Test: IK Multimedia AmpliTube MESA/Boogie

Von | 14. September 2015

AmpliTube ist ein Gitarrenverstärker-Simulationsprogramm mit Tradition. Kein vergleichbares Programm verfügt über so viele Amps, Stomps und Cabinets wie AmpliTube 3 und der Umfang wird ständig erweitert. Bei der aktuellen Neuerscheinung geht es um eine Legende: MESA/Boogie.

AmpliTube Mesa/Boogie Collection - die Vorbilder

AmpliTube Mesa/Boogie Collection – die Vorbilder

Yes, Sir – I can boogie

Gitarristen MESA/Boogie Geräte vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Viele bekannte Künstler verwenden sie, z. B. Carlos Santana, Robben Ford, Larry Carlton, Keith Richards, Pete Townshend, Kirk Hammett. Manch ein Musiker hätte gern so einen Amp. Wer sich die MESA/Boogie-Collection von IK Multimedia zulegt, bekommt gleich 5 Geräte als Combo oder Head mit passenden Lautsprecherboxen in Software-Form.

Darüber spielen kann man, wenn das Programm als Plug-in in der DAW eingesetzt wird, aber auch die Benutzung als Standalone-Programm ist möglich.

Die IK Multimedia MESA/Boogie Collection:

Amplifiers

Mark III™ Combo

Mark IV™ Combo

Dual Rectifier® Head

Triple Rectifier® Head

TransAtlantic® TA-30 Combo

Cabinets

1×12″ Mark III™ Combo

1×12″ Mark IV™ Combo

2×12″ Rectifier® Horizontal

4×12″ Recto® Traditional Slant

1×12″ TransAtlantic® TA-30 Combo

Wer die neueste Version von AmpliTube 3 besitzt, kann als registrierter Kunde die Collection sofort im Custom Shop als Demo freischalten. Erweben lässt sie sich, indem man mit Credits oder ganz normal in Landeswährung bezahlt.

Das Auge hört mit

Die grafische Darstellung der Amps gefällt mir sehr gut, dadurch wir der Spaß-Faktor erhöht. Bis auf den TransAtlantic lässt sich die Ansicht auf Rückseite umschalten. Dort befinden sich noch zusätzliche Bedienelemente. Es lassen sich beispielsweise, wie beim Original verschiedene Röhren-Typen auswählen und der Soundcharakter kann zwischen „spongy“ (mehr vintage) und „bold“ (modern) umgeschaltet werden.

Weil mir die Grafik so gut gefällt, hier einige Bilder, bei denen ich die Darstellung der allgemeinen Bedienungselemente von AmpliTube weggelassen habe:

Mesa/Boogie Mark III

Mesa/Boogie Mark III

Mesa/Boogie Mark III, Rückseite

Mesa/Boogie Mark III, Rückseite

Mesa/Boogie Mark IV

Mesa/Boogie Mark IV

Dual Rectifier (Wegen der optischen Ähnlichkeit gibt es hier kein Extra-Bild zum Triple Rectifier.)

Dual Rectifier (Wegen der optischen Ähnlichkeit gibt es hier kein Extra-Bild zum Triple Rectifier.)

TransAtlantic TA-30 Combo

TransAtlantic TA-30 Combo

Presets

Die Presets empfinde ich als sehr praxis-tauglich. Für alle Hörbeispiele zu diesem Artikel habe ich Factory-Presets verwendet. Auch die kleinen Combo-Amps können ganz schön fetzen und sind nicht nur für Blues und Country-Pop geeignet.

Richtige Shredder-Klänge lassen sich am besten mit den Rectifier-Modellen erzielen. Der TransAmp TA-30 bringt vorwiegend „britische“ Sounds, aber auch Klänge, die an Fender-Amps erinnern.

Was mich stört sind die „Warnmeldungen“, die auftauchen, wenn man ein Preset wählt, das zusätzliche Erweiterungen verwendet, die man nicht besitzt. Das erinnert an die “in-App-Käufe”, die vor allem bei den Games für Mobilgeräte üblich sind. Zwar lassen sich trotzdem alle Presets benutzen, aber wenn man beispielsweise einen bestimmten Booster nicht besitzt, bleibt der Sound unvollständig. Falls das programmier-technisch möglich wäre, fände ich es besser, die Zusatzgeräte würden für das jeweilige Preset aktiviert, mit dem Hinweis, dass man sie erst nach einem Kauf auch in anderen Konfigurationen nutzen kann.

Warnung bei Preset-Auswahl

Warnung bei Preset-Auswahl

Die Preset-Rubrik „Artists“ bietet Sounds von Robin Finck (Nine Inch Nails, Guns’n Roses nach Slash) und Terrance Hobbs (Death-Metal-Band Suffocation).

Hörbeispiele

Um einen besseren Vergleich zu ermöglichen, habe ich für Akkorde und Solo-Beispiele jeweils dasselbe Sound-File verwendet. Die Tracks wurden mit meiner Fender Telecaster Custom eingespielt. Als DAW diente Logic Pro X.

Zuerst ganz ohne Plug-in, dann drei Beispiele mit verschiedenen Sounds des Dual Rectifier:

Verschiedene Klänge des TransAmp, Mark III und Triple Rectifier

Jetzt ein paar Lead-Sounds. Zuerst ein Ausschnitt von einem Gitarrensolo zusammen mit anderen Instrumenten; der Amp-Sound stammt vom Logic-internen Plug-in. Hier wurde viel Hall, Delay und Kompression verwendet. Danach die Gitarrenspur allein und ohne jede Bearbeitung.

Den nächsten Beispielen mit unterschiedlichen Mesa/Boogie-Sounds habe ich etwas Hall beigemischt, es gibt aber keine zusätzliche EQ-Bearbeitung

Fazit

Meine persönlichen Erfahrungen als Gitarrist mit realen Verstärkern sind Fender (Bandmaster, besitze ich noch), Marshall (ist lange her) und Vox AC 30 (ist verdammt lange her). MESA/Boogie-Amps haben ihren eigenen Sound und das hört (und fühlt) man, auch wenn man die Emulation von IK Multimedia am Gitarrenkabel hat. Verzerrungen klingen mit dieser Software nie künstlich „digital“ sondern dynamisch und echt, egal ob bluesig, crunchy oder im Shredder-Stil. Für die Echtheit des Sounds bürgt die Zusammenarbeit zwischen dem Hersteller der Originale und IK Multimedia. Nach Fender, Orange und anderen Marken besitzt die Firma einmal mehr die Lizenz, um Name, Logo und Typenbezeichnungen zu verwenden. Die MESA/Boogie-Collection ist eine empfehlenswerte Ergänzung zum reichhaltigen Angebot von AmpliTube 3!

Für alle Leser, die mehr über AmpliTube erfahren möchten, hier die Links zu meinen anderen Artikeln darüber:

Neue Amps und Stomps

Jimi Hendrix Anniversary Collection

AmpliTube Orange

Systemanforderungen AmpliTube 3:

Mac und Windows kompatibel, unterstützt jeweils auch 64-Bit Modus. Kann stand-alone oder als Plug-in verwendet werden.

Plug-in Formate: VST, RTAS, AAX, AU

Preise:

Mesa/Boogie Collection: 149,99 €

Einzelne Amps ab 34,99 €, Cabinets 9,99 €

Test der neuen AmpliTube Vollversion AmpliTube 4 jetzt hier…

Webseite des Herstellers: IK Multimedia

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17 Gedanken zu „Test: IK Multimedia AmpliTube MESA/Boogie

  1. Jörn

    Cool … MESA/Boogie. Mein Traum-Amp stammte wärend meiner alten Übungsbunker-Jahre von der Firma. Es blieb ein Traum. Für immer. Aber gut zu wissen, dass er in Form der virtuellen Version inzwischen bezahlbar wäre. Vielleicht komme ich ja doch noch mal darauf zurück.

  2. juergen Beitragsautor

    Der “Boogie” ist wohl zu Recht eine Legende. Ich bin immer wieder erstaunt, dass die virtuellen Amps so unterschiedlich klingen. Anscheinend gelingt es auch immer besser, einen speziellen Klangcharakter in Software “nachzubauen”. AmpliTube gehört auf jeden Fall zu meinen Favoriten. Demnächst erscheint Version 4.

        1. joern

          Hallo Heiko,

          danke für den Link. Ziemlich cool. Die 3er war aber auch echt lange aktuell. Gefühlt mindestens 2 oder gar 3 Jahre.

          Bin gespannt, wie die Kritiken zur 4er ausfallen!

  3. Heiko

    Hallo Jürgen,

    mein Gitarrenlehrer hatte damals einen Mark III und den Quad Preamp.

    Die fand ich damals (Ende der 80er) ziemlich toll, wenn auch für mich finanziell unerreichbar.

    In meiner Band Giants Causeway benutzte mein Co-Gitarrist dann eine Studio Preamp und die 50/50 Endstufe, ich dagegen einen Rivera M100.

    Die Boogies fand ich auch immer klasse, wobei mir heute der Sinn nach weniger Knöpfen steht 🙂

    Ähnlich wie beim Mark IV hatte auch mein Rivera alle möglichen Push/Pull-Potis um Frequenzen und Garnstufen zu boosten, was die ganze Sache natürlich klanglich flexibel machte, aber zur Hölle, wenn mal beim Transport sich die Potis verdrehten.

    Ich glaube heute würde ich mir den Mesa Boogie Triaxis-Preamp besorgen 🙂

  4. juergen Beitragsautor

    Ja, jeder hat so seine Erinnerungen. Als Mesa/Boogie populär wurde, hatte ich das live Spielen schon aufgegeben. Aber man verfolgt natürlich immer, was bei den Profis angesagt ist.
    Gruß
    Jürgen

    1. Heiko

      Die beste Gitarrenbox, die ich mal benutzen durfte, war eine MESA/Boogie 4×12 Half Back.
      Bei der Box waren die beiden unteren Speaker geschlossen, die beiden oberen offen wie bei einem Combo, und die Typen waren auch unterschiedliceh, ich glaub unten Celestions und oben MESA Black Shadow.

      Ich dachte ja, meine Rivera-Box wäre gut, aber die MESA war geradezu eine Erleuchtung 🙂

  5. Jörn

    Moin Heiko,

    “Amplitube 3 habe ich im März 2010 besprochen”. Heftig! Die zwei bis drei Jahre kamen mir auch irgendwie komisch vor, aber dass die 3er schon so lange die aktuelle Version ist, hätte ich nicht gedacht.

  6. juergen Beitragsautor

    Ist schon heftig, wie die Zeit vergeht, mir geht es genauso! Amplitube 3 hat während der 5 Jahre aber viel Zuwachs bekommen: Metal, Jimi H. Anniversary, Slash, Engl, Orange und vieles mehr. Nur das “Rahmenprogramm” und die älteren Module sind noch wie 2010.

  7. joern

    Hi Jürgen,

    AmpliTube hat ja zwischendurch (wenn ich es korrekt erinnere) auch Updates erhalten. Ich habe momentan keine Musiksoftware auf meinem iMac und kann nicht nachsehen, aber ich würde 2 Liegestützen wetten, dass Amplitude 3 längst eine höhere Versionsnummer als 3.0 hat.

    1. joern

      3.1.5? Klingt, als wäre in den letzten 5 Jahren so gut wie nichts mit AmpliTube passiert … 🙂

  8. Heiko

    Hallo Jürgen,

    was vielleicht noch mal interessant wäre:
    Amplitube 3 hat ja schon den American Lead Mark III und ein Reictifier-Modell drin.
    Wie verhalten sich den die Amplitube-Derivate zu den Modellen mit Boogies Segen 🙂

  9. joern

    Irgendwie faszinierend, wie gut der Name Boogie immer noch ist. Legendär.

    Nebenbei: Die für mich beste Amp-Simulation gehörte zur damaligen PowerCore-Karte. Da wurde ein Amp-Plugin mitgeliefert, dessen Namen ich vergessen habe. Ich glaube, das war ein Marshall.

    Später kam dann der TC-Thirty (Vox AC30) dazu. Aber das ist alles schon so lange her, dass ich nicht sicher bin, ob meine Erinnerung da etwas zu positiv zeichnet. Müsste man heute mal im Vergleich zu aktuellen Plugins hören. Leider hat TC die PowerCore Plugins nicht als native Versionen nachgeschoben.

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