Test: Native Instruments Monark

Von | 13. September 2013
Native Instruments Monark

Native Instruments Monark

Mit dem Monark hat Native Instruments einen virtuellen Synthesizer nach dem Vorbild des Minimoog auf den Markt gebracht.

/na/f058b5c09fa04ba7904a9f88d721937f” width=”1″ height=”1″ alt=””>

Lang lebe die Monarkie!

Oft habe ich den Ehrgeiz, beim Testen eines neuen Produkts einer der ersten zu sein. Bei Monark war es anders. Wie viele Synthesizer-Plug-ins braucht der Mensch? fragte ich mich und kam zu dem Schluss, es gäbe schon mehr als genug. Aber dann las ich einen positiven Bericht nach dem anderen und am Ende siegte die Neugierde. Nach einigen Stunden Beschäftigung mit Monark war es mir klar, warum ihm unter all den Moog-Clones der Thron gebührt.

Reaktor

Monark ist ein Reaktor-Instrument und wird in Native Instruments Reaktor 5 über den Reiter „Player“ und dann mit Doppelklick auf „Monark.ens“ gestartet. Die Reaktor-Oberfläche lässt sich weitgehend ausblenden; damit verringert sich der Platzbedarf auf dem Monitor. Der kostenlos Reaktor Player ist ebenso geeignet. Einziger Unterschied: Eigene Soundeinstellungen werden dort nur mit dem jeweiligen Projekt gespeichert und lassen sich nicht in anderen Projekten aufrufen.

Native Instruments Reaktor 5, Synthesizer Monark

Native Instruments Reaktor 5, Synthesizer Monark

Form follows function

Ein Prinzip für gutes Design besagt, dass das Styling eines Produkts nicht auf Kosten der Bedienbarkeit gehen darf. In dieser Beziehung ein ganz großes Lob für die grafische Gestaltung! Die Oberfläche sieht aus wie die fotorealistische Darstellung eines „echten“ Geräts, aber auch die kleinsten Beschriftungen besitzen genug Kontrast, um ohne Anstrengung am Monitor abgelesen zu werden und die Regler und Schalter sind so weit voneinander entfernt, dass sie sich gezielt und sicher mit der Maus bedienen lassen.

Monark wie Mono

Der Monark ist wie sein Vorbild monophon. Das ist aber kein Nachteil, denn alle Feinheiten im Ausdruck hört man am besten bei einer Einzelstimme. Das ist wie der Unterschied zwischen Sologesang und Chorgesang. Beides hat seine Berechtigung, aber der Monark ist nun mal als Solist konzipiert.

Ganz stimmt das nicht, denn die bis zu drei Oszillatoren, die das Signal liefern, lassen sich auch in harmonischen Intervallen stimmen. Dann sind auch Akkorde möglich, die aber immer auf jeweils eine Taste reagieren.

Unregelmäßigkeiten verleihen Charakter

Elektronische Instrumente mit Analog-Technik haben den Ruf, wärmer, druckvoller – lebendiger zu klingen, als rein digitale Geräte. Eigentlich sind es die kleinen Fehler, die diesen Effekt verursachen. Verzerrungen und mangelnde Stimmstabilität durch „driftende“ Oszillatoren. Native Instruments ist es ganz hervorragend gelungen, dieses analoge Verhalten in die digitale Welt zu übertragen.

Die Bedienelemente des virtuellen Minimoog "Monark"

Die Bedienelemente des virtuellen Minimoog “Monark”

Bedienung von links nach rechts

Wie beim Vorbild Minimoog gibt es vier Bereiche und die Einstellmöglichkeiten sind beinahe identisch.

  1. Der Bereich CONTROL beinhaltet Einstellungen, die sich auf das gesamte Instrument beziehen, wie Oktav-Lage, Feinstimmung, Glide-Effekt, Pitch-Bender, Modulationsrad und Mix der Modulations-Quellen (OSC 3 oder Noise).
  2. OSCILLATORS. Hier wird der Klang mit bis zu drei Oszillatoren erzeugt. Fußlage, Modulations-Schalter, Feinstimmung und Wellenform lassen sich einstellen. Ist der Schalter „K.T.“ ausgeschaltet, arbeitet Oszillator 3 als LFO für Pitch- und/oder Filter-Modulation.
  3. MIXER. Die Lautstärke der drei Oszillatoren und des Noise-Generators wird hier geregelt. Alle Soundquellen lassen sich mit Leucht-Tasten ein- und ausschalten. Der Regler „Load“ kann dem Sound Sättigung beimischen, die eine angenehme, röhrenartige Verzerrung bewirkt. „Feedback“ aktiviert eine Schaltung, die das Ausgangssignal wieder dem Filter zuführt. „Load“ und „Feedback“ gab es am Minimoog nicht, es sind Erweiterungen, die dem Software-Instrument hinzugefügt wurden.
  4. FILTER & AMP. Auch hier besitzt Monark eine Erweiterung, denn neben dem 24dB-Filter (Schalter-Stellung „MM“ wie Minimoog) gibt es je ein Filter mit 12dB und 6dB Flankensteilheit pro Oktave, sowie eine Bandpass-Einstellung. Die Hüllkurven für Filter und Amplifier haben Regler für Attack, Decay und Sustain. Wie beim Vorbild lässt sich eine Release-Phase für den Ausklang nach dem Loslassen einer Taste mit einem Schalter aktivieren. Ganz oben rechts findet man noch einen horizontalen Schieberegler für die Gesamtlautstärke des Plug-ins.

Die Ansicht “B” ermöglicht individuelle Einstellungen.

Die B-Seite

Nach einem Klick auf das „B“ oben links, erscheint die „Rückseite“ des Synthesizers. Dort lassen sich verschiedene Feineinstellungen vornehmen (Siehe Abbildung). Drei „Settings“ können angelegt werden. Das gewählte Setting bleibt beim Wechsel eines Presets aktiv, man muss also nicht nach jedem Soundwechsel die Einstellungen der „B-Seite“ erneut an die eigenen Spielgewohnheiten anpassen. Leider lässt sich die von mir bevorzugte Pitch-Bend-Range (+/- 2 Halbtöne) nicht realisieren; der Bereich lässt sich zwischen +/- 5 und +/- 9 Halbtönen einstellen. Auch die Oszillatordrift lässt sich hier beeinflussen und dem eigenen Geschmack anpassen.

Ein Vergleich

Ein optischer und ein akustischer Vergleich stehen am Anfang meiner Hörbeispiele. Die beiden Abbildungen zeigen die für das Klangbeispiel verwendeten Einstellungen der Regler. Zuerst hört man den Arturia Minimoog-V, danach den Monark. Ich habe versucht, die Sounds so ähnlich wie möglich einzustellen und dabei auf Plug-in-typische Besonderheiten wie „Load“ und „Feedback“ verzichtet. Beim Vergleich der grafischen Oberflächen ist erkennbar, dass Arturia in Form und Farben den Originalsynthesizer maßstabgetreu abbildet. Der Monark zeigt sich übersichtlicher und augenschonend, trotzdem wirkt die Oberfläche „sexy“.

Zum Vergleichen der Bedienungsoberflächen bitte das jeweilige Bild per Mausklick vergrößern!

Arturia Minimoog-v mit den Einstellungen des Hörbeispiels

Arturia Minimoog-v mit den Einstellungen des Hörbeispiels

NI Monark mit den Einstellungen des Hörbeispiels

NI Monark mit den Einstellungen des Hörbeispiels

Den Sound des Arturia Minimoog-v mag ich nach wie vor. Als Solo-Instrument finde ich Monark besser, aber auch der Arturia Synth hat seine Stärken. Er ist polyphon und verfügt über Delay- und Choruseffekt, sowie über eine Oszillator-Sync-Schaltung und Soft-Clipping.

Hier habe ich mir einen Solo-Sound „geschraubt“:

Ich beurteile Sounds immer gern eingebettet in einen Mix. Hier dasselbe Solo, aber mit Delay, Hall und ein paar zusätzlichen Instrumenten:

Presets

Der Monark wird mit 383 Presets geliefert. Hier einige davon mit meiner Solo-Sequenz. Alle Sounds sind „pur“, ich habe auf Delay, Hall und sonstige Effekte verzichtet, auch Kompression wurde nicht angewandt. Die Auswahl ist natürlich subjektiv geprägt. Unter den vielen Presets gibt es Sounds für jede Stilrichtung, von „klassischer“ Elektronik bis zu Techno und Dubstep.

Preset „Sha Boop“:

Preset „Major Triad“. Dreistimmig, deshalb keine LFO-Modulation möglich:

Preset „Funky Fifth“:

Preset „Lucky Goom“:

Als nächstes eine Zusammenstellung mehrerer Bass-Sounds. Einer davon klingt so tief, dass man über Laptop-Lautsprecher kaum etwas hören kann:

Eine kleine Sound-Galerie der Effekt-Klänge:

Geschraubtes

Ein tolles Feature ist die Zuweisung von Hardware-Controllern per MIDI-Learning. Hier wird der Regler “Contour” einem Drehknopf des Keyboards zugeordnet, indem der Regler am Keyboard bewegt wird. Die Funktion wird mit der rechten Maustaste aufgerufen.

Die MIDI-Learn Funktion

Die MIDI-Learn Funktion

Beim Abspielen der folgenden Sequenz habe ich an den Reglern für Cutoff, Resonance und Contour gedreht und dieses dabei in Logic auf einer Spur mit gleichem Kanal aufgezeichnet. Als Hardware habe ich mein kleines Arturia Keyboard „The Factory“ benutzt.

Hardware-Steuerung des Monark mit dem Arturia Keyboard

Hardware-Steuerung des Monark mit dem Arturia Keyboard

Fazit

Monark hat mich voll und ganz überzeugt. Der Sound ist klasse, die Bedienung übersichtlich. Ich besitze keinen Minimoog zum direkten Vergleich, aber verglichen mit anderen Plug-ins und gesampelten Moog-Sounds schneidet er meiner Meinung nach am besten ab. Er hat Biss, er klingt „analog“, er klingt lebendig. Auch wer schon viele Synthesizer Plug-ins mit vielen tollen Sounds besitzt, wird die Anschaffung nicht bereuen. Für mich ist der Monark eindeutig der King unter den Mini-Moog-Emulationen, dafür vergebe ich gerne den Redaktionstipp!

Systemvoraussetzungen:

Windows:
Windows 7 oder Windows 8 (aktuelles Service Pack, 32/64 Bit), Intel Core Duo oder AMD Athlon 64 X2, 2 GB RAM (4 GB empfohlen)

Mac:
Mac OS X 10.7 oder 10.8 (letztes Update), Intel Core 2 Duo, 2 GB RAM (4 GB empfohlen)

Schnittstellen:
• Stand-alone
• VST
• Audio Units
• RTAS (Pro Tools 9 + 10)
• ASIO
• CoreAudio
• WASAPI

Preis: € 99,— (Download)

Internetseite des Herstellers: Native Instruments

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

3 Gedanken zu „Test: Native Instruments Monark

  1. Juergen

    Ich habe mir gerade mein letztes Soundbeispiel noch einmal direkt aus Logic X angehört. Von den ganz tiefen Basstönen ging leider in der Version, die hier zu hören ist (mp3 mit 256 kBit/s), etwas verloren. Es klingt also im Original besser!

  2. Pingback: Zwischen den Jahren › Juergen

  3. Pingback: Praxis-Test: Native Instruments KOMPLETE KONTROL S88 › music-knowhow

Kommentare sind geschlossen.