzeit 6 bis 8 Wochen. Saturn: „Die gibt es noch nicht.“ –Aha… Warum konnte mein Sohn in Trump-merika sie dann schon bei „Best Buy“ ergattern?

Ich habe dann doch bei Apple online bestellt und es dauerte knapp 5 Wochen bis zur Auslieferung. Wie im Apple-online-store üblich, ging es etwas schneller als im voraus veranschlagt.

Unpacking

Die kleine weiße Pappschachtel enthält ein noch wesentlich kleineres Case, das zugleich Ladestation für die AirPods ist.

 

Das Case ist kleiner als die Umverpackung, aber darunter sind noch Anleitung und Kabel.

 

Das Case ist noch kleiner als bei den älteren kabelgebundenen Kopfhören. Mein Foto zeigt den Größenvergleich mit meinem iPhone 4.

 

iPhone 4 und AirPods im Case

 

Stromversorgung

Das Case hat einen integrierten Akku, der die AirPods automatisch lädt, wenn sie sich darin befinden. Wann der Akku in der Box nachgeladen werden muss, wird durch eine LED signalisiert, die jeweils grün oder rot leuchten kann. Bei leerem Case wird der Ladezustand des dort eingebauten Akkus angezeigt, wenn sich die AirPods im Case befinden, der Ladezustand der Kopfhörer. Zum Aufladen dient das mitgelieferte Lightning-Kabel, das mit neueren iPhones, iPads und aktuellem Apple-Zubehör wie Trackpad und Tastatur kompatibel ist.

Der große Vorteil des Lightning-Steckers besteht nicht nur darin, dass er sehr klein ist. Das Beste ist, dass man nicht beachten muss, ihn richtig herum einzustecken. Passt immer! Am anderen Ende des Kabels ist ein normalgroßer USB-Stecker, der eigentlich an alle Geräte passt, ausgenommen die neuen MacBooks Pro, sofern man keinen Umstecker auf USB-C besitzt.

In meiner persönlichen Umgebung steckt ein Lightning-Kabel ständig am eingebauten USB-Hub meines Apple Monitors und ich verwende dasselbe Kabel abwechselnd für folgende Geräte: iPhone 4, iPad Air 1, Magic Trackpad 2, Magic Keyboard und jetzt eben auch für die Basisstation der AirPods.

 

In der Mitte leuchtet die kleine LED grün. Das Foto zeigt die AirPods etwas “larger than life”.

 

Kopplungsmanöver

Zunächst ist zu beachten, dass am Wiedergabegerät Bluetooth eingeschaltet sein muss. Viele Benutzer deaktivieren Bluetooth, weil dadurch die Akku-Laufzeit verlängert wird.

Am einfachsten ist es, die AirPods mit einem iPhone in Betrieb zu nehmen. Man legt sie bei geöffnetem Case neben das iPhone, „Verbinden“ erscheint automatisch auf dem Display, kurz danach „Fertig“. Nach Antippen zur Bestätigung ist der Vorgang abgeschlossen.

 

Rechts im Bild die Skizze aus dem Manual; zum Koppeln müssen die AirPods im Case sein.

 

Wenn man bei iCloud angemeldet ist, sind damit die AirPods auf allen eigenen Apple-Geräten angemeldet und können dort bei Bedarf zur Wiedergabe ausgewählt werden.

Das gilt für ältere Geräte aber nur mit Einschränkungen. Mein MacPro Mitte 2010 tut sich schwer beim Erkennen der AirPods, nach längerer Bemühung erscheinen sie dann aber doch in der Systemeinstellung „Bluetooth“. Sie lassen sich dann unter dem Lautsprechersymbol in der Menüleiste am oberen Bildschirmrand als Ausgabegerät aktivieren. Bei meinem MacBook Pro Ende 2008 geht gar nichts.

Beim iPad Air, Version 1 dagegen, erscheint „AirPods von Jürgen“ automatisch im Kontrollzentrum (Bereich rechts, einmal wischen!) sobald sie sich im eingeschalteten Zustand in der Nähe befinden.

 

Bluetooth-Einstellungen am Mac

 

Wenn zwischenzeitlich das Abspielgerät gewechselt wurde, weiß auch das iPhone oder iPad nicht mehr, ob es über die eingebauten Lautsprecher oder über die AirPods wiedergeben soll. Dann muss durch Streichen vom unteren Bildschirmrand nach oben das Kontrollzentrum geöffnet werden. Wie man in der nächsten Abbildung sieht, hat es mehrere Pages, symbolisiert durch kleine Punkte am unteren Rand. Auf der zweiten Page lässt sich die Audio-Ausgabe wählen.

 

Dreimal das iOS Kontrollzentrum. Ganz rechts die aktive App “Music”, dort ist iPhone aktiv. In der Mitte sieht man, dass auch die AirPods zur Wahl stehen.

 

Eine Apple Watch besitze ich nicht, aber auch damit sind die AirPods kompatibel!

Abspielgeräte, die nicht aus dem Hause Apple kommen, lassen sich ebenfalls koppeln. Dafür befindet sich an der Rückseite des Case eine runde Taste. Drückt man sie, startet der „pairing“-Prozess, der beispielsweise auch bei Bluetooth-Lautsprechern zur drahtlosen Verbindung dient.

 

Hören und Kommunizieren

Die AirPods merken es, wenn man sie ins Ohr steckt und quittieren das mit einem sanften Signalton. So in etwa „Hummm“ hört sich das für mich an. Die Lautstärke regelt man am Wiedergabegerät oder man bittet Siri, den Ton lauter oder leiser zu stellen. Um Siri zu rufen, klopft man zweimal leicht gegen einen der Hörer und schon lauscht Apples dienstfertiger Geist auf Anweisungen.

Die Reichweite der Bluetooth-Verbindung habe ich mit iPhone 4 und iPad Air 1 getestet. Beim iPhone sind es 6 bis 8 Meter, beim neueren iPad sogar 10 bis 12. Man muss das Abspielgerät also nicht immer in der Tasche tragen.

Wenn am iPhone ein Anruf entgegengenommen wird, aktivieren sich die beiden Mikrofone der Kopfhörer automatisch, ebenso verhält es sich bei der Kommunikation über FaceTime. Ich habe den Einsatz mit FaceTime jetzt schon bei vielen Gesprächen mit meinem Sohn in den USA erlebt, denn er konnte dort schon Wochen vor mir AirPods kaufen. Er kann meine Stimme vom anderen Kontinent nicht nur gut verstehen, sondern seine Stimme, die dann über die Mikros der AirPods kommt, ist auch in guter Sprachqualität, sowohl am iPad als auch am iPhone oder am Mac zu hören.

 

Die AirPods sitzen sehr leicht und angenehm im Ohr.

 

Clevere Funktionen

Die 4-fach gefaltete Leporello-Bedienungsanleitung enthält bebilderte 1-Satz-Erklärungen in 5 Sprachen, so erfährt man schnell das Nötigste zur Inbetriebnahme. Ausführlicher und anschaulicher ist die Support-Seite von Apple (Link am Ende dieses Artikels).

Man könnte die AirPods auch „Smart Headphones“ nennen, wobei sich „smart“ in diesem Fall auf phones und nicht auf head bezieht.

Die AirPods werden im Case magnetisch festgehalten, sodass sie beim Öffnen nicht herausfallen können.

Wenn man am iPhone angerufen wird, führt doppeltes Tippen auf das Gehäuse am Ohr zum Annehmen des Anrufs. Ebenso legt man auf. Wenn man unabhängig von Telefonieren zweifach tippt, lauscht Siri auf Anweisungen. „Erhöhe die Lautstärke“, „Springe zum nächsten Titel“, „Musik pausieren“ sind einige Aufträge, die Siri ausführt. Auch Fragen an Siri, die nichts mit den Kopfhörern zu tun haben, sind möglich. Sowohl telefonieren, als auch Siri rufen funktioniert auch mit einem einzelnen Hörer im Ohr.

Sobald die AirPods in das Case gesteckt werden, werden sie automatisch ausgeschaltet und aufgeladen. Das Case lädt man in größeren Abständen über das mitgelieferte Lightning-auf-USB-Kabel. Dafür kann man jedes Ladegerät mit USB-Anschluss verwenden, auch einen Computer oder ein USB-HUB. Laut Apple funktionieren die AirPods 5 Stunden mit einer Ladung, das Case als Ladestation liefert Strom für 24 Stunden. Eine Schnellladung von 15 Mintuen im Case reicht für 3 Stunden Musik hören. Ob das genau stimmt, kann ich nicht sagen, da der Stromverbrauch auch immer von der Lautstärke, der Anzahl der Unterbrechungen und anderen Faktoren abhängt. Ich habe den Eindruck, dass die Angaben zutreffen.

Wenn während des Musikhörens ein AirPod heraus genommen wird, hört bei beiden die Wiedergabe auf. So bemerkt man es sofort, falls ein Hörer herausfällt. Ich hatte bisher kein entsprechendes Problem, aber ich bin auch kein Jogger.

 

Technik

Man muss es nicht wissen, aber interessant finde ich es schon, was an Technik in den kleinen Dingern steckt. Der W1-Chip sorgt für intelligente Funktionen und zuverlässige Verbindung. Infrarot-Sensoren und Beschleunigungsmesser erkennen jeden AirPod im Ohr, sodass sie erst mit der Wiedergabe beginnen, wenn der Benutzer bereit ist. Zwei „wellenbündelnde“ Mikrofone, die mit Sensoren ausgestattet sind, analysieren Richtung und Frequenzbereich der Stimme beim Sprechen und sorgen für Nebengeräusch-Unterdrückung.

 

Fazit

Musicknowhow dreht sich vorwiegend darum, selbst Musik zu produzieren, deshalb gleich die Frage, ob sich die AirPods im Studio eignen. Zum Testen, wie sich ein Mix über In-Ear-Kopfhörer anhört, sind sie ideal. Kein Kabel stört, man kann sich frei im Raum bewegen. Mal eben eine Gitarrenspur zum Playback ohne störende Kabel am Kopf mit der DAW aufnehmen? Davon rate ich ab, weil Bluetooth eine Latenz erzeugt, die normalerweise beim Hören nicht auffällt, aber bei Echtzeit-Anwendungen schon. Um einen Mix kritisch zu beurteilen, ziehe ich Over-Ear-Kopfhörer vor. In-Ear-Kopfhörer – unabhängig vom Fabrikat – stecke ich immer fest in die Ohren. Dann höre ich anfangs zu viel Bass, nach und nach rutschen sie etwas nach außen und das Klangbild wird „schlanker“. Kein zuverlässiges Abhören.

Wer Musik macht, möchte auch Musik hören, nicht nur die eigene. Zum entspannten Hören der Lieblingsmusik finde ich die AirPods sehr gut. Ob am Schreibtisch oder unterwegs – kabellos ist einfach angenehmer! Der Sound gefällt mir gut, auch wenn ich bereits Beurteilungen gelesen habe, wonach er sich von den früheren Apple Kopfhörern nicht unterscheiden soll, habe ich den subjektiven Eindruck eines besseren Klangs. Bässe, Höhen – alles prima. Auch der räumliche Eindruck der Musik ist ausgeprägt. Tester in Hi-Fi-Zeitschriften schreiben manchmal Sätze wie: „ Die Staffelung der Bratschen gegenüber der Positionierung des Flügelhorns wird nicht ganz präzise gezeichnet…“ Auf diesem Niveau will ich nicht urteilen. Gerade beim mobilen Hören bewegt man sich nicht in lautloser Umgebung und es ist fraglich, ob die allerletzten Feinheiten wahrnehmbar sind.

Der gute Klang, die unkomplizierte Bedienung und die praktischen Features machen die Apple AirPods für mich zu einer empfehlenswerten Anschaffung.

 

Systemvoraussetzungen

iPhone, iPad oder iPod touch mit iOS 10.2 oder neuer

Apple Watch mit watchOS 3 oder neuer

Mac mit macOS Sierra oder neuer

Animierte Anleitung beim Apple-Support hier…

 

Preis: UVP € 179,-

Preisangabe ohne Gewähr, entspricht dem Stand vom 00. 00. 2017 und wurde online ermittelt.

 

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

 

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

 

4 Gedanken zu „Test: Apple AirPods

  1. Markus

    Hallo Jürgen,

    danke für den Test! Liest sich gut. Wie es klingt, muss man natürlich selber testen aber bei dieser Form von Kopfhörern habe ich oft genau das von Dir beschriebene Problem. “Richtige” In-Ears bieten da eine gleichmäßigere Wiedergabe und auch eine bessere Abkapslung von der Außenwelt.

    In letzter Zeit höre ich leider immer seltener Musik unterwegs mit dem iPhone, weil ich schlicht diesen blöden Adapter immer da liegen habe, wo ich gerade nicht bin :-/ Das mit der fehlenden 3,5mm Klinkenbuchse nervt mich wirklich gewaltig. Klar, das wusste ich vor dem Kauf des 7 Plus aber ich finde diesen Schritt von Apple ähnlich unverständlich wie der fehlende SD-Card Slot am neuen MacBook Pro. Egal. Zurück zu den Ear äh AirPods: Ich finde sie sehr teuer aber das ist leider Apple. Und ob sie besser klingen als z. B. der günstigere AKG 701 (den Ulf gerade getestet hat) wage ich zu bezweifeln. Aber das sind Äpfel und Birnen. Schon klar. In der Preiskategorie sind natürlich noch andere kabellose Vertreter am Markt. Aber bei den von Dir erwähnten “Smart” Funktionen müssen sie vermutlich passen. Und was den Klang angeht, bin ich bei Dir: In diesem Einsatzgebiet gehen Nuancen ohnehin unter. Wenn ich spazieren gehe, höre ich anders als im Studio oder im Wohnzimmer. Vorerst versuche ich mich daher lieber an meinen Adapter zu erinnern und meine vorhandenen In-Ears zu nutzen. Viele Grüße, Markus

  2. Jürgen Drogies Beitragsautor

    Hallo Markus,
    beim Klang, der eigentlich das Wichtigste ist, kann nur jeder für sich entscheiden was ihm gefällt. Mir gefällt an den AirPods am besten, dass sie kabellos sind. Da gibt es natürlich auch andere Fabrikate, aber bei Apple mag ich, dass alles zusammenpasst und vieles über iCloud synchronisiert wird und dadurch an jedem eigenen Gerät verfügbar ist. Bei der AirPod-Koppelung gilt das leider nur für aktuelle Geräte, mein MacBook Pro von 2008 gehört nicht mehr dazu, schon, weil Sierra am Mac Voraussetzung ist.
    Beste Grüße, Jürgen

  3. Jörn

    Was bin ich froh, dass mein iPhone SE noch eine Klinkenbuchse hat. Da kann ich jeden beliebigen Kopfhörer anschließen. Außer die AirPods. Wie schade! 😉

    An “Die Staffelung der Bratschen …” sehe ich, dass du früher auch Hifi-Zeitschriften gelesen hast. Ich weiß noch wie die hießen. Ich weiß aber nicht, ob’s die noch gibt. In Zeiten, in denen Apple AirPods angesagt sind (und angesichts der Apple-Reichweite), wird der Leserkreis vermutlich dramatisch zusammengeschrumpft sein, denn HighEnd ist an diesen Hörern vermutlich nur der Preis.

  4. Jürgen Drogies Beitragsautor

    Die AirPods funktionieren auch mit dem iPhone SE. Ich habe noch ein “altes” iPhone 4, mehr brauche ich nicht. Für bessere Fotos leihe ich mir das SE von meiner Frau. Damit kann ich auch leuchtende Displays fotografieren wie für diesen Artikel, ohne das es überstrahlt. Wenn man die vorletzte Abbildung vergrößert, kann man auch alle kleinen Schriften noch klar lesen (es sind keine Screenshots).

    Hi-Fi-Zeitschriften sind eine Sache für sich. Die gibt es noch, ich habe aber seit Jahren keine mehr gekauft. Bei den Tests, die ich früher gelesen habe, hatte ich den Eindruck, die Tester könnten Flöhe husten hören. Da ging es bei jedem Gerät – oder sogar Kabel – um Tiefenstaffelung, präzise Abbildung usw.

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