Test: Apple HomePod

Von | 22. Juni 2018

Mit dem Verkaufsstart des Smart-Lautsprechers HomePod in Europa hat Apple sich Zeit gelassen. Seit dem 18. Juni 2018 ist er nun auch bei uns zu haben. Music-Knowhow hat den HomePod solo und auch im Stereo-Betrieb getestet. Dieses Mal haben gleich zwei Tester das neue Gerät unter die Lupe genommen.


Das Test-Team

Am HomePod-Test hat mein Sohn Daniel mitgewirkt. Er hat seinen Hauptwohnsitz in den USA, konnte schon vor Monaten einen HomePod erwerben und benutzt ihn seitdem täglich. Deshalb ist dies teilweise schon ein Erfahrungsbericht.

 

Unboxing

Der Karton fühlt sich schwer an. Kein Wunder, denn der etwa 17cm hohe Lautsprecher wiegt immerhin 2,5kg. Nach dem Entfernen der Klarsichtfolie lässt sich der Deckel der Verpackung abheben und der HomePod kann herausgenommen werden. Eine kreisrunde Kurzanleitung und ein Apfel-Sticker kommen zusätzlich zum Vorschein.

 

 

 

Installation

Um den HomePod in Betrieb zu nehmen, muss man zunächst das einzige vorhandene Kabel – das Netzkabel – mit dem Stromnetz verbinden. Das Netzkabel ist ausreichend lang und reicht auch von einem Sideboard zu einer Bodensteckdose. Einen Ein/Ausschalter gibt es nicht, das Gerät befindet sich immer im Standby-Modus. Das macht Sinn, denn der Lautsprecher soll ja jederzeit auf Sprachbefehle reagieren können. Obwohl der HomePod ein selbständiges Gerät ist und Sprach-Assistentin Siri Informationen – und vor allem Musik– direkt aus dem Netz holt, ist bei der Installation ein zweites Apple-Produkt mit dem iOS-Betriebssystem nötig, ein iPhone ab Version 5 oder ein iPad. Wird das iPhone oder iPad nahe an den HomePod gehalten, erscheint automatisch die Einrichtungs-Software. Dann muss man einfach „den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen“. Das ist unkompliziert und geht schnell. Nur zu diesem Zweck ist der HomePod mit Bluetooth ausgestattet, die Übertragung der Sound-Daten erfolgt immer direkt aus dem Netz. Nach unserer Erfahrung ist diese Verbindung sehr zuverlässig, bei Bluetooth-Lautsprechern treten dagegen manchmal Verbindungsprobleme und Übertragungs-Störungen auf.

 

 

Hey, Siri!

Die Sprachassistentin Siri spielt eine wichtige Rolle. Sagt man „Hey Siri“, erscheint eine animierte leuchtende Fläche auf der Oberseite des HomePods. Ganz erstaunlich ist Siris Hörfähigkeit, damit schlägt der HomePod alle anderen Geräte mit Sprachsteuerung um Längen, auch die von Apple selbst. Sogar bei lauter Musik wird der Befehl erkannt, die Musik wird dann automatisch leiser und Siri lauscht auf Anweisungen. Man muss dazu nicht in unmittelbarer Nähe des Lautsprechers sein, auch ein Zuruf durch eine geöffnete Tür aus dem Nebenraum wird erkannt.

 

Wenn Siri zuhört oder spricht, leuchtet das Touch-Feld.

 

Für den HomePod bekam Siri einige neue Fähigkeiten eingetrichtert. Allerdings verweigert sie einen Teil der Dienste, die bei anderen Apple-Geräten verfügbar sind. In Deutschland ist das zum Beispiel der Zugriff auf die App „Kalender“, der vorerst nur im englischsprachigen Bereich möglich ist. Ein Update ist sicher geplant. Aber sonst ist Siri hauptsächlich für die Musik verantwortlich. Und das macht sie gut, allerdings am besten auf Englisch. Wer hauptsächlich englischsprachige Musik hört, ist besser dran, wenn Englisch in den Einstellungen gewählt wird.

Wir testen, zuerst auf Deutsch. „Hey, Siri, spiele Musik von Michael Jackson!“ „Hier ist Musik von Michael Jackson.“ Es ertönt Billy Jean, also verstanden. „Hey Siri, spiele What about us!“ Auch das funktioniert. „Hey Siri, wie alt ist Pink?“ Diese Information steht Siri leider nicht zur Verfügung. Dann mal zu den Oldies. „Hey Siri, spiele All Along the Watchtower!“ „Ich kann dir leider keine Fluginformationen geben!“ ????

Touch me – I wanna be dirty…

… heißt es in einem Song aus der Rocky Horror Picture Show. Nicht Siris Stil, sie achtet auf Sauberkeit im Umgangston. Nachdem wir die Sprache auf Englisch eingestellt haben, ein Wunsch: „Hey Siri, play Fucking Perfect by Pink. „Here ist – peeeep – Perfect by Pink.“ Den Piep-Ton gibt es auch im deutschen Bereich, wir haben das ausprobiert. Allerdings wurde nicht Fucking Perfect, sondern ein falscher Titel mit dem „F“-Wort abgespielt. Zurück zur englischsprachigen Siri: „Hey Siri, how old is Pink?“ „The singer Pink is 38.“ Da weiß man also mehr. „Hey, Siri, play All Along the Watchtower!“ „Here is All Along the Watchtower by Jimi Hendrix.“ Das wollte ich auch hören, aber fühlt sich Bob Dylan nicht übergangen, der hat den Song schließlich geschrieben?

 

Apple Music und HomePods

Weiterhin kann Siri Messages aus der App „Nachrichten“ vorlesen und versenden. Mit Mails geht es nicht. Nachrichten von ZDF, WELT News, Tagesschau in 100 Sekunden und dem Deutschlandfunk kann man sich vorlesen lassen. Siri kennt das Wetter an jedem Ort der Welt, kann einen Timer oder Wecker stellen und einiges mehr.

Ergänzung 15. Dezember 2018:

Inzwischen hat Siri dazu gelernt! Ich verwende Siri seit kurzer Zeit auf Deutsch und habe die Erfahrung gemacht, dass auch englische Songtitel und Künstler jetzt gut verstanden werden. Allerdings klingt die Aussprache einiger Wörter seltsam, wenn Siri sie wiederholt. Aber das ist ja egal – Hauptsache die Anweisung wird verstanden!

My home is my castle

Die iOS-App Home spielt eine besondere Rolle. Damit lassen sich auch Einstellungen am HomePod machen, der zu den HomeKit-Geräten zählt. WerSmart-Home-Geräte von Herstellern wie Philips, Elgato, Osram, Logitech und anderen Herstellern besitzt, kann sie über Siri-Befehle steuern; allerdings muss man beim Kauf darauf achten, dass das Gerät mit dem Apple Standard HomeKit kompatibel ist. Ein elektronisches Türschloss lässt sich mit „Hey, Siri, verriegle die Eingangstür!“ schließen, aber nicht per Sprachanweisung öffnen, denn ein Dieb könnte sonst Siri zur Komplizin machen, indem er die Aufforderung zum Öffnen durch ein Fenster ruft.

Tester Daniel besitzt mehrere steuerbare Geräte: Steckdosen, eine Leuchten-Fassung und einen Sensor mit mehreren Funktionen. Alles funktioniert zuverlässig auf Sprachbefehl. Diese Geräte sind in seiner Wohnung in den USA, daher hat er inzwischen vier Monate Erfahrung. (Der HomePod wird in den USA seit Februar 2018 vertrieben.)

Datenschutz

Seit es Geräte gibt, die zuhören können, wird immer wieder vermutet, dass diese Funktion missbraucht wird. Sind Alexa, Cortana und Siri Nachfolgerinnen von Mata Hari? Der HomePod hat 6 Mikrofone. Sechs Geheimdienste? Laut Apple wird alles, was man nach „Hey, Siri!“ sagt, verschlüsselt und anonym an die Apple Server gesendet. Auf Wunsch lässt sich Siri auch ganz ausschalten. Verschwörungstheoretiker werden das bezweifeln. Lauscht der HomePod heimlich, solange man nicht den Stecker herauszieht? Wir glauben das nicht.

Design und Technik

Der HomePod ist in Spacegrau und Weiß erhältlich. Wir haben uns beide für die weiße Version entschieden. Das Gehäuse wirkt geschmackvoll und hochwertig. Bis auf die Touch-Fläche ist es von einer festen, feinmaschigen Textilhülle umgeben.

Es gibt insgesamt acht Lautsprecher. Der Subwoofer ist nach oben gerichtet, damit wird eine direkte Schallübertragung auf die Standfläche vermieden. Sieben Hochtöner senden Schall in einem 360˚-Muster in den Raum. Die Technik „Beamforming“ verteilt die Frequenzen und erzeugt einen räumlichen Höreffekt. Egal, ob man den HomePod freistehend, vor einer Wand oder in einer Ecke platziert, die automatische Einmessung passt den Sound an. Apples A8 Prozessor sorgt für eine schnelle Berechnung aller Parameter. Wir können die Herstellerangaben in allen Punkten bestätigen und – jetzt muss es endlich einmal gesagt werden: Der HomePod klingt einfach toll! Lautstärke ist überhaupt kein Thema, wer gern sehr laut Musik hört, wird so lange glücklich, bis sich die Nachbarn beschweren. Die Steuerelektronik verhindert auch bei voller Lautstärke, dass die Wiedergabe verzerrt klingt.

Hand anlegen

Bisher haben wir nur über die Siri-Steuerung berichtet. Einiges geht aber auch über die Touch Oberfläche:

  • + oder – antippen oder gedrückt halten zur Lautstärkeregelung,
  • Das Touchfeld berühren und halten für Siri
  • 1x Tippen = Start/Pause
  • 2x Titel überspringen
  • 3x zum vorherigen Titel gehen

 

Die Leuchtanzeige der Lautstärketasten

 

Apple only?

Es wird immer wieder bemängelt, dass Apple-Geräte ein weitgehend geschlossenes System darstellen. Unseren Test haben wir zum größten Teil mit Apple Music durchgeführt; dafür sind HomePod und Siri natürlich besonders gut geeignet. Über AirPlay lässt sich der HomePod auch mit Musik von anderen Streaming-Anbietern verwenden. Das geht aber nur mit Geräten von Apple. In der jeweiligen App, z.B. Spotify, muss für die Wiedergabe AirPlay eingestellt werden. Die Siri Steuerung ist dabei auf Lautstärkeregelung und Abspiel-Befehle beschränkt. Wer Spotify, Google, Amazon, Deezer oder die eigene MP3-Sammlung außerhalb von iTunes benutzt, muss die Titel oder Playlists am Abspielgerät auswählen. Zum Konfigurieren wird ein iOS-Gerät benötigt, ein Mac kann dazu nicht verwendet werden, weil es die App Home (noch) nicht für das macOS gibt. Im zukünftigen macOS Mojave wird Home auf dem Mac vorhanden sein, das steht schon fest. Das reine Abspielen über AirPlay ist am Mac bereits jetzt möglich.

Nimm zwei – Multi-Room und Stereo

Weil beide Tester einen HomePod besitzen, konnten auch die Features ausprobiert werden, die erst jetzt nach dem aktuellen Update zur Verfügung stehen, AirPlay2 mit Multi-Room-Unterstützung und Stereo.

 

L/R-Einstellung für den Stereobetrieb

 

Größenvergleich iPad/HomePods

 

Jeder HomePod lässt sich einem bestimmten Raum zuordnen. „Hey Siri, mach die Musik im Wohnzimmer lauter!“, „Hey Siri, stelle die Musik in der Küche aus!“ sind mögliche Anweisungen, mit denen man mehrere Geräte über das iPhone steuern kann.

 

 

Ein einzelner HomePod vermittelt einen räumlichen Sound, zwei HomePods als Stereo-Lautsprecher konfiguriert – unser Kommentar: zu gut! – darf man nicht ausprobieren! Die Verteilung der Stimmen und Instrumente im Stereo-Panorama, wie sie der Toningenieur bei der Abmischung eingestellt hat, ist nur mit zwei Lautsprechern exakt reproduzierbar. Auch die Power, die schon ein einzelner HomePod vermittelt, wird noch verdoppelt. Die Breitenwirkung und Raumfülle einer großen Stereo-Anlage der High-End-Klasse wird so erreicht!

Nachtrag

Wie beschrieben, haben beide Tester ihre HomePods für den Stereotest zusammengeführt. Inzwischen besitzen wir jeder ein zweites Gerät. Um die “Besitzverhältnisse” zu regeln war es nötig, jeweils einen HomePod auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. Das geht so: Für 5 Sekunden vom Netzstrom nehmen, wieder einstecken, nach weiteren 5 Sekunden einen Finger auf die Touch-Fläche legen bis ein roter Leuchtkreis erscheint, weiter drücken, bis Siri sagt: “Dein Homepod wurde auf Werkseinstellungen zurückgesetzt”. Immer noch gedrückt halten, bis 3 Signaltöne zu hören sind. Fertig.

Bei einem Gerät gab es Probleme trotz des erfolgreichen Resets. Erst nachdem die HomePods aus der HomeApp gelöscht waren und nachdem das iPhone neu gestartet worden war, ließ sich alles wieder einrichten.

Eine gute Nachricht: Seit dem Erscheinen von macOS Mojave 10.14 gibt des die App Home auch auf dem Mac.

 

Fazit

Als vor einigen Jahren die ersten, vergleichsweise winzigen drahtlosen Lautsprecher mit kräftigem Bass auf den Markt kamen, war das ein Wow-Erlebnis. Als wir zum ersten Mal den HomePod gehört haben, ging es uns seit langer Zeit wieder genauso. Unglaublich – nicht nur der kräftige Bass, sondern auch die Klangfülle und Transparenz der Wiedergabe. In einigen Testartikeln ist zu lesen, dass der Mittenbereich zu kurz kommt. Das stimmt, wenn man auf eine völlig neutrale Wiedergabe wie im Studio Wert legt. Beim täglichen Musikhören läuft man auch mal im Raum umher. Mit dem HomePod hört man überall einen satten Sound, der sich nicht auf den Sweet Spot beschränkt, wie bei einer herkömmlichen Stereoanlage, wo man am besten in der Mitte zwischen den Boxen sitzt. Mit zwei HomePods lässt sich das volle Panorama einer Stereo-Anlage erzielen. Ja, das klingt noch einmal besser, wie schon erwähnt.  Gegen die Anschaffung eines Zweitgeräts spricht nur das Eine: der Preis. Der HomePod ist ideal für Apple User, die mindestens noch ein iPhone oder iPad besitzen und Apple Music abonniert haben. In diesem Fall ist der HomePod eine Empfehlung wegen seiner Siri Steuerung, der Integration in das HomeKit System, der raffinierten Einmesstechnik und vor allem wegen des Sounds!

Test: Daniel Drogies, Jürgen Drogies
Autor: Jürgen Drogies

Preis: €349,-

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5 Gedanken zu „Test: Apple HomePod

  1. Ulf

    Hallo Jürgen,
    danke für deinen Testbericht – ich werde, wenn ich mal zwei HomePods (Stereo muss sein) habe, auch auf http://www.cupertino-dance.de einen Testbericht bringen. Ich war an den beiden Erstverkaufstagen leider unterwegs und jetzt sind sie erst mal weg, aber nun bestellt.
    Dein Test hat mich zuversichtlicher gemacht, dass ich mit den HomePods zufrieden sein dürfte – ich bin gespannt. Ich weiß, dass Siri nicht der Knaller ist (wird schon noch), aber letztendlich werde ich damit sowieso hauptsächlich Musik hören. Der Sound ist für mich also das Wichtigste.
    Viele Grüße, Ulf

  2. Jürgen Drogies Beitragsautor

    Hallo Ulf,
    Stereo ist schon besonders toll. Die ganze Sache ist nur nichts für Puristen, denn Apples Beamforming-Technologie sendet unterschiedliche Frequenzen in verschiedene Richtungen und verfremdet strenggenommen den Klang. Nur dass es eben super klingt, warum soll man sich das nicht gönnen? Ich bin gespannt auf deine Beurteilung!

    Sprachsteuerung und ich – das ging bisher noch nie perfekt zusammen. Ich habe auch ein Alexa-Gerät (Firestick) und verstehe nicht, warum Alexa so oft besser bewertet wird, als Siri.
    Herzliche Grüße, Jürgen

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