Test: FabFilter Saturn 2

Von | 9. Juni 2020

FabFilter Saturn 2 ist die neue Version des Sättigungs-Plug-ins und erzeugt jede Art von Verzerrungs-Effekt, von dezenter Tonband- oder Röhrensättigung bis hin zum übersteuerten Gitarren-Amp. Die vielfältigen Möglichkeiten, Effekte zu modulieren, gestatten sogar total „abgefahrene“ Sounds!

Das Angebot an Sättigungs-Plug-ins ist riesig und reicht vom „One-Knob-Plug-in“ bis zum komplexen Soundbearbeitungs-Programm. Es gibt zwei Arten von entsprechenden Tools: die Emulationen analoger Hardware und solche Produkte, die unabhängig von bestimmten Vorbildern Effekte erzeugen. FabFilter Saturn 2 gehört zur zweiten Gruppe, verwendet aber trotzdem Begriffe wie valve oder tape um die Art des Effekts zu beschreiben. Die Bezeichnung „Saturn“ macht Sinn, denn „Saturation“ ist die Bezeichnung für Verzerrungen der angenehmen Art.

FabFilter Saturn 2
FabFilter Saturn 2

FabFilter Saturn 2 in Kürze

Die aktuelle Version hat dem Vorgänger eine Menge voraus:

  • Der Linear Phasen Modus macht das Multi-Band Plug-in tauglich für Mastering Anwendungen.
  • Die Flankensteilheit der Filter lässt sich auf 6, 12, 24, oder 48dB/Oktave einstellen.
  • Der Modus „Superb HQ“ reduziert Aliasing auf das absolute Minimum.
  • Neu gestaltetes Interface für Modulations-Einstellungen.
  • Visualisierung der Verbindungen von Modulations-Quellen- und Zielen.
  • Vier neue Amp-Modelle, angelehnt an den Sound britischer und amerikanischer Verstärker.
  • Drei neue Transformator-Verzerrungsarten.
  • Neue Foldback- und Breakdown-Effekt Stile.
  • Subtile Versionen der Röhren- Band- und Sättigungs-Effekte für Mastering-Zwecke.
  • Erweiterte Einstellmöglichkeiten der Hüllkurvengeneratoren.
  • Hüllkurvengeneratoren und Envelope-Follower können Frequenzband-Inputs triggern.
  • Der Transienten-Modus für Envelope-Follower verwandelt sie in Transienten-Detektoren.
  • Slider-Modus und Bereichseinstellungen für XY-Controller.
  • Die Anzahl der XY-Controller wurde auf 6 erhöht.
  • Modulations-Quellen lassen sich umbenennen.
  • XLFO Balance- und Frequenz-Offset sind jetzt auch Modulations-Ziele.
  • XLFO MIDI-Steuerung mit Legato-Modus.
  • Der Schwellenwert der Hüllkurven-Parameter ist Modulations-Ziel und wird angezeigt. Sidechain-Signale können Solo abgehört werden.
  • Neue Einstellungsbereiche für Hüllkurven Sustain-Level.
  • Das Plug-in Fenster lässt sich in verschiedenen Größen anzeigen, auch full screen.

So ganz kurz ist die Beschreibung der neuen Features nicht geworden, aber ich wollte die Angaben aus dem englischsprachigen Manual gern vollständig übernehmen.

Besonderheiten

FabFilter Saturn 2, wie auch schon die Version 1, verfügt über Multiband-Verarbeitung mit bis zu 6 Bändern, deren Frequenzbereiche nach Wunsch eingestellt werden können. Die Anzahl der Effekt-Arten ist sehr hoch, die Modulations-Möglichkeiten sind außergewöhnlich vielfältig. Ich war sehr überrascht, dass ein Sättigungs-Plug-in neben subtiler Klangverbesserung auch krasse Soundeffekte erzeugen kann!

Das User-Interface

Das grafische Benutzerinterface kommt mit einem Fenster aus. Wegen der vielen Bedienelemente zeige ich hier die Abbildung aus der Bedienungsanleitung.

Saturn2 Interface
Saturn2 Interface

Obwohl man hier eine Menge Bedienungselemente vorfindet, ist die Grafik übersichtlich. Das Darstellungsprinzip entspricht dem Equalizer Plug-in FabFilter Pro-Q: Die wichtigsten Regler für ein Frequenzband werden jeweils unterhalb des ausgewählten Bandes eingeblendet. Auch ein Realtime-Analyser ist vorhanden. Die Ähnlichkeit der User-Interfaces empfinde ich als vorteilhaft, vor allem da FabFilter Pro-Q3 zu meinem Lieblings-Equalizer geworden ist – sowohl was den Sound, als auch was die Bedienung betrifft. 

Trotz der vielen Einstellungsmöglichkeiten ist die Bedienung von FabFilter Saturn 2 für die meisten Anwendungen unkompliziert. Die Presets sind sehr gut, mit ein paar Handgriffen lassen sie sich an eigene Vorstellungen anpassen. 

Modulation

Als Modulations-Quellen stehen zur Verfügung:

  • XLFO: kann fast jede Wellenform erzeugen und kann zum DAW-Tempo synchronisiert werden.
  • Envelope Generator: ADSR-Hüllkurve, kann per Audio oder MIDI getriggert werden.
  • Envelope Follower: Hüllkurven-Verfolger.
  • MIDI source: ermöglicht das Triggern durch beliebige Controller-Daten.
  • XY controller or slider: stufenloses Überblenden mit Mausbewegungen.

Modulations-Quellen wählt man nach einem Klick auf das “Plus”-Zeichen aus dem Menü.

Auswahl der Modulations-Quellen

Durch Ziehen mit dem Mauszeiger erscheint eine Verbindungslinie von der Quelle zum Ziel.

Modulations-Quelle XLFO und -Ziel LEVEL werden verbunden.

Nach einem Klick auf die Modulations-Quelle, hier XLFO, erscheinen weitere Detail-Einstellungen.

XLFO Detail-Einstellungen

Als Modulations-Ziele eignen sich so gut wie alle Buttons und Slider des User-Interfaces. In der folgenden Abbildung sind es zwei „Tone“-Slider, die ich mit dem XY-Pad gekoppelt habe.

Saturn 2 Modulation
Saturn 2 Modulation

Ich finde es erstaunlich, welche Effekte mit FabFilter Saturn 2 möglich sind! Für einige Audio-Beispiele habe ich einen einfachen Drumloop mit Presets bearbeitet.

Zuerst der Drumloop ganz ohne, dann mit Bearbeitungen durch FabFilter Saturn 2. Kein anderes Effekt-Plug-in wurde zusätzlich verwendet!

Drumloop, zuerst ohne Bearbeitung, dann nacheinander mit zwei Saturn 2 Presets
Dieselbe Audio-Datei, 3 verschiedene Saturn 2 Presets

Styles

Mit einem Ausklapp-Menü können die Effekt-Arten gewählt werden, die sich an Modellen aus der analogen Welt orientieren, ohne bestimmte Hardware zu emulieren, wie es zum Beispiel die von mehreren Herstellern angebotenen Bandmaschinen-Simulationen tun.

  • Tube emulations: hochwertige Mastering-Tools, Charakter von subtil bis zur Emulation „defekter“ Röhren.
  • Tape emulations: subtile, saubere, warme oder extreme Bandsättigung.
  • Amplifier emulations: von amerikanischen und britischen Klassikern bis zu modernen Verstärkern.
  • Transformer emulations: von subtil und kontrolliert bis zu ansprechend gefärbter Sättigung.
  • Smudge: kreativer Verzerrungs-Algorithmus, mit dem Audio auf unerwartete Weise verfremdet oder gestreckt werden kann.
  • Breakdown: kombiniert Tonhöhen-Absenkung und aggressive Verzerrung.
  • Foldback: eine aggressive und sehr digital klingende Form des Clipping.
  • Rectify: „crunchy“ Verzerrung
  • Destroy: eine destruktive Kombination aus Bit-Reduzierung, Sample-Rate-Reduzierung und Clipping.

Es hat mich sehr interessiert, wie die Distortion-Effekte für Gitarre klingen. Kann Saturn 2 mit Spezial-Software konkurrieren? Meiner Meinung nach ja. Hier gibt es nicht den bestimmten Marshall-  oder Fender-Amp mit Modelling aller Schaltkreise. Aber mir gefallen die Sounds an sich, hier zwei Beispiele.

Zuerst die Gitarre ohne Amp-Simulation, danach  zwei Versionen mit dem FabFiler Pug-in; außerdem habe ich etwas Hall draufgegeben:

E-Gitarre, unbearbeitet
FabFilter Saturn 2, Preset 70ties Stack
Farbfilter Saturn 2, Preset Stoner Amp

Weitere wichtige Bedienelemente

Das Bedien-Panel mit den wichtigsten Einstellungen ist für jedes Frequenzband extra vorhanden und kann verschieden eingestellt werden.

Die wichtigsten Einstellungen für das jeweilige Frequenzband

Für das jeweils ausgewählte Band ist das Panel sichtbar, die anderen sind ausgeblendet, sodass man den Überblick behält und sofort weiss, in welchem Bereich man gerade Einstellungen vornimmt. Hier gibt es Drehregler für MIX, FEEDBACK, FREQUENCY, DYNAMICS, DRIVE und LEVEL. DRIVE und LEVEL besitzen einen zusätzlichen äußeren Ring mit dem sich die Position im Stereobild bestimmen lässt. Im Abschnitt TONE gibt es vier Slider für Bass, Middle, Treble und Presence. Alle Drehregler und Slider lassen sich modulieren, auch mehrfach. Wichtig ist auch der kleine runde Button mit dem Ein/Aus-Symbol. Damit können die Einstellungen für das jeweilige Band mit einem Klick deaktiviert und aktiviert werden. Modulationen werden jeweils dynamisch visualisiert. 

Mastering

Ein beliebtes Einsatzgebiet für Sättigungs-Plug-ins ist das Mastering. Wenn im Zeitalter der Musikproduktion mit Bandmaschinen die Mehrspuraufnahme auf eine Stereo-Maschine gemischt wurde, entstand ein Bandsättigungseffekt, der oft als wärmer und angenehmer empfunden wird, als ein glasklares digitales Signal. FabFilter Saturn 2 emuliert den Analogsound und bietet dabei enorme Möglichkeiten der individuellen Anpassung. Bis zu 6 Frequenzbänder, deren Übergangsfrequenzen einstellbar sind, können jeweils mit unterschiedlichen Effekt-Typen in unterschiedlicher Intensität bearbeitet werden. Beim Mastering darf das natürlich nur dezent eingesetzt werden, der Grundcharakter soll ja erhalten werden, es geht um den letzten Schliff. Bei meinen Audio-Beispielen dazu sind die Klangunterschiede deshalb auch nur bei genauem Hinhören erkennbar, aber sie sind deutlich vorhanden.

Ein kurzer Songausschnitt,  fertig gemischt und gemastert:

Songausschnitt, ohne Saturn 2- Bearbeitung
FabFilter Saturn 2, Preset “Faster Master”: transparenter, luftiger.
FabFilter Saturn 2, Preset “Warm Tube Bass”: die Bassdrum klingt fetter.

Fazit

FabFilter Saturn 2 ist sozusagen das „Schweizer Messer“ unter den Sättigungs-Plug-ins. Von dezenten Band- oder Röhren-Effekten über Gitarren-Amp Simulationen bis hin zu abstrakt abgedrehten Glitch-Sounds ist alles möglich. Besondere Stärken sind die vielfältigen Modulations-Möglichkeiten und das Multiband-Processing. Die Bedienung und die grafische Gestaltung sind ganz hervorragend gelungen. Die Grafik ist interaktiv und visualisiert Einstellungen und dynamische Prozesse wie LFO- oder Hüllkurven-Modulationen in Echtzeit. Der Realtime-Analyser und On/OFF-Buttons für viele einzelne Einstellbereiche sorgen für optimale optische und akustische Kontrolle. Die Presets sind Praxis-tauglich und lassen sich schnell anpassen. Wer Zeit investiert, kann ausgehend vom Preset „Default“ eigene Ideen umsetzen und hat dafür eine große Auswahl an Werkzeugen zur Verfügung. Manche Detail-Einstellungen werden erst nach einem Klick auf das zugehörige Steuer-Element sichtbar, so ist es beispielsweise bei den Hüllkurven. FabFilter Saturn 2 ist rundum empfehlenswert!

Plug-in Formate: VST, VST3, Audio Units, AAX Native und AudioSuite

Systemvoraussetzungen

Windows

  • 64-bit: Windows 10, 8, 7 oder Vista
  • 32-bit: Windows 10, 8, 7, Vista oder XP
  • VST 2/3 Host oder Pro Tools

Mac OS X

  • OS X 10.8 oder höher
  • AU oder VST 2/3 Host oder Pro Tools
  • Intel Prozessor

HerstellerFabFilter

Preis: €129,-

Die Preisangabe ist unverbindlich und wurde am 09.06.2020 online ermittelt.

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