Test: IK Multimedia T-RackS Stealth Limiter

Von | 23. August 2015

Die T-RackS-Familie hat wieder einmal Nachwuchs bekommen. Der Mastering Peak Limiter „Stealth Limiter” wurde so konstruiert, dass der Mix lauter klingt, ohne dass die Transparenz leidet oder Verzerrungen entstehen.

IK Multimedia Stealth Limiter

IK Multimedia Stealth Limiter

Darf es noch ein bisschen lauter sein?

Weil der Pegel einer Musikaufzeichung nach oben hin physikalisch begrenzt ist, geht es beim „Loudness War“ nicht um die maximale Lautstärke, sondern um die Lautheit. Stark komprimierte Musik wirkt durch die geringeren Dynamik-Unterschiede bei gleichem Spitzenpegel sehr viel lauter.

Im Radio ist das wichtig, weil laute Musik mehr auffällt und in den Ohren der meisten Menschen besser klingt, daher tobt seit Jahren der „Krieg“ um den lautesten Song. Radiostationen komprimieren die Musik bei der Sendung auch noch zusätzlich.

Gegenbewegungen gibt es auch; lehrreich und informativ ist die Website der Pleasurize Music Foundation.

Aber das ist nicht alles, die Hörgewohnheiten haben sich verändert. Rock- und Popmusik bekommt mehr „Druck“ durch Kompression – innerhalb von Grenzen. Diese Grenzen werden überschritten, wenn Attack-Phasen abgeschnitten werden und der Sound nicht mehr „knackig“ sondern „matschig“ klingt und wenn hörbare Verzerrungen entstehen.

Beim Mastering wird oft eine Kette von Hardware-Geräten oder Plug-ins verwendet, um dem Mix den letzten Schliff zu geben. Am Ende dieser Kette befindet sich ein „Brickwall“-Limiter, der für zusätzliche Lautheit sorgt und gleichzeitig verhindert, dass der Pegel die Vollaussteuerung von 0dB überschreitet. Es ist üblich, den Spitzenpegel mit etwas Reserve auf einen Wert zwischen – 0,1 und – 0,3 dB einzustellen.

Mehrere Software-Hersteller bieten einen solchen Limiter als Plug-in an, der mehr Lautheit bei gleichzeitig unverfälschtem Sound erzeugen soll.

T-RackS

Die Mastering-Suite T-RackS gibt es schon lange, wird aber vom Hersteller IK Multimedia ständig aktualisiert. T-RackS kann als eigenständiges Mastering-Programm mit beinahe beliebig vielen kombinierbaren Modulen verwendet werden, oder als Plug-in einer DAW, die die üblichen Schnittstellen VST, RTAS, AAX oder AU unterstützt. Die Module lassen sich auch einzeln in den Plug-in Slot eines Hostprogramms laden, sodass man sie auch beim Mix in einzelnen Spur- oder Aux-Kanälen benutzen kann. Mit dem T-RackS-Modul „Brickwall Limiter“ war IK Multimedia bisher schon sehr gut im Rennen. Das neue Modul „Stealth Limiter“ bietet noch einige Besonderheiten.

Die t-RackS Mastering-Suite standalone

Die t-RackS Mastering-Suite standalone

Der IK Multimedia T-RackS Stealth Limiter

Die grafische Bedienungsoberfläche zeigt, dass es sich beim Stealth Limiter um eine innovative Neuschöpfung handelt und nicht um die Emulation von Hardware. Mein Dictionary übersetzt „stealth“ mit Heimlichkeit, List, Schläue. Das beschreibt genau das Ziel dieses Plug-ins, denn der Hörer soll gar nicht merken, dass hier ein Begrenzer am Werk war. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es einer intelligenten Programmierung.

ISPL

Eine Besonderheit ist der INTERSAMPLE PEAK LIMITER. Digitales Audio wird im Wandler des CD-Players mit Oversampling bearbeitet. Das ist eine Funktion, mit der die „Stufen“ der digitalen Aufzeichnung zu „Kurven“ geglättet werden. Wenn dabei der „Bogen“ zwischen zwei voll ausgesteuerten Samples 0dB überschreitet, kann es zu hörbaren Verzerrungen kommen. Ein ähnlicher Effekt kann beim De-Komprimieren von mp3-Files auftreten. Die ISPL-Schaltung sorgt dafür, dass diese Gefahr, die vor allem bei preiswerten Wandlern besteht, vermieden wird. ISPL berechnet die durch A/D-Wandlung resultierende Analog-Wellenform im voraus und steuert das Signal entsprechend.

Einfach und doch vielseitig

Attack-Time, Release-Time und ähnliche Einstellungen sucht man beim Stealth Limiter vergeblich, das macht er automatisch. Und er macht es sehr gut, wie ich festgestellt habe. Um die Bedienung zu erleichtern, lässt sich eines der vielen Presets auswählen, die aussagekräftige Bezeichnungen haben.

Presets

Presets

Damit man die Preset-Namen vollständig versteht, ist es nötig, sich mit den erweiterten Möglichkeiten des Stealth Limiters vertraut zu machen.

Plug-in GUI

Plug-in GUI

Regler, Schalter und Display

Mit dem Schalter RESET auf der linken Seite kann man alle Einstellungen zurücksetzen. Darunter gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen Stereo-Bearbeitung oder Bearbeitung des linken oder rechten Kanals mit unterschiedlichen Einstellungen. INPUT bestimmt, wie stark das Signal komprimiert wird, OUTPUT CEILING ermöglicht es, den Spitzen-Ausgangspegel zwischen – 20dB und 0 dB festzulegen; – 0,1dB ist der Default-Wert.

Das große, blaue Display zeigt Input- und Output-Werte als Spitzenpegel (PEAK) und Durchschnittswert (RMS) an. Am mittleren Balken kann man den gegenwärtigen Kompressionswert (REDUCTON) verfolgen. Wenn die ISPL-Schaltung aktiv ist, erschein darunter der Schriftzug INTERSAMPLE PEAK LIMITER.

Die Schaltzentrale für erweiterte Funktionen

Die Schaltzentrale für erweiterte Funktionen

Im Mittelfeld

Im Bereich MAIN gibt es zunächst einen Bypass-Schalter mit dem man das Plug-in vorübergehend ganz deaktivieren kann. Mit „unity gain monitor“ lassen sich unbearbeitetes und bearbeitetes Signal bei gleichem Pegel vergleichen. Der „infrasonic filter“ ist ein Filter vierter Ordnung und wirkt als Highpass bei 22Hz. Damit lassen sich Störgeräusche unterhalb der Hörschwelle entfernen, die sonst Einfluss auf die Kompression haben könnten.

MODE erlaubt die Umschaltung zwischen „tight“, „balanced“, hamonics 1“ und „harmonics 2“. Während „tight“ für ein glasklares, unbeeinflusstes Klangbild steht, fügen die anderen Modi mit ansteigendem Grad einen Sättigungseffekt hinzu. Besonders im Vergleich zwischen „tight“ und „harmonics 2“ ergibt sich nochmal eine subjektiv empfundene Steigerung der Lautheit. Der Effekt ist sehr subtil und erzeugt einen „Analog-Touch“ ohne negative Auswirkung; die Einstellung ist einfach Geschmacksache.

ISPL kann ausgeschaltet bleiben, vierfach oder 16-fach angewendet werden. Die Einstellung 16X erhöht die CPU-Last erheblich, was aber beim Mastering keine große Rolle spielen dürfte, weil man dabei nicht gleichzeitig mit virtuellen Instrumenten und Hall-Plug-ins arbeiten wird.

DITHERING glättet den Sound beim Berechnen (Rendern/Bouncen) der finalen Stereodatei. DAWs und Mastering-Programme sind oft damit ausgestattet, wenn nicht, kann das der Stealth Limiter übernehmen. Die Einstellungen sind 0FF, 16-Bit und 24-Bit.

Hörbeispiele

Um einen besseren Vergleich zu ermöglichen, habe ich immer den selben Demo-Song in gekürzter Version verwendet. Der Track wurde ausschließlich mit Instrumenten auf Sampling-Basis eingespielt. Als DAW diente Logic Pro X; Plug-ins von verschiedenen Herstellern kamen zum Einsatz.

Zuerst ohne Stealth Limiter:

6dB Boost Tight Mode:

9dB Boost Tight Mode:

Bisher habe ich immer den „Tight Mode“ ohne Sättigungs-Effekt verwendet. Nächstes Beispiel 9dB Boost Balanced Mode

9dB Boost Harmonics 1 Mode:

9dB Boost Harmonics 2 Mode:

Besonders beim Vergleich von 9dB Boost Tight Mode mit 9dB Boost Harmonics 2 Mode gewinnt man bei ansonsten gleicher Einstellung den Eindruck von zusätzlicher Lautheit.

Dadurch, dass nach der Bearbeitung leise Töne lauter zu hören sind, werden auch geräuschhafte Anteile deutlicher, wie die absichtlich leicht angezerrte Amp-Simulation beim Bass und der Growl-Effekt bei den Bläsern. Vom Klangeindruck gefällt mir Beispiel 2 (6dB Boost Tight Mode) am besten.

Noch mehr Beispiele kann man auf der Webseite von IK Multimedia anhören. Wenn man etwas hinunter scrollt, findet man Vergleiche mit 4 Konkurrenz-Produkten mit Musik verschiedener Genres.

Fazit

Der IK Multimedia „Stealth Limiter” hält, was er verspricht. Die Musik klingt lauter, bleibt aber transparent. Auch wenn die Dynamik rein technisch gesehen eingeschränkt wird, bleibt der perkussive Charakter von Instrumenten erhalten. Drums klingen knackig und klar; man hat niemals den Eindruck, dass ein lauteres Instrument die anderen in den Hintergrund drückt. Die Bedienung ist sehr einfach, meistens gibt es zum „Lautmachen“ ein passendes Preset oder man bedient einen einzigen Regler: Input. Die Zusätzliche Funktionen runden das Bild des professionellen Mastering Limiters ab. Mit Inter-Sample Peak Limiting ist man auf der sicheren Seite bei der Wiedergabe auf Consumer-Geräten. Die verschiedenen Modi ermöglichen einen Sättigungseffekt mit Analog-Feeling. Der „Stealth Limiter“ ist eine „Geheimwaffe“ bei der modernen Musikproduktion!

Für alle Leser, die mehr über T-RackS erfahren möchten, hier die Links zu meinen anderen Artikeln darüber:

T-RackS CS

Neue Module

Systemanforderungen T-RackS:

Mac und Windows kompatibel, unterstützt jeweils auch 64-Bit Modus.

Plug-in Formate: VST, RTAS, AAX, AU

Preis: 118,99 € (Dez. 2016)

Webseite des Herstellers: IK Multimedia

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

5 Gedanken zu „Test: IK Multimedia T-RackS Stealth Limiter

  1. Manfred Tegler

    DANKE vielmals für den tollen und ausführlichen Test !
    Liebe Grüsse und alles gute : M.T.

  2. JT

    Der mit Abstand beste Limiter..meinen Oxford habe ich eingemottet

  3. Patrick

    Interessant wäre ein vergleich mit dem Ozone 7 IRC 4 Limiter.
    Ich glaube nicht das der hier besser ist. Zumindest auf keinen fall so das er 125 euro kostet
    wenn man für 250 die ganze mastering suite Ozone 7 bekommt mit Dynamischen Eq etc.

    Also 125 Finde ich ein bisschen …. viel

    1. Spiro

      Ganz deiner Meinung.
      Ich habe Ozone 7. Hammer limiter!
      Echt komisch aber ich kann keinen einzigen vergleich zwischen Ozone IRC4 und Stealth limiter irgendwo finden

      Ja 125 ist heftig. Aber es geht noch schlimmer. Der AOM Invisible Limiter G2 Kostet 200……. aua…

      Ich verstehe eh nicht individuelle Plugins die mehr als 80 euro kosten. Vor allem wie dein vergleich auch sagt
      , wie schaffen es die Ozone leute sowas gutes für 250 anzubieten mit 6-7 sehr gute plugins(hab gerade nicht im kopf wieviele modules in Ozone 7 drin sind)und Ik multimedia ein einziges plugin für die hälfte.

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