Test: IK Multimedia T-RackS Mic Room

Von | 21. Mai 2016

Mikrofon-Modelling – was bringt das? Ich habe es mit dem T-RackS-Modul IK Multimedia Mic Room getestet.

Pimp my mic!

IK Multimedia Mic Room für PC und Mac lässt sich sowohl innerhalb der T-RackS Umgebung – auch Stand Alone – einsetzen, als auch separat als Plug-in in einem Audio-Track der DAW. Der Sound der Spur lässt sich so bearbeiten, dass es klingt, als sei sie mit einem von 20 wählbaren Mikrofonen aufgenommen worden. Dabei geht es in erster Linie um ein „Upgrade“, aber auch Lo-Fi Effekte sind möglich.

Die Bedienung

Man wählt zunächst über das Pop-up Menü SOURCE eines von 27 Mikrofonen als Quelle aus. Es sollte sich dabei um das Mikro handeln, das zur Aufnahme verwendet wurde, oder um ein ähnliches der gleichen Bauart (dynamisch, Kondensator, Bändchen). TARGET ermöglicht die Wahl des Ziel-Mikrofons. Die Liste umfasst hier 20 Mikrofone und eine altertümliche Telefonkapsel für Spezialeffekte. Die hauptsächliche Anwendung ist sicher, den Sound „aufzuwerten“, deshalb findet man in Mic Room vorwiegend Mikrofone der Spitzenklasse, für die man im Original auch Spitzenpreise bezahlen muss. Unter den Quell-Mikrofonen befinden sich auch alle Mikros der IK Multimedia iRig-Serie. Eines davon, das iRig Mic Studio habe ich ebenfalls in diesem Test berücksichtigt.

 

IK Multimedia T-RackS Mic Room

IK Multimedia T-RackS Mic Room

 

Zwischen den Abbildungen von Quell- und Zielmikrofon gibt es vier Bedienelemente. INPUT GAIN ist mit einem leuchtenden Ring umgeben, der den Pegel des Eingangssignals anzeigt. Mehr Pegel bedeutet hier auch stärkere Klangbeeinflussung, also bei einem höhenreichen TARGET Mikro eine Verstärkung der hohen Frequenzen. PROXIMITY simuliert den Nahbesprechungseffekt und hebt im Uhrzeigersinn die Tiefen an, während bei Drehung nach links die Aufnahme „schlanker“ klingt. Mit dem Regler HARMONICS lässt sich ein leichter Sättigungseffekt hinzufügen. Der rote Button IN dient als Bypass-Schalter.

Wie bei allen T-RackS-Modulen kann man bei Stereoaufnahmen wahlweise den linken oder den rechten Kanal getrennt bearbeiten oder im M/S-Modus Mittensignal und Seitensignal einzeln. Eigene Einstellungen lassen sich als Presets speichern und mit den Buttons A – C können vier Voreinstellungen direkt verglichen werden. Auch die Schaltfläche mit dem direkten Link zum Custom Shop ist vorhanden.

Virtual reality

In den Menüs ist durch Typenbezeichnung und Abbildung in den meisten Fällen zu erkennen, welches Mikro virtuell zur Verfügung steht. Die genaue Bezeichnung mit Herstellernamen findet man in dieser Tabelle.

20 enthaltene Mikrofone mit Typ und Hersteller

20 enthaltene Mikrofone mit Typ und Hersteller

 

Hörbeispiele

Ich besitze einige der Mikros aus Mic Room „in echt“ und war deshalb besonders gespannt auf die Vergleichsergebnisse. Alle Hörbeispiele wurden in Apple Logic Pro X aufgenommen. Weil man als Hörer bei Sprache und Gesang an Kompression gewöhnt ist, habe ich mit dem T-RackS Plug-in BLACK 76 komprimiert und im Master-Kanal zur Vermeidung von Übersteuerungen den T-RackS Stealth Limiter verwendet. Equalizer waren nicht im Einsatz.

 

Quelle: iRig Mic Studio, Ziel Neumann U87

Quelle: iRig Mic Studio, Ziel Neumann U87

 

Besipiel 1

Für mein erstes Beispiel habe ich das USB-Mikrofon iRig Mic Studio von IK Multimedia (Preis ca 200€) zur Aufnahme verwendet und dann zur „Veredelung“ das Neumann U87 (Preis ca 2500€) im Plug-in als Ziel gewählt.

Man hört viermal die gleiche Sprachaufnahme. Zuerst unbearbeitet, dann im zweiten Abschnitt die Grundeinstellung. Im dritten Teil habe ich INPUT GAIN um 8dB verstärkt und im letzten Abschnitt zusätzlich PROXIMITY auf Position 3 eingestellt, um etwas mehr Tiefe und Wärme in den Sound zu bekommen.

 

 

Falls jemand der Meinung ist, die hörbaren Unterschiede seien hier nicht sehr groß, stimme ich zu. Das spricht meiner Meinung nach für die Qualität des günstigen iRig Mic Studio.

Sennmann oder Neuheiser?

Das dynamische Mikrofon Sennheiser MD 421 gehört schon lange zu meiner Hardware-Ausstattung.

 

Dynamisches Mikro Sennheiser MD421

Dynamisches Mikro Sennheiser MD421

 

Beispiel 2

  1. Abschnitt: Sennheiser MD 421 original
  2. Abschnitt: Neumann TLM 102 – Sennheiser MD421 als Ziel-Sound

 

 

Kondensator Mikro Neumann TML120

Kondensator Mikro Neumann TLM 102

 

Beispiel 3

  1. Abschnitt: Neumann TLM 102 original
  2. Abschnitt: Sennheiser MD 421 – Neumann TLM 170 als Ziel-Sound

 

Beispiel 4

  1. Abschnitt: Neumann TLM 102 – Telefon als Ziel-Sound
  2. Abschnitt: Neumann TLM 102 – Neumann U87 als Ziel-Sound

 

 

Fazit

IK Multimedia Mic Room ist ein nützliches Werkzeug, um einem Mikrofon einen anderen Klangcharakter aufzuprägen, durchaus auch einen „edleren“!

Die Bedienung ist übersichtlich und unkompliziert. Meine Versuche, mit verschiedenen Mikrofonen den gleichen Sound zu erzeugen, zeigen, dass das annähernd funktioniert. Hundertprozentige Übereinstimmung ist schon deshalb nicht möglich, weil man als Sänger oder Sprecher nicht zweimal auf den Millimeter genau den selben Abstand und Winkel zum Mikro einhalten kann und weil die Intensität der Stimme auch nicht jedesmal genau gleich ist. Der Charakter verschiedener Mikrofonsysteme wie Kondensator/Bändchen/dynamisch wird überzeugend nachgebildet. Ohne Equalizer oder andere Plug-ins hinzuzunehmen, lässt sich mit drei Reglern der Sound beeinflussen. Als Tool zur Klangverbesserung von Mikrofonaufnahmen ist das T-RackS-Modul sehr gut geeignet.

Systemvoraussetzungen

Mac® (64 bit CPU oder 32 oder 64 bit Mac OS)

•Minium: Intel® Core 1,5 Prozessor, 2 GB RAM (4 GB empfohlen), Mac OS X 10.6 oder neuer.

•Unterstützte Plug-in Formate: Audio Units, VST , RTAS, AAX (32 und 64-bit).

 

Windows® (32 und 64 bit)

Minimum: Intel Pentium 4 2,4GHz oder Intel Core Duo oder AMD Athlon 64 X2, 4 GB RAM (4 GB empfohlen), Windows® 7, Windows® 8 or Windows® 10.

•Unterstützte Plug-in Formate (64-bit): VST, RTAS, AAX (32 und 64-bit).

Preis: €83,29

Hersteller: IK Multimedia

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

 

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

 

3 Gedanken zu „Test: IK Multimedia T-RackS Mic Room

  1. Domi

    Hi Jürgen,

    du schreibst:
    “Falls jemand der Meinung ist, die hörbaren Unterschiede seien hier nicht sehr groß, stimme ich zu. Das spricht meiner Meinung nach für die Qualität des günstigen iRig Mic Studio.”

    Nein, das spricht für die schlechte Emulation der Software. Der Test würde erst dann Sinn machen, würdest du eine “echte” Aufnahme mit einem U87Ai und der “U87Ai-Emulation” vergleichen. Bei deinem iRig / U87Ai – Vergleich gehst du davon aus, dass die Softare klangliche Eigenschaften des U87 perfekt darstellt.

    Wir haben die Freifeld- und Diffusfeldfrequenzgänge des iRigs (und U87Ai) mal im refelxionsarmen Raum der TU Berlin gemessen. Als auch Impulsverhalten, Ersatzgeräuschpegel (A-bewerteter + CCIR Rauschpegel) und pegelabhängige nichtlineare Verzerrungen (THD). Die beiden Mikros Unterscheiden sich sehr, sehr stark!

    besten Gruß
    Domi

    1. juergenD

      Hallo Domi,
      ich habe leider kein U87 zur Verfügung. Impulsverhalten, Ersatzgeräuschpegel (A-bewerteter + CCIR Rauschpegel) und pegelabhängige nichtlineare Verzerrungen (THD) können von einem Plug-in sicher nicht emuliert werden. Ich gehe davon aus, dass sich die Emulation nur auf den Frequenzgang beschränkt. Der Sound wird jedenfalls eine Spur “seidiger”, was einer DAW-Musikproduktion sicher nicht schadet.
      Beste Grüße
      Jürgen

  2. juergenD

    Ergänzung zum vorherigen Kommentar
    Im Fazit meines Artikels steht: “IK Multimedia Mic Room ist ein nützliches Werkzeug, um einem Mikrofon einen anderen Klangcharakter aufzuprägen, durchaus auch einen „edleren“! Die Bedienung ist übersichtlich und unkompliziert. Meine Versuche, mit verschiedenen Mikrofonen den gleichen Sound zu erzeugen, zeigen, dass das annähernd funktioniert.”
    Jürgen

Kommentare sind geschlossen.