Test: Audified DW Drum Enhancer

Von | 8. Februar 2018

Noise Gate, Kompressor, EQ, High- und Lowpass-Filter sowie Röhrensättigung in einem Plug-in, spezialisiert auf Drum-Sounds: Das ist Audified DW Drum Enhancer, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Schlagzeug-Hersteller Drum Workshop, kurz DW.

 

Bei der Bearbeitung von Drum-Tracks werden meistens mehrere Bearbeitungsgeräte bzw. Plug-ins eingesetzt, um den gewünschten Sound zu erzielen. Audified DW Drum Enhancer vereint die meisten davon in einem Plug-in. Das hat zwei Vorteile: Erstens ist die Bedienung übersichtlicher und in einem Plug-in-Fenster zugänglich und zweitens sind die Default-Einstellungen der Parameter speziell auf Schlagzeug-Klänge ausgerichtet.

 

 

Die Anzeigeinstrumente lassen sich zwischen einer Darstellung als LED-Ketten und als VU-Meter umschalten. Die VU-Anzeige hat einen Wahlschalter für Eingangspegel, Ausgangspegel, Sättigung und Wirkungsgrad des Kompressors (Gain Reduction).

 

 

Input

Der Signalfluss im Audified DW Drum Enhancer erfolgt von links nach rechts. Neben dem Regler für den Eingangspegel mit Phasen-Umschalter lässt sich das Gate bedienen.

Noisegate

Das Gate hat eine Schalter für Soft- oder Hard-Knee und einen Threshold-Regler zum Einstellen der Einsatz-Schwelle.

Drum-Instrument und Stil

Mit dem Rad Drum type selector können die Rubriken Snare, Kick, Toms und Other mit jeweils drei verschiedenen Einstellungen gewählt werden. Bei den Einzelinstrumenten sind es Modern, Heavy und Vintage, in der letzten Gruppe Room, Overheads und Bus. Das Parameter Display darunter zeigt den zuletzt editierten Parameter und dessen Wert an.

Kompressor

Zwischen Threshold und Make-up zum Angleichen des Pegels nach der Kompression gibt es den Regler Mix, mit dem sich Parallel-Kompression variabel einstellen lässt.

ON/OFF

Der Ein/Ausschalter für den Drum Enhancer befindet sich in der Mitte unter dem dw-Logo.

Equalizer und Filter

EQ, High- und Lowpass-Filter kommen mit wenigen Reglern aus. Beim Equalizer ist eine Anhebung oder Absenkung um jeweils 12dB möglich. Die EQ- und Filter-Sektion kann Pre (vor dem Kompressor) oder Post (nach dem Kompressor) zugeschaltet werden.

Sättigung

Mit dem Knopf Saturation kann der Wirkungsgrad bestimmt werden. Der Button Sat funktioniert als Ein-Ausschalter. Fünf Sättigungs-Typen stehen zur Verfügung:

  • Presence – verstärkter Anteil von oberen Mitten
  • Vintage –sanftere Höhen und mehr gradzahlige Harmonische
  • Brown – beinahe linearer Frequenzgang mit leichter Höhenbetonung
  • White – größerer Höhenanteil, gradzahlige und ungradzahlige Harmonische im gleichen Verhältnis
  • LoFi – weniger tiefe und hohe Frequenzen

Kontrollinstrumente

Anzeigen für für Eingangspegel, Ausgangspegel, Sättigung und Wirkungsgrad des Kompressors als LED-Ketten oder VU-Meter.

Output

Auf gleicher Höhe wie der Eingangs-Level-Regler befindet sich ganz rechts der Regler für den Ausgangspegel.

Presets und mehr

Das ovale Display unten rechts ist für das Peset-Management zuständig. Der Name des aktuellen Presets wird hier angezeigt, eigene Einstellungen lassen sich speichern, laden und löschen.

Das Schraubenschlüssel-Symbol führt zum englischsprachigen Manual, Kaliberierung, Umschaltung der Meter-Anzeige und enthält Weblinks zu Updates und Support.

 

 

Alle Funktionen auf einen Blick:

 

Aus jedem beliebigen Drumkit lässt sich natürlich kein typischer DW-Sound herausholen, aber das verspricht diese Software auch gar nicht. Die Mitarbeit der DW-Fachleute hat dazu beigetragen, dass Schlagzeugklänge in verschiedenen Stilrichtungen einen “amtlichen” Sound bekommen.

 

Audified DW Drum Enhancer in der Praxis

Für die Audio-Beispiele habe ich eine Aufnahme mit „echtem“ Schlagzeug ausgewählt, also keine Sampling-Drums. Deshalb gibt es hier auch deutliches Übersprechen der Spuren und damit einen Einsatzbereich für die Gate-Funktion.

So klingt das Schlagzeug ohne Drum Enhancer:

 

Hier die Kick-Drum allein:

 

Für die Bearbeitung der Kick-Drum habe ich mir die Einstellung Modern ausgesucht. Man hört deutlich, dass durch das Kick-Mikro auch Beckenklänge aufgenommen wurden. Die klingen abgehackt, weil wohl bei der Aufnahme schon ein Gate eingesetzt worden ist, mit dem Gate des Drum Enhancers lässt sich das aber noch verbessern.

Zuerst die bearbeitete Aufnahme ohne Gate des DW Drum Enhancer:

 

Mit Gate des DW Drum Enhancer klingt es sauberer:

 

Die Snare. Dieses Mal habe ich ein Preset verwendet. Vier Schläge ohne Drum Enhancer, dann vier Schläge mit dem Preset Xtreme Metal Top:

 

Den Kanal mit den Overhead-Mikros habe ich ebenfalls mit einem Preset bearbeitet: DW Rock Room. Hier wurden alle drei Frequenzbereiche um etwa 2dB abgesenkt und Highpass- und Lowpass-Filter aktiviert. Durch den aktiven Kompressor wirkt der Sound trotzdem etwas frischer und die Becken sind deutlicher hörbar.

 

Die Toms klingen eigentlich schon gut, ich habe trotzdem eine Einstellung mit Kompressor, EQ (mehr Höhen, wenige Mitten) und Presence-Sättigung gewählt. Leider wird das Übersprechen der Becken dadurch verstärkt, was im Gesamtsound aber nicht stört. Man kann auch hier die Becken mit dem Gate abschneiden, aber dann wird der Ausklang viel zu kurz. Im Mix klingt es so OK.

Zum Schluss alle Spuren zusammen erst ohne, dann mit Bearbeitung. Insgesamt habe ich hier vier Instanzen des Audified DW Drum Enhancer auf Einzelspuren verwendet: Kick, Snare, Overheads und Toms.

 

 

Fazit

„The only drum processor you’ll ever need“ lautet der Slogan des Herstellers. Das klingt etwas übertrieben, aber tatsächlich ersetzt das Plug-in vier Sound-Prozessoren. Delay- und Halleffekte gibt es nicht, aber die gehören ja schon zur Grundausstattung jeder DAW. Eine Transienten-Bearbeitungsfunktion könnte man sich aber wünschen. Sowohl auf Einzelspuren, als auch auf der Summe (Drum-Bus) greift der Drum Enhancer wirksam ein, verleiht Punch, auf Wunsch einen analogen Touch und erzeugt Durchsetzungsvermögen. Die Gate-Funktion eignet sich sehr gut, um Übersprechen zu unterdrücken. Viele Parameter, wie exakte Frequenz-Einstellungen des EQ und seiner Flankensteilheit sind nicht zugänglich, sondern werden automatisch entsprechend der Position der Wählscheibe Drum Type eingesetzt. Das beschleunigt den Workflow; die wichtigsten Parameter lassen sich in sinnvollen Bereichen anpassen. Das grafische Interface ist nicht nur ansprechend, sondern auch sehr übersichtlich und zum größten Teil selbsterklärend. Ein empfehlenswertes Plug-in, bei dem vielleicht nur der Preis etwas hoch angesetzt ist.

 

Plug-in Formate: AAX, AU, VST3, VST2

Systemanforderungen:

‣ MacOS 10.9 oder neuer
‣ Windows 7 oder neuer
‣ iLok License Manager Version 3.1.7 oder neuer
‣ 200 MB Festspeicher erforderlich.

Preis: Bis zum 15.02. Sonderpreis $149 statt $199

Hersteller: Audified

Ein Bericht über die Zusammenarbeit von DW und Audified hier…

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2 Gedanken zu „Test: Audified DW Drum Enhancer

  1. Ulf

    Hallo Jürgen,
    ich finde es echt erstaunlich, wie ein so kleines und günstiges Ding den Drumsound aufpeppt. Ich werde zwar wohl nie im Leben Schlagzeug live einspielen, aber interessant finde ich es.
    Viele Grüße
    Ulf

  2. Jürgen Drogies Beitragsautor

    Ja, eine clevere Kombination von Funktionen und guter Sound. Manchmal denke ich, ich kenne schon alles, aber dann gibt es doch noch Überraschungen.
    Viele Grüße
    Jürgen

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