Test: VSL Vienna Ensemble PRO 5

Von | 14. August 2013
VSL Vienna Ensemble PRO 5

VSL Vienna Ensemble PRO 5

Seit Apple mit Logic Pro X die 32-Bit Bridge gestrichen hat, stehen alternative Lösungen hoch im Kurs. Vienna Ensemble PRO 5 erlaubt in jeder DAW die gleichzeitige Verwendung von 32-Bit und 64-Bit Plug-ins und kann noch sehr viel mehr.

Ganz großes Kino

Die Vienna Symphonic Library ist ein Top-Produkt, wenn es um Orchester Samples geht. Beste Qualität bedeutet beim Sampling aber auch, dass viele Einzelsamples für jeden Ton eines Instruments nötig sind. Bei Orchester Libraries wächst deshalb der Speicherbedarf in den mehrstelligen Gigabyte-Bereich.

Auch die CPU bekommt ordentlich Arbeit. Deshalb ist es bei großen Projekten, z. B. bei der Filmvertonung üblich, die Last auf mehrere Computer zu verteilen. Vienna Ensemble PRO 5 ermöglicht es, PCs und Macs – auch gemischt – über Netzwerkkabel zu synchronisieren. Instrumenten-Plug-ins, nicht nur von VSL, sondern auch von anderen Anbietern, können eingebunden werden. Das Programm ist deshalb viel mehr als nur eine Ergänzung zur VSL-Library.

Auch auf einem einzelnen Mac oder PC dient Vienna Ensemble PRO 5 als zusätzliches, mit dem Sequencer verknüpfbares Mischpult, mit dem virtuelle Instrumente im Panorama verteilt und mit Effekten versehen werden können. Das Programm ist als Plug-in oder als Standalone-Software lauffähig.

Installation und Lieferumfang

Der Download erfolgt von der VSL-Website, alternativ kann man sich das Programm gegen Aufpreis auf einem USB-Stick schicken lassen. Als Kopierschutz dient ein USB-Dongle (Vienna Key oder eLicenser von Steinberg oder Arturia). Jeder Computer im Verbund braucht einen solchen Key. Zum Lieferumfang gehören Serien-Nummern für drei zusätzliche Rechner die mit dem Host verbunden werden können.

Eine zuverlässige Brücke

Der Hauptvorteil des 64-Bit Modus besteht für eine DAW darin, dass man sehr viel RAM verwenden kann. Plug-ins, die nur 32-Bit-fähig sind, können dann aber nicht eingesetzt werden, es sei denn mit Hilfe zusätzlicher Software.

Sowohl Logic-Pro-9-User als auch Benutzer von Cubase kennen es, dass beim Betreiben der DAW im 64-Bit-Modus die jeweilige 32-Bit-Bridge abstürzt wie die Hängebrücke in einem Abenteuer-Action-Film. Ich habe das mit Logic Pro 9 oft erlebt, wo sich allerdings nicht das Hauptprogramm, sondern „nur“ die Bridge verabschiedet, es aber nach dem Klick auf „Erneut öffnen“ lange dauern kann, bis manche Plug-ins ihre Samples wieder neu geladen haben.

Seit ich jedoch Vienna Ensemble PRO 5 benutze möchte ich sagen: „Geht doch!“ Egal ob die DAW mit 32- oder 64-Bit läuft, es lassen sich sowohl 32-Bit Plug-ins als auch 64-Bit Plug-ins im gleichen Projekt verwenden.

Schritt für Schritt

Zuerst startet man Vienna Ensemble PRO Server in der 32- oder in der 64-Bit Version oder auch beide Versionen.

 

Server 32-Bit Version

Server 32-Bit Version

 

Im zweiten Schritt wird Vienna Ensemble PRO als Instrument im Sequencer eingesetzt (je nach Sequencer im Format VST, VST3, AU, AAX oder RTAS).

 

Vienna Ensemble PRO 5 wird in Logic Pro X als AU-Instrument eingesetzt

Vienna Ensemble PRO 5 wird in Logic Pro X als AU-Instrument eingesetzt

 

Das Fenster SERVER INTERFACE erscheint im Status NOT CONNECTED.

 

Server Interface NOT CONNECTED

Server Interface NOT CONNECTED

 

Nach einem Klick auf CONNECT sieht man die verfügbaren Server-Instanzen (AVAILABLE INSTANCES) mit ihren IP-Nummern. In meinem Beispiel sind zwei Instanzen geöffnet, einmal 32- und einmal 64-Bit Server. Da sie sich auf demselben Rechner befinden, haben sie die gleiche IP.

 

Zwei Instanzen sind hier verfügbar

Zwei Instanzen sind hier verfügbar

 

Nach Auswahl eines Servers und Klick auf CONNECT erscheint die Mixer-Oberfläche von Vienna Ensemble PRO Server mit einem Stereo-Kanal.

Es ist zweckmäßig, diese Ansicht auf einen zweiten Monitor zu verschieben. Sollte die Ansicht hinter anderen Fenstern verschwinden, lässt sie sich mit dem Button RAISE auf dem Server Interface wieder ins Blickfeld holen.

Was geht?

Wie gewünscht, kann man bei Bedarf mehrere Instanzen von Vienna Ensemble PRO einsetzen oder auch mehrere Instrumenten Plug-ins innerhalb einer Instanz. Den zweiten Weg demonstrieren meine Screenshots. Ich habe im Mixer von Vienna Ensemble PRO das “Horns”-Patch vom VSL Epic Orchestra eingesetzt und in einem weiteren Mixer-Kanal das 32-Bit Plug-in „Sample Moog“ von IK Multimedia mit einem Synthesizer-Sound. Auf diese Weise habe ich hier einen Layer-Sound erstellt, beide Instrumente reagieren auf den gleichen MIDI-Kanal.

 

Plug-in Vienna Instruments mit einem Patch des Epic Orchestra

Plug-in Vienna Instruments mit einem Patch des Epic Orchestra

 

Mixer Ansicht

Mixer Ansicht

 

Plug-in IK Multimedia Sample Moog (32-Bit)

Plug-in IK Multimedia Sample Moog (32-Bit)

 

 

Flexibilität

Die Möglichkeiten mit Vienna Ensemble PRO 5 sind zahlreich. Mit Hilfe des Audio Input Plug-ins lassen sich Audiospuren bearbeiten.

 

Audio Input wird als Effekt-Plug-in eingesetzt

Audio Input wird als Effekt-Plug-in eingesetzt

 

Wenn Vienna Ensemble PRO 5 als VST3, RTAS und AAX Plug-in verwendet wird, stehen ohnehin mehrere MIDI Ports zur Verfügung. Das Event Input Plug-in fügt pro Instanz 16 MIDI-Kanäle hinzu, wovon VST und AU Anwender profitieren.

 

Event Input

Event Input

 

Besondere Eigenschaften in Stichwörtern

  • Die Latenzkompensation kompensiert beim Abspielen automatisch die Latenz in allen Instanzen von Vienna Ensemble PRO 5, auch wenn unterschiedliche Latenzwerte zum Einspielen eingestellt wurden.
  • Die Software verfügt über vollständigen Surround Support.
  • Mit dem Transport Play/Stop Button lässt sich der Sequencer aus Vienna Ensemble PRO heraus starten und stoppen.
  • Mixer-Kanäle lassen sich umarrangieren, Fenster an- und abdocken.
  • Undo/Redo für nahezu alle Aktionen, auch für Plug-ins anderer Hersteller.
  • Besitzer des VSL-Faltungshalls Vienna MIR PRO (24) können diesen direkt in den Mix integrieren.
  • Die Funktion „Preserve“ gestattet es, Samples der VSL-Library oder auch eines anderen Herstellers geladen zu lassen, während zwischen verschiedenen Projekten gewechselt wird.
  • Alle Funktionen sind vom Master-Host automatisierbar.
  • Konfigurationen lassen sich speichern und bei Bedarf wieder laden.

 

Epic Orchestra

Zum Lieferumfang gehört die Library „Epic Orchestra“, die einen Vorgeschmack auf die „großen“ VSL-Libraries bietet und ca. 9 GB Sampling-Daten in 24 Bit umfasst. Auf der Festplatte benötigt diese Sample Library dank Echtzeit-Dekompression nur 6,2 GB an Speicherplatz.

Hier die Instrumente und Artikulationen:

Appassionata Strings-Ensemble:
 Violinen, Violen, Celli, Bässe
. Als ein Ensemble über den ganzen Bereich des Keyboards gemapped, von den Bässen bis zu den Violinen 
Spielweisen: Staccato, sustained, sforzato, tremolo, pizzicato
Holzbläser-Ensemble:
 Piccolo, 3 Flöten, 3 Klarinetten, 3 Fagotte, Kontrafagott
 Als ein Ensemble über den ganzen Bereich des Keyboards gemapped, vom Kontrafagott bis zur Piccoloflöte.
 Spielweisen: Staccato, sustained
Oboe d’amore:
 Spielweisen: Staccato, sustained, Legato-Performances
Kornett: 
Spielweisen: Staccato, sustained, Legato-Performances, Portamento-Performances
Epic Horns (8 Hornisten) 
Spielweisen: Staccato, sustained
Fanfare Trumpets (6 Trompeter)
Spielweisen: Staccato, sustained
Schlagzeug und Perkussion:
 Pauken, Snare Drum, Bass Drum, Tamburin, Triangel, Beckenpaar, Hängebecken, Tamtam
. Spielweisen: Einzelschläge, Wirbel (keine Wirbel beim Beckenpaar)

 

Fazit
Vienna Ensemble PRO 5 ist eine tolle Software. Wer einen Verbund aus mehreren Computern betreibt und große Sampling-Libraries benutzt wird keine bessere Lösung finden. Die Offenheit des Systems hat mich besonders beeindruckt. Mac und PC, wahlweise im 64-Bit oder im 32-Bit Modus arbeiten zusammen. Plug-ins in beiden Formaten können gleichzeitig verwendet werden. Die Funktionen sind nicht auf Vienna-Instrumente begrenzt, sondern können für Plug-ins anderer Hersteller ebenfalls genutzt werden. Für User von Logic Pro X bietet sich hier ein komfortabler Ersatz für die nicht mehr vorhandene 32-Bit-Bridge, aber auch für ältere Versionen möchte ich Vienna Ensemble PRO 5 empfehlen, weil es stabiler läuft und noch viele zusätzliche Features mitbringt. Die Sounds des Epic Orchestra gefallen mir gut; auch wer Rock/Pop produziert, kann sicher gelegentlich Orchesterklänge brauchen.

Eine klare Empfehlung für jeden, der auf Mac oder PC ohne Einschränkungen Musik machen möchte.

 

Systemanforderungen:
Vienna Ensemble PRO 5 läuft sowohl auf PC Intel Core 2 Duo/AMD Athlon 64 X2 Computern unter Windows 7, 32- und 64-Bit-Versionen, sowie auf Apple-Computern mit Intel Core2Duo Prozessoren mit Mac OS X 10.6 (letztes Update) oder neuer.
Für den Netzwerkbetrieb wird eine Gigabit-Ethernet-Verbindung benötigt.
Preis: € 235,- Download, € 255 auf USB-Stick
Internetadresse des Herstellers: VSL Vienna Instruments

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6 Gedanken zu „Test: VSL Vienna Ensemble PRO 5

  1. Markus

    Freut mich, dass Du gut damit klar kommst. Das Programm war ja auch mein erster Gedanke, als ich vom fehlenden 32-bit Support in Logic Pro X gelesen habe. Viel Spaß damit!

  2. Juergen

    Besonders beeindruckt hat es mich, dass VSL es geschafft hat Mac und PC, 32-Bit und 64-Bit-Welt friedlich zusammenarbeiten zu lassen!

  3. heiko

    Hallo Jürgen,

    wenn ich das richtig lese, dann kann man Vienna Ensemble PRO 5 als Schnittstelle zwischen zwei Rechnern nutzen.
    Fungiert dann der zweite Rechner “nur” als Slave, der seine Rechenpower zur Verfügung stellt, oder kann ich über Vienna Ensemble PRO 5 auch Audio von einem Rechner auf den anderen routen, quasi als virtuelle Patchbay?

    Wir habe z.B. das “Problem” dass wir u.a. einen Windows-Rechner mit Pro Tools und einen Mac mit Logic hier haben. Der Dateitausch läuft meist über das bouncen von Files.
    Praktisch wäre es Audio-Streams zwischen den Rechnern hin- und her zu schießen, über eine virtuelle Leitung.

  4. Atson

    Danke für den Test.
    Wie beurteilst Du Vienna Ensemble pro im Vergleich mit der ( überarbeiteten ?) Logic X Orchestra library, insbesondere was die Strings angeht ?

    1. juergen Beitragsautor

      Die Orchestersounds von Logic Pro X finde ich auch sehr gut. Ich bin zwar kein Filmmusiker und kein Spezialist für Orchesterinstrumente, aber es klingt für mich alles sehr sauber und hochwertig. Die Strings im Epic Orchestra klingen nach größerer Besetzung, also auch fülliger insgesamt. Wer die Pro-Instrumente von VSL dazu kauft, bekommt noch viel mehr Artikulationsmöglichkeiten geboten, als bei Logic und kann den MIR PRO Hall integrieren, mit dem eine räumliche Positionierung wie bei einem “echten” Orchester möglich ist. Das hat natürlich auch alles seinen Preis.

  5. Pingback: Test: SoundRadix 32 Lives, 32-Bit to 64-Bit AU Adapter › Juergen

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