Test: IK Multimedia AmpliTube Jimi Hendrix Anniversary Collection

Von | 22. März 2013

IK Multimedia AmpliTube Jimi Hendrix Anniversary Collection

IK Multimedia ermöglicht dem Gitarristen innerhalb der AmpliTube Software mit dem Equipment von Jimi Hendrix zu spielen. Verstärker, Lautsprecherboxen, Bodeneffektgeräte, Mikrofone und ein Effekt-Rack, das alles steht zur Verfügung. Das ist nicht neu, aber mit der Jimi Hendrix Vintage Collection ist ein Update erschienen, das auch seltene Geräte enthält.

 

Warum Anniversary?

Jimi Hendrix wäre am 27. November 2012 70 Jahre alt geworden. Seine Musik und sein Gitarrensound haben die Entwicklung der Rockmusik beeinflusst, viele namhafte Gitarristen zählen ihn zu ihren Vorbildern. Während die Entwicklung auf dem Computersektor in rasender Geschwindigkeit vorangeht und ein Handy nach wenigen Jahren zum alten Eisen zählt, ist eine Jahrzehnte alte Fender Stratocaster ein gesuchtes Objekt, nicht nur für Sammler sondern auch für aktive Musiker. Auch Röhrenverstärker und analoge Effektgeräte stehen hoch im Ansehen. Marshall Verstärker und Boxen von heute unterscheiden sich nur wenig von den klassischen Modellen. Wenn man Slash auf seiner aktuellen Tour sieht, stehen dort Marshall-Stacks auf der Bühne wie einst bei Jimi Hendrix.

IK Multimedia AmpliTube 3

Da ich immer auch mit neuen Lesern rechne, hier ein Link zum Orange-Artikel, in dem ich das Konzept von AmpliTube kurz erklärt habe: IK Multimedia AmpliTube

Sounds like Hendrix?

Niemand wird wohl annehmen, dass sein Gitarrenspiel automatisch nach Jimi Hendrix klingt, nur weil er die gleiche Ausrüstung benutzt, sei es virtuell oder auch in Form von Hardware. Das ganz Besondere am Hendrix-Sound war seine Art zu spielen, darüber muss man sich klar sein. Trotzdem schadet es nicht, sich an Vorbildern zu orientieren, das haben alle erfolgreichen Musiker selbst auch getan.

 

Wie man nachlesen kann, stellte Jimi hohe Ansprüche an die Technik und nahm eigene Techniker mit auf Tour, um die Anlage zu warten und speziell zu „tunen“. Auch Roger Mayer, Erfinder vieler Gitarreneffekte, begleitete ihn oft bei Auftritten und im Studio. Davon können wir heute profitieren, weil sich diese Klänge mit dem Computer annähernd reproduzieren und in unsere eigene Musik einbringen lassen. Dabei müssen wir uns zum Glück nicht mit brummenden Kabeln und unerwünschtem Radioempfang über die Anlage herumschlagen.

Die Jimi Hendrix Collection entstand in Zusammenarbeit zwischen IK Multimedia und Authentic Hendrix LLC, einer Firma die Jimis Vater Al Hendrix und dessen Tochter gehört. Damit soll größtmögliche Authentizität gewährleistet sein.

 

Die Anniversary Collection

7 Verstärker, 7 Lautsprecherboxen, 5 Mikrofone, 11 Stomp- und 4 Rackeffekte sind in der Collection enthalten.

Drei Verstärker und ein Bodenpedal sind neu in der Anniversary-Ausgabe, ich will mich deshalb im Folgenden näher mit ihnen beschäftigen. Mit jedem Amp habe ich ein Soundbeispiel erstellt, mit einem weiteren wird das neue Echoplex vorgestellt und zum Schluss kommt ein kurzer Demo-Song mit vielen Effekten.

Als allererstes Soundbeispiel die verwendete Sequenz ohne AmpliTube. Hier hört man die Gitarren so, wie sie ohne Effekte über den Instrumenteneigang des Interfaces eingespielt wurden. Ich besitze keine Stratocaster und habe an meiner Telecaster Custom teilweise den Humbucker Pickup eingesetzt. Jimi Hendrix hat neben der Strat oft eine Gibson Flying V mit Humbucker gespielt, wie man auch im Film über das Isle-of-White-Festival sehen kann. Im letzten Soundbeispiel wurde vorwiegend der Single-Coil Pickup benutzt.

Demo Sequenz – Gitarren ohne Amp-Simulation:

 

JH 1200 (Sunn 1200S Bassverstärker)

JH 1200

Das Modell basiert auf dem Sunn 1200S Bassverstärker. Zwischen 1967 und 1968 waren Sunn-Amps bei Hendrix-Konzerten auf der Bühne zu sehen. Der ultralaute 1200 war bei Bassisten und Gitarristen gleichermaßen beliebt. Cleane Sounds sind ebenso möglich wie Röhrenverzerrung, die einen anderen Charakter hat, als bei den Marshalls. Spring Reverb und Tremolo sind eingebaut.

Das Beispiel beginnt mit einem durch das Uni-Vibe Pedal geprägten Sound, danach ein Clean-Sound, der im letzten Abschnitt etwas lauter daher kommt; für einen aggressiveren Klang müsste man ein Fuzz-Pedal einsetzen:

 

 

JH Gold (Marshall JTM 45)

JH Gold

Der Verstärker, den Hendrix ab 1969 fast immer einsetzte, war der Marshall JTM 45. Er besitzt zwei Kanäle, die häufig mit einem Kabel zusammengeschaltet wurden. Auch dieses „Bridging“ ist hier wählbar. Hier hat mich schon beim ersten Antesten der warme Sound begeistert.

Zuerst clean, dann mit Röhrenverzerrung. Pedal-Effekte wurden nicht eingesetzt:

 

 

Silver Twelve (Silvertone Twin Twelve 1484)

SilverTwelve

Ein 60 W Röhrenverstärker, den Hendrix zu Beginn seiner Karriere benutzt hat, ist der Silvertone Twin Twelve 1484. Dieser Verstärker hat auch eingebaute Effekte (Spring Reverb und Tremolo), die anders klingen, als die Pedal-Effekte:

 

Tape Echo (Maestro Echoplex)

EP Tape Echo

Dieses Tonband-Echogerät der Marke Maestro Echoplex wurde vorwiegend im Studio benutzt, besonders häufig bei den Aufnahmen des Albums „Electric Ladyland“. Die Grafik ist sehr schön, man sieht, wie sich die Spulen drehen und das Band läuft. Die Delay-Zeit wird beim Original mit einem verschiebbaren Wiedergabe-Tonkopf eingestellt. Das Verschieben ist auch während des Betriebs möglich und erzeugt dann, je nachdem wie man es beurteilt, Störgeräusche oder abgefahrene Soundeffekte. Auch dieses Feature steht in der Emulation zur Verfügung!

 

 

Im zweiten Abschnitt wurde die Delay-Time während des Abspielens verändert.

Eine vollständige Liste und Beschreibungen aller Modelle findet man hier auf der Website von IK Multimedia: What’s inside?

Are you experienced?

Eine Besonderheit der Jimi-Hendrix-Collection sind die Discography-Presets, die nach Alben und Songs geordnet Zugriff auf die jeweils verwendeten Sounds bieten. Die Songs sind zusätzlich in Abschnitte unterteilt, z. B. Intro, Verse, Chorus, Solo. Um Enttäuschungen zu vermeiden, sollte man sich zuerst den jeweiligen Song im Original anhören. Gerade die Titel vom ersten Album „Are you experienced?“ und die ersten Singles „Hey Joe“ und „Purple Haze“ haben nach heutigen Maßstäben einen eher dünnen, blechernen Sound, bedingt durch die damalige Studiotechnik. Live war das anders, wie viele historische Aufnahmen belegen. Aber man kann ja die Presets als Ausgangspunkt nehmen und mehr „Gas geben“, da sich alle Parameter in AmpliTube 3 per Maus oder MIDI-Controller regeln lassen. Der Signalpfad von AmpliTube erlaubt auch, 2 Verstärker hintereinander oder parallel zu betreiben. Für alle drei Studioalben, die zu Hendrix’ Lebenszeit veröffentlicht wurden, sind Presets vorhanden, außerdem zum Titel „Star Sprangled Banner“ vom Woodstock-Auftritt.

Das nächste Soundbeispiel besitzt eine gewollte Ähnlichkeit zu einem Hendrix-Titel, aber auch gewollte Abweichungen, denn ich möchte ja kein Urheberrechts-Problem bekommen.

 

Fazit:

Die IK Multimedia Jimi Hendrix Anniversary Collection ist mehr als ein Ausflug in die Vergangenheit. Neben der Möglichkeit, die Originalsounds der legendären Alben „nachzubauen“, hat man hier ein flexibles Equipment zur Verfügung, mit dem man seinen eigenen Wunschsound gestalten kann. Die Auswahl an Verstärkern und Boxen ist größer, als man vermuten sollte, weil Jimi Hendrix meistens mit Marshall-Anlagen fotografiert worden ist. Bei den Stomp-Boxen gibt es eine Vielfalt von 60ies Gear. Neben dem neuen Maestro Echoplex sind als besonders typisch für den Hendrix-Sound zu nennen: Fuzz Age 1 und 2 (Arbiter Fuzz Face), Wah 46 (Vox Wah V846), Octa-V (Roger Mayer Octavia) und das Leslie-ähnliche Uni-V (Univox Uni-Vibe). Wer Jimi Hendrix mag, kommt als Gitarrist mit Computer kaum um diese Software herum.

Systemanforderungen

AmpliTube 3 ist Mac und Windows kompatibel und unterstützt jeweils auch den 64-Bit Modus.

Mac: mindestens 1,5 GHz Intel-Prozessor, 1 GB RAM, Mac OS X oder höher

Windows: mindestens Intel Pentium 4 2,4 GHz oder Intel Core Duo oder AMD Athlon 64, 1 GB RAM, Windows XP, Vista oder Windows 7

Plug-in Formate

VST, RTAS, AU

Preis

AmpliTube Jimi Hendrix Anniversary Collection: € 79,99

Upgrade von der Vorgänger-Version: € 29.99

Die Module sind auch einzeln im Custom Shop erhältlich.

Website des Herstellers: IK MULTIMEDIA

 

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Ein Gedanke zu „Test: IK Multimedia AmpliTube Jimi Hendrix Anniversary Collection

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