Test: Apple Logic Pro X (Teil 4)

Von | 7. August 2013

Zum Schluss meines vierteiligen Tests stelle ich einige praktische Neuheiten vor und komme zu einer abschließenden Beurteilung.

Der neugestaltete Tuner

Der neugestaltete Tuner

Tune in

Nicht nur der Tuner wurde getunt, es gibt noch viel mehr zu entdecken. Das neue Erscheinungsbild des Tuners habe ich hier zum Titelbild gemacht, weil es mir sehr gut gefällt. Einige weitere Screenshots zeigen teilweise weniger spektakuläre aber schöne und nützliche Dinge.

Turn on

Die Transport-Tasten und dazugehörenden Anzeigen sind in Logic Pro X nach oben gewandert. Die Anzeige-Elemente wechseln bei bestimmten Funktionen ihre Farbe:

Beim Abspielen oder im Ruhezustand

Beim Abspielen oder im Ruhezustand

Spur-Solo aktiviert

Spur-Solo aktiviert

Aufnahme aktiviert

Aufnahme aktiviert

Drop out?

Wie schon in Teil 1 meines Tests berichtet, habe ich die nützliche Drop-in/out Funktion nicht sofort wiedergefunden. Es gibt sie aber noch, und dazu mit neuem Icon. Korrekt heißt sie immer noch „Autopunch“ und wurde ausnahmsweise nicht ins Deutsche übersetzt. „Auto“ wäre ja einfach, aber „punch“ kann im Englischen Punsch, Boxhieb, oder auch Kasperle bedeuten. (Stimmt wirklich, das habe ich aus dem Lexikon!) Deshalb ist es vernünftigerweise bei der Bezeichnung Autopunch geblieben.

Autopunch ausgeschaltet

Autopunch ausgeschaltet

Autopunch aktiviert

Autopunch aktiviert

 

 

 

 

 

 

 

Kluge Köpfe

Die Track Header heißen allerdings Spurköpfe und haben „mehr im Kopf“ als früher, nämlich einen Lautstärke-Fader und einen Panorama-Regler. Das erinnert sehr an Garage Band, aber warum auch nicht? Mich stört es nicht, wenn vom Einsteigerprogramm nützliche Features übernommen wurden.

In der folgenden Abbildung sieht man auch die ausgeklappte zweite Werkzeug-Leiste, beginnend mit „Auto-Zoom“. Die gezeigten Spuren sind Instrumenten-Spuren mit jeweils vier Takten und wurden durch Loops verlängert. Die Loop-Bereiche sind nicht mehr so deutlich zu unterscheiden wie bei früheren Logic-Versionen. Man erkennt sie nur an den waagerechten hellen Linien, die ab Takt 5 blasser sind als bei der Original-Region. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dürfte das kein Problem sein, es sieht auf jeden Fall gut aus.

Werkzeugleiste, Spurenköpfe, Spuren

Werkzeugleiste, Spurenköpfe, Spuren

Painter Man

Wenn man Spuren erzeugt hat, möchte man sie im allgemeinen auch einfärben und ebenso die Schildchen unter den Fadern im Mixer. Dafür gibt es die Farbpalette, die auf mich einen zwiespältigen Eindruck macht. Die vorgegebenen Farbtöne sind gut aufeinander abgestimmt und sorgen dafür, dass die Spuren im Arrangement-Fenster nie zu kunterbunt wirken. Eine kleine, aber hilfreiche Neuerung ist, dass beim Klicken auf eine Spur das entsprechende Farbfeld in der Palette umrandet wird. So findet man die verwendete Farbe auf Anhieb unter ähnlichen Farbtönen. Schade finde ich, dass man keine eigenen Farben erstellen kann, und das Schwarz und Weiß nicht mehr im Angebot sind. Beim Laden älterer Projekte werden sie aber noch angezeigt.

Farbenpalette

Farbenpalette

Schaufenster

Für jede Spur lässt sich ein passendes Icon auswählen, sodass man wie durch ein Fenster einen Blick auf das Instrument hat, dessen Daten dort aufgezeichnet wurden. Jetzt gibt es mehr davon und zugleich wurden sie übersichtlicher angeordnet.

Neues Auswahlfenster mit Kategorien

Neues Auswahlfenster mit Kategorien

Kanalarbeiten

Kanalzug im neuen Design und mit neuen Funktionen

Kanalzug im neuen Design und mit neuen Funktionen

Die Mixer-Kanäle wurden stark überarbeitet. Es gibt viele neue mit Plug-ins bestückte Presets, jeweils „Setting“ genannt, die sich mit Klick auf diesen Begriff auswählen lassen.

Sehr schön finde ich die Insert-Slots, die normalerweise den Namen des Plug-ins anzeigen, beim Überstreichen mit der Maus sieht es dann so aus wie in meiner nächsten Abbildung: links Ein/Aus-Schalter, in der Mitte Anzeigen oder Schließen des Plug-in-Fensters, rechts Ausklappmenü für Plug-ins oder auch „Kein Plug-in“.

Über dem Fader gibt es jetzt zwei Anzeigen. Die linke zeigt den eingestellten Pegel in dB an, die rechte Anzeige ebenfalls in dB den „Peak Pegel“. Das ist entweder der Headroom bis zur Vollaussteuerung (grün) oder eine Übersteuerung (rot). Zeigt der Peak-Pegel nach einem Song-Durchlauf z. B. +2,5dB rot an, wird durch Herunterregeln des Pegels mit dem Fader eine Übersteuerung vermieden.

Ist das alles?

Nein ist es nicht, hier noch ohne Abbildungen einige Sachen die ich nur kurz getestet habe, aber erwähnenswert finde:

Track Stacks

Man konnte schon immer mehrere Spuren zusammen in einen Ordner packen. Das ist jetzt aber viel praktischer und schöner geworden. Die Ordner-Spur bekommt ein kleines Dreieck und im Nu erscheinen die zuvor „verpackten“ Spuren wieder.

Retro Synth

Richtig schöne, brauchbare Sounds! Einfach zu bedienen, gute Presets.

Bass Amp Designer

Die Ergänzung zum Guitar Amp Designer. Sounds und Einstellmöglichkeiten gefallen mir.

MIDI-Effekte

Der Arpeggiator ist klasse, endlich muss man so etwas nicht mehr im Environment basteln! Acht weitere Effekte stehen zur Auswahl.

Smart Control

Mit Smart Control lassen sich die verschiedensten Parameter mit einem Interface kontrollieren, z. B. Delay-Time mit Filter-Cutoff eines Synths verknüpft, oder was immer dem Musiker einfallen mag.

Logic Remote

Drahtlose iPad Steuerung ohne spürbare Verzögerung.

Automatisches Sichern

Beruhigend. Nichts wird ungewollt überschrieben, man kann immer auch zur letzten „händisch“ gesicherten Version zurück.

Echos

Ich habe von Anfang an die Reaktionen auf Logic Pro X verfolgt. Als typisch fiel mir auf, dass viele Kritiker sich zunächst enttäuscht zeigen. „Apple hat nur aufgeholt. Nichts wirklich Neues“. Dann kommt das Positive und zum Schluss werden einige Features oft gerade zu euphorisch gelobt (Flex Pitch, Drummer, iPad Steuerung u. a.)

Mythos Audio Engine

„Total veraltete Audio Engine“, „Steinzeit“ usw. lauten manche Kommentare im Web. Wissen die Leute überhaupt, was eine „Audio Engine“ ist? Vor einiger Zeit gab es in einer Fachzeitschrift einen Artikel über die angeblichen Unterschiede im Klang der DAW-Programme. Pro-Tools, Logic, Cubase u. a.; es stellte sich heraus, dass es messtechnisch keine Unterscheide bei gleicher Bit-Rate und Sampling-Frequenz gibt. In der Digitaltechnik ist eine Null eine Null und eine Eins eine Eins.

Fazit

Der neue Look und die vielen großen und kleinen Verbesserungen begeistern mich.

Dass Apple die 32-Bit-Brücke hinter sich abgebrochen hat, finde ich verständlich. Ich fordere allerdings die Hersteller der betreffenden Plug-ins auf, schnell – und kostenlos – entsprechende Updates herauszubringen.

Echte Minuspunkte habe ich auch gesammelt. Ein Leser meiner Artikel wies mich darauf hin, dass die Funktion „Audio zu MIDI“, die jetzt über den Umweg Flex Pitch zugänglich ist, umständlich und unzuverlässig funktioniert. Ich selbst hatte jedesmal einen Absturz (Sorry, „unerwartetes Beenden“), wenn ich einen älteren Song zum ersten Mal geöffnet habe und manchmal auch „einfach so“ (siehe Screenshot).

Das sollte eigentlich nicht sein…

Das sollte eigentlich nicht sein…

Das ist kein schönes Bild zum Schluss, trotzdem werde ich mich weiter an Logic Pro X erfreuen, mit Hoffnung auf die üblichen kleinen Updates. Eines davon gab es ja schon zu dem Zeitpunkt, da ich diesen Test schreibe.

Meine Artikelserie zum Update Logic Pro X 10.1 beginnt hier…

Preis: 179,99 €

Mehr Informationen und viele Abbildungen:

Apple Logic Pro X

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

Ich habe zwei empfehlenswerte Bücher zu Logic Pro X unter die Lupe genommen:
Logic Pro X von David Nahmani
Logic Pro X von Heiner Kruse

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

4 Gedanken zu „Test: Apple Logic Pro X (Teil 4)

  1. Dennis Martin

    Hallo Jürgen,

    danke für den informativen Test. Eine Anmerkung zum “Mythos Audio Engine”:
    Ich denke, dass es doch erhebliche Unterschiede bei den Engines gibt, vor Allem bei der Summierung vieler Einzelsignale. Ich summiere nicht in Logic, sondern über den DSP Mixer meiner Metric Halo Soundcard. Alle Fader im Mixer stehen auf Null, d.h. es findet kein mixtechnischer Eingriff statt, aber die Mix Summe klingt erheblich transparenter und die Tiefenstaffelung ist überhaupt nicht zu vergleichen mit der Mixsumme direkt in Logic. Es kommt immer drauf an, mit welcher Bit-Tiefe der Mixer berechnet und wie gut der Algorithmus programmiert ist, der das Audiomaterial zusammenrechnet. Liebe Grüße, Dennis Martin

  2. Juergen

    Hallo Dennis,
    vielen Dank für deinen Beitrag! Eine Diskussion über Audio-Engines würde mich sehr freuen. Deine Erfahrung mit der Soundkarte finde ich sehr interessant. Ich mixe meistens in Logic und bounce mit 24-Bit. Diese Datei wird dann in WaveLab gemastert und mit WL in das 16-Bit-Format gebracht. Ich habe übrigens den Eindruck, dass der mit Logic gemixte Song in WaveLab besser klingt, kann es aber gleichzeitig nicht glauben. Ich hätte gern mal einen messtechnischen Beweis für Unterschiede bei der digitalen Summierung.

    1. Markus

      Das die Summierung über ein separates Pult besser klingt (natürlich abhängig vom verwendeten Pult) höre ich immer wieder von befreundeten Studios. Allerdings haben auch diese nicht gemessen, sondern gehört. Ich persönlich mixe dennoch komplett in der DAW.

  3. Juergen

    Ich mixe auch in der DAW, meinen Yamaha Pro Mix 01 Mixer habe ich vor einigen Jahren verkauft. Der hatte 16 Kanäle und es wäre doch immer nötig gewesen Sub-Mixe in der DAW zu machen. Ich lese auch immer wieder, dass Summierung extern besser klingen soll, war aber noch nie dabei um es selbst beurteilen zu können. Nach früheren Zweifeln finde ich Sättigungstools inzwischen aber OK, ich benutze diese Effekte in bx_XL und t-Racks. Das macht wirklich einen Unterschied. Ich habe in anderen Fällen aber Zweifel, ob ein Sound-Unterschied real ist oder eingebildet. Wenn ich einen Song in Logic (egal welche Version) gebouncet habe und das Ergebnis in WaveLab anhöre, klingt es für mich besser. Kann eigentlich nicht sein, oder?

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