mac OS Catalina für die Musikproduktion

Von | 27. Februar 2020

Meine Tests mit dem mac OS 10.15 Catalina wurden mit Logic Pro 10.4.8 und Reason 11 gemacht, sind aber übertragbar. Was mit Catalina funktioniert, sollte in jedem Musikprogramm und mit jedem Plug-in-Format kompatibel sein! Wer weiterhin mit einer älteren System-Version produziert, hat kaum einen Nachteil. Wer einen neuen Mac kauft, hat von Anfang an Catalina auf dem Rechner.

Testsystem

Apple Mac Pro 2019, 32GB RAM, 1TB SSD

mac OS Catalina 10.15.3

Interface: Focusrite Saffire Pro 40

In diesem Jahr hatte ich die Gelegenheit, alle Programme und Plug-ins für die Musik „frisch“ zu installieren, es ging auch gar nicht anders, weil ein neuer Mac Pro eingerichtet werden musste. 

Eine Insel mit zwei Bergen…

Wenn das neue Betriebssystem über ein älteres installiert wird, funktioniert der größte Teil der Software weiter. Bei der Neuinstallation der gleichen Software kann es zu Problemen kommen, weil nicht alle Installer 64-Bit-kompatibel sind, dann hilft nur ein Update, das eventuell aber nicht zur Verfügung steht, falls die Software nicht mehr weiter entwickelt wird. Diese Erfahrung machte ich mit Parallels Desktop 12, aktuell ist 15. Dafür wollte ich kein Geld ausgeben, deshalb habe ich eine BootCamp-Partition eingerichtet, darauf läuft Windows 10 sehr ordentlich.

Eine andere Hürde ist eine Warnung, dass das Programm nicht von Apple lizensiert ist. Dann muss in der Systemeinstellung „Sicherheit“ das Vorhängeschloss geöffnet werden (Anmelde-Passwort erforderlich). 

Hardware

USB-Geräte funktionieren – der neue Mac Pro hat sogar einige traditionelle USB-A-Anschlüsse. Drucker, Scanner: Beim Samsung Multifunktions-Gerät erkannte Catalina den Drucker, die Scanner-Software musste ich beim Hersteller herunterladen.  

Ein Hardware-Problem gab es ausgerechnet beim Interface. Das Focusrite Saffire Pro 40 verwendet FireWire 400. Lösung: Adapter-Kabel FW 400 auf FW 800. Apple Adapter FW 800 auf Thunderbolt 2 (€35,-), Apple Adapter Thunderbolt 2 auf Thunderbolt 3/USB-C (€55,-). Eine einfachere (und preiswertere) Lösung habe ich nicht gefunden, aber es funktioniert! Bei Focusrite kann man lesen, dass die Saffire Software MixControl, ohne die das Interface nicht zu verwenden ist, nicht über Catalina hinaus entwickelt werden wird.

Software

Plug-ins von Fremdherstellern müssen auf die unterschiedlichste Art autorisiert werden. Dazu ein paar „Umzugstipps“:

Wir ziehen um!

Wer bereits mit einem Computersystem gearbeitet hat, steht irgendwann vor dem Problem: Wie bekomme ich meine Software auf den neuen Rechner? Bei Apple ist alles per du, also mache ich hier auch so weiter: Du willst Logic neu installieren? Gehe zum App-Store auf deinem Mac (zur Erinnerung: dritter Menüpunkt im Apfel-Menü) und klicke im Fenster links unten auf das Icon bzw. Foto mit deinem Namen. Eventuell musst du noch einmal deine Apple-ID eingeben. Jetzt siehst du deine Apps, die großen und die kleinen. Wenn du Logic Pro X besitzt, klicke auf das Icon und richte dich dann nach den Anweisungen. Mit Zusatzinhalten (Sampling-Dateien) kann der Download ganz schön lange dauern.

Plug-ins von Fremdherstellern

Als Tester für music-knowhow verfüge ich über hunderte von Plug-ins. Bisher habe ich auch ältere Versionen nicht entfernt, denn wenn ich einen älteren Song neu bearbeiten will, brauche ich eventuell Version 2 anstatt der aktuellen Version 5. Nicht immer wird eine Software vom Nachfolger automatisch ersetzt, es wäre auch oft nicht sinnvoll. Bei der aktuellen Installation habe ich einiges weggelassen, nicht nur veraltete Sachen. Der Umfang von Native Instruments Komplete ist inzwischen so groß, dass ich einiges nur bei Bedarf laden will. Und die Frage „Wie viele Klaviere braucht der Mensch?“ habe ich dieses Mal mit „Nicht alle!“ beantwortet.

Lizenzen – Vorsicht Falle!

Wer ein Plug-in kauft, erhält meistens das Recht, es auf zwei Geräten zu installieren; im allgemeinen ist das ein Desktop-Rechner und ein Laptop. Wenn man „drauflos installiert“ verliert man möglicherweise eine Lizenz, ohne es zu merken, wenn sie bisher nur auf einem Computer installiert war. Das kann passieren, wenn eine Lizenz mit e-Licenser nicht auf einem USB-Stick gespeichert, sondern der Computer autorisiert wurde. Sie ist dann an den Geräte-ID des Computers gebunden und muss vor dem Umzug mit dem eLicenser Control Center deaktiviert werden. 

eLicenser ControlCenter
eLicenser ControlCenter

Ähnlich ist der iLok License Manager. Das System ist ziemlich problemlos, der Stick kommt in das neue Gerät und fertig – das geht auch mit einem USB-A zu USB-C-Adapter. iLok unterstützt nur Software, die dafür vorgesehen ist, z.B. von Softube, Eventide und Antares. Gegen Beschädigung des Sticks oder Verlust gibt es eine (kostenpflichtige) Versicherung. Selten geworden sind Produkte, die einfach mit einer Seriennummer aktiviert werden (die man weitergeben könnte).

Center, Licenser, Authorizer…

Viele Hersteller stellen eine eigene Software zur Installation und Lizenzierung zur Verfügung. Wenn du diese schon einmal benutzt hast, musst du meistens zuerst ein Update laden. Vorbildlich finde ich Native Access von Native Instruments. Das sieht ansprechend aus, ist übersichtlich und leicht zu bedienen. Alle Seriennummern sind beim Hersteller gespeichert und müssen nicht neu eingegeben werden. Auch bei IK Multimedia kann man nach dem Login alle gekauften Produkte mit Seriennummern, sowie Links zu Manuals und Inhalten finden. Das ist genauso übersichtlich und praktisch; die neueste Version der Plug-ins wird angezeigt, auch das Datum des jeweiligen Updates. Hier muss man allerdings selbst vergleichen, während bei Native Instruments in der Rubrik „Available Updates“ angezeigt wird, welche Produkte noch nicht auf dem neuesten Stand sind. Zur Autorisierung dient bei IK Multimedia der Authorization Manager.
Mit meinen Waves-Plug-ins gab es die meisten Probleme. Waves Central heißt hier die entsprechende Software. Ich habe in zwei Stufen den einen Mac ab- und den anderen angemeldet. Trotzdem zeigte nur Reason die Plug-ins unter Catalina an. Mit Logic ließen sie sich nicht aufrufen, obwohl sie im Plug-in-Manager von Logic angezeigt wurden. Auf meine Anfrage mit dem Support-Formular von Waves bekam ich lange keine Antwort. Eine direkte e-Mail an Waves (Rubrik „artists“) hatte dann aber schnellen Erfolg. Ich bekam den Link zu einer Anleitung mitgeteilt. Ich musste diverse Preferences-Files an verschiedenen Speicherplätzen löschen, dann klappte es auch mit Logic.

Was geht? (Und was geht nicht?)

Zuerst die Antwort auf die zweite Frage: Die Raumklang-Optimierungs-Software IK Multimedia ARC System 2.5. Eine Nachricht vom Support bekam ich noch am gleichen Abend. Eine kompatible Version käme „in der nahen Zukunft“, das genaue Datum stünde noch nicht fest. (Stand 27. Februar 2020). Inzwischen gibt es die neue, Catalina-kompatible Version ARC System 3 mit neuen Algorithmen und und vielen Verbesserungen. Ich teste gerade! (Stand 22.04.2020)

Was geht? Alles, was auf den folgenden Abbildungen vom Logic Plug-in-Manager die Validierung bestanden hat. Und das sind alle hier genannten Produkte, wie man auch am Häkchen ganz rechts sehen kann.

Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager
Logic Plug-in-Manager

Fazit

Weil ich dieses Mal nicht sofort einen Test machen konnte – Catalina lässt sich nicht mehr auf dem Mac Pro von 2010 installieren – ist mac OS Catalina jetzt schon seit Monaten auf dem Markt. Obwohl ich es zuerst vorhatte, habe ich nicht tonnenweise Plug-ins auf der SSD meines MacBook Pro installiert, für die Reise reicht auch eine abgespeckt Software-Ausstattung. Im Studio verwende ich sehr gern die Raumoptimierungs-Software IK Multimedia ARC. Für mich ist das die einzige wichtige Sache, die noch nicht funktioniert, während ich am 27. Februar 2020 diesen Artikel schreibe. Ich bin aber sicher, dass das Update sehr bald kommen wird. Davon abgesehen sind nach und nach die meisten Produkte angepasst worden, alles überblicke ich natürlich auch nicht, dafür gibt es zu viele Hersteller. Wie es auch nicht anders zu erwarten war, läuft mac OS Catalina sehr stabil und bietet einige Neuerungen, unter anderem die iOS Apps „Musik“, „TV“ und „Arcade“ jetzt auch auf dem Mac.
Ich sehe keinen Grund mehr, von mac OS Catalina für die Musikproduktion abzuraten!

Mehr Infos über Catalina hier bei Apple.

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