Test: IK Multimedia SampleTron 2

Von | 28. Juli 2021

“Einfach nur reinsetzen und wohlfühlen!”, dachte ich beim ersten Anspielen des virtuellen Sampling-Instruments IK Multimedia Sample Tron 2. Bin ich schon wieder in der Nostalgie-Ecke gelandet, nach Beatles-Buch und Beatles-Piano? Nicht unbedingt, manche Sounds sind einfach zeitlos schön.

M 400

Wie so manches Mal in der Tonwelt, sorgen Fehler dafür, dass etwas besser klingt, als das unverfälschte Original. Dazu gehört die “Wärme” von Röhrengeräten, die Bandsättigung bei analogem Tonband und beim Mellotron kommen auch die Gleichlaufschwankungen hinzu. Aber die ganze Konstruktion dieses analogen Urvaters aller Sampler prägt den Sound. Auch wenn es ohne Digitaltechnik auskam, kann ich ein Mellotron “Sampler” nennen. Denn sample bedeutet Muster/Probe und für die Tonbandaufnahmen wurden nicht ganze Orchesterdarbietungen in voller Länge eingespielt, sondern kurze Muster des jeweiligen Sounds. Die Soundproben wurden auf Tonband-Streifen von 8Sek. Spieldauer gespeichert. die per Tastendruck abgespielt wurden. War das Band am Ende angelangt, wurde es von einer Feder blitzschnell wieder an den Anfang gezogen. Für jede Note beinahe ein eigenes Tonbandgerät!

IK Multimedia SampleTron 2 in Kürze

  • 8 GB virtuelle Instrumenten-Kollektion.
  • Mehr als 400 Tracks von Mellotrons, Chamberlins, Optigans u. a.
  • Jedes Preset hat 3 Spuren
  • “Non-tron” Instrumente von digitalen Samplern zusätzlich
  • Der volle Umfang von IK Multimedia’s SampleTank 1 eingeschlossen
  • Ladefunktion für eigene Samples zur Bearbeitung mit DSP tape modeling
  • Tolle Rack-Effekte
  • Kann mit Ik Multimedia SampleTank 4 intern verwendet werden
  • Plug-in und Standalone-Anwendung
  • Mac und Windows, Formate AAX, VST 2. VST 3, Audio Units

IK Multimedia SampleTron 2 – mehr als nur ein gesampeltes Melotron

Mitte der 50er Jahre erfundunden, ab Mitte der 60er gebaut – Natürlich gab es mehr als eine Version des Instruments. Bei den meisten Typen wurde jedes Tonband mit 3 Spuren bespielt. Man konnte dadurch mechanisch zwischen 3 Sounds umschalten, oder 2 benachbarte Spuren auch gleichzeitig abspielen. Alle diese Möglichkeiten bietet Sample Tron 2, sogar noch in erweiterter Form.

Ich bezeichne hier IK Multimedia SampleTron 2 immer als Instrument – genau genommen steckt aber eine ganze Anzahl von Instrumenten darin! Die Originalinstrumente wurden mit Hilfe der Sound Engine von IK Multimedias’ Sample Tank 4 aufgenommen und bearbeitet. Weil aber auch digitale Sounds verwendet wurden, hat man die Tape-Modeling-Technik hinzugenommen. Deshalb kann man sogar selbst gesampelte Sounds in SampleTron 2 laden und mit dem Sound der Tonband-Ära abspielen.

Instrumente

Die Geschichte des Melotrons beginnt 1963 mit dem M1, das auch unter dem Namen des Erfinders, Chamberlin verkauft wurde.

Unter den braunen Holzrahmen sind die Tonbänder,
rechts neben den Rahmen die Antriebsscheibe.

Zu jedem auf der Abbildung sichtbaren Holz-Rahmen gehört ein Tonband: Bläser, Marimba, Streicher, … von Anfang an ein interessantes Angebot, weil vorher noch nie ein Keyboarder beispielsweise eine “echte” Trompete auf der Tastatur spielen konnte. Das Instrument war sehr teuer und deshalb nur für wenige Musiker erschwinglich. Live wurde es selten eingesetzt, die Roadies von King Crimson oder Yes dürften ganz schön über das enorme Gewicht geflucht haben  (Mk I und II jeweils 159 kg). Einen sehr schönen Artikel gibt es bei Wikipedia!

Obwohl es sich um einen Orchester-Ersatz handelte, haben auch Bands, die das Budget hatten, bei ihren Produktionen Orchester einzusetzen, schon früh auch zum Melotron gegriffen. “Strawberry Fields Forever” von den Beatles ist das bekannteste Beispiel.

Jedes Instrument wurde in SampleTron 2 mit einem eigenen Skin versehen und zeigt so eine realistische Darstellung. Einige der ebenfalls vorhandenen “Non-tron” Instrumente, haben ein neutales, weißes Erscheinungsbild.

Hier ein Model 360

Das Interface

Mehrere Pages bilden die Benutzeroberfläche. Hier die geschlossene Ansicht. Rechts neben der Tastatur ist ein kleiner Hebel. damit lässt sich das Gerät aufklappen, sodass man die Tonbandrahmen sieht.

Effekte

Die FX-page erlaubt eine Bearbeitung des Sounds mit EQ, Kompressor, Tape Echo, Modulations-Prozessor und Plate-Reverb. Alle Effekte sind vom Feinsten und stammen aus der AmpliTube- und T-RackS-Serie von IK Multimedia. Der sehr schöne Plate-Hall ist eine Neuerscheinung.

Die FX.page

Edit

Alle Sounds lassen sich editieren, mit einer Hüllkurve und weiteren Feineinstellungen (siehe Abb.)

Der Schalter A, B, und C direkt bei der Tastatur ermöglicht die Umschaltung zwischen einem der 3 Sounds, die auf jedem Band gespeichert sind.

8

Sounds und Presets

In Stellung A lässt sich mit dem Drehschalter der Typ des Instruments, z.B. M400, wählen. Wenn man auf das kleine Display rechts daneben klickt, erscheint der Browser.11 Modelle stehen zur Verfügung.

Browser

Für die Stellungen B und C lassen sich die Sounds ebenfalls über das Browser-Menü Art tauschen. In der Mitte der Kopfzeile lässt sich das Menü für die Presets ausklappen. Diese enthalten vollständige Einstellungen, Effekte inclusive.

Presets (Ausschnitt) Es sind ca 150!

Die Anzahl der verfügbaren Sounds lässt sich weiter vergrößern, indem man einen Sound mit Hilfe der Buttons neben dem Drehregler auswählt. In Slot B und C lassen sich beliebige Klänge laden und mit A kombinieren. Wenn der Button “Mix” gedrückt ist und rot leuchtet, erklingen alle 3 Spuren auf einmal.

Noch ein interessantes Modell: Novagan vom Barbie-Puppen-Hersteller Matell, eines der allerersten digitalen Geräte. Sounds konnten von optischen Disks geladen werden.

Hörbeispiele

Bei 400 Sounds kann man während eines Tests kaum alle durchhören und es ist schwer, eine repräsentative Auswahl zu treffen. Ich habe hier einige sehr unterschiedliche Sounds verwendet, um zu zueigen, was mir gefällt und was ich originell finde.

Es wurde keine Klangbearbeitungen oder Raumeffekte der DAW hinzugefügt!

Flötentöne
Streicher
Steicher soft
Bläser und Chor
Horn
Rockorgel vom Band
Bläser, Orgel, Streicher
Optigan Loops
Chöre

Fazit

Mit dem SampleTron 2 hat IK Multimedia wieder ein interessantes virtuelles Instrumentarium auf den Markt gebracht. Die Sounds haben einen unverwechselbaren Charakter, klingen einfach gut und authentisch. Mit Hilfe der Effekt- Und Synthesefunktionen lassen sie sich auch extrem bearbeiten und zu neuen Klängen “schrauben”. IK Multimedia SampleTron 2 ist leicht zu bedienen, übersichtlich strukturiert und sieht attraktive aus. Das Interface ist skalierbar.

Preis: €199, Einführungspreis: € 149,00 zuzügl. UsSt.

Ein Gedanke zu „Test: IK Multimedia SampleTron 2

  1. Jens

    Iich bin nicht ganz so positiv.

    1. Das Interface ist alles andere als übersichtlich strukturiert. Beim Starten den plugins hat man mittig die Soundauswahl in einem pull down Menü, geordnet nach Alphabet (Soundname). Unübersichtlicher geht es nicht. Um nach bestimmten Elementen / Kriterien zu suchen muß man den Reiter Edit drücken. Danach muß ich noch den Track A, B oder C auswählen. Umständlicher geht es kaum.. IK Multimedia muß hier dringend nachbessern, denn das hat mit “Musicians First”, dem Werbeslogan von IK , überhaupt nichts zu tun. Bei der Hammond B-3X ist es übrigens genau so. Reden die bei IK überhaupt mit Musikern?

    2. Der Sound überzeugt irgendwie nicht. Ich habe versucht, den legendären Patch von “Watcher of the skies” nachzubauen, es ist mir nicht gelungen. Es liegt vielleicht daran, daß soundtechnisch Sampletank 4 maßlos überschätzt wird. Interessant ist, daß man diesen Patch im Werbevideo von IK hören kann. Unter den Werkspresets gibt es ihn aber nicht. Ist da geschummelt worden?

    Bei mir ist Sampletron 2 durchgefallen.

    Antworten

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