Ein Jahr nach dem Release von Logic Pro X gibt es jetzt den wahrscheinlich besten 32-Bit Audio Unit Adapter für die 64-Bit DAW. Besser als die „Bridge“ von Logic Pro 9!
„It just works“
sagte Steve Jobs, wenn ich mich recht erinnere, bei der Präsentation von iCloud. Er meinte damit: Keine umständliche Bedienung, es funktioniert ganz einfach im Hintergrund, ohne dass man sich darum kümmern muss. Das gilt genauso auch für 32 Lives.
„Ich will meine 32-Bit Plug-ins wieder haben!“
So rief die Schar der Logic User im Sommer 2013. Die (nicht immer stabile) 32-Bit Bridge, die Logic Pro 9 noch zur Verfügung stellte, war mit X Geschichte geworden. Die meisten großen Softwareanbieter hatten auch ihre Produkte längst 64-Bit-fähig gemacht, aber eben nicht alle. Auch bis heute nicht!
Alternativen
Vienna Ensemble Pro 5 – TESTBERICHT HIER – bietet eine sehr gute Lösung, ist mit € 235,- aber nicht billig, wenn man nur die Bridge-Funktion braucht. Allerdings gehört hier die Sampling-Library „Epic Orchestra“ zum Lieferumfang, man kann mehrere Computer vernetzen und noch weitere Funktionen kommen hinzu, die aber nicht jeder braucht. Nach wie vor eine tolle Software, niemand der sie gekauft hat, wird es wohl bereuen. Aber nur als 32-Bit Adapter ist man damit meiner Meinung nach „over-dressed“.
Eine weitere Lösung funktioniert mit Freeware, die Beschreibung erschien mir aber so umständlich, dass ich es nicht ausprobiert habe. Anleitungen dazu findet man auf YouTube.
32 lebt! (oder 32 Leben?)
Die Firma SoundRadix hat bei mir mit 32 Lives einen „Wow-Effekt“ hervorgerufen. Die Software funktioniert, aber man sieht sie nicht! 32-Bit Plug-ins erscheinen wieder in den Plug-in-Auswahllisten der DAW (bei mir Logic Pro X) und lassen sich anwählen. Alle Funktionen einschließlich der grafischen Darstellung sind vorhanden. Kein Extra-Fenster, keine Verzögerung – toll!
Installation und Einrichtung
Schon während der Installation mit dem gewohnten Mac Installer muss man zur Verifikation E-Mail Adresse und Passwort eingeben. Das heißt, man muss sich vorher bei SoundRadix registriert haben – ohne das geht es heute kaum noch irgendwo, also finde ich es hier auch in Ordnung. Der Kunde darf das Programm auf 3 Geräten installieren.
Nach der Installation startet man das Programm aus dem Programme-Ordner heraus oder mit dem „Launch Pad“. Im Programmfenster werden nun automatisch alle 32-Bit Plug-ins gelistet, die sich auf dem Rechner befinden. Plug-ins, die man zukünftig verwenden möchte, wählt man per Mausklick und betätigt anschließend den Button „Resurrect“ (wieder beleben). Mit „Select All“ kann man alle Plug-ins zugleich auswählen. „Done“ – und das war’s! Es sei denn, man will irgendwann ein Plug-in wieder „sterben“ lassen. Dann muss man das Programm 32 Lives erneut starten, das Plug-in auswählen und „Unwrap“ klicken.
Die Abbildung zeigt meine persönliche 32-Bit-Plug-in Sammlung. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch 23 sind! Bei fast allen steht ganz rechts in der Status-Spalte „Resurrected“. Nur den Kontakt Player 2 habe ich nicht wieder belebt, diese Version ist durch Kontakt 5 längst abgelöst worden.
Aus alt mach neu
Ich habe mehrere ältere Songs, die noch mit Logic Pro 9 erstellt worden sind, ausprobiert. Sie ließen sich problemlos nach LPX konvertieren. Nach dem Öffnen in Logic Pro X waren alle 32-Bit Plug-ins aktiv. Auch alle Factory- und User-Einstellungen innerhalb der Plug-ins und Automations-Einstellungen blieben erhalten, wie von SoundRadix versprochen.
In jedem neu angelegten Song kann ich jetzt ebenfalls meine 32-Bit Plug-ins verwenden, gleichzeitig mit den 64-Bit Plug-ins. Optisch und auch von der Bedienung her gibt es keinen Unterschied.
Pro und Contra
Einem Leser meiner Logic-Artikel verdanke ich es, dass ich auf 32 Lives aufmerksam wurde. Neben den genannten Vorteilen hat er festgestellt, dass die Ladezeiten größer sind, wenn er 20 Instanzen eines 32-Bit-Synth lädt, der die „32 Lives Bridge“ benutzt, als wenn er ebenfalls 20 Instanzen eines vergleichbaren anderen Soft-Synth lädt, der 64-Bit native ist. Leider konnte ich das nicht nachstellen, da ich nicht ebenfalls beide Synth Plug-ins besitze. Für meine persönlichen Belange (ich benutze vielleicht 4 bis 6 „alte“ Plug-ins pro Song) war kein Nachteil feststellbar. Auch ein umfangreicher Testsong, indem ich fast alle konvertierten Synth-Plug-ins verwendet habe, funktionerte problemlos. Es kommt eben immer auf die Prioritäten des einzelnen Musikers an, deshalb empfehle ich, im Zweifelsfall unbedingt die Demo-Version auszuprobieren. (Link am Ende dieses Artikels)
Updates
Die Produkte von Sound Radix werden regelmäßig gepflegt; Wartungsupdates sind kostenlos und problemlos zu installieren. Am 4. Juni 2015 ist die Version 1.0.7 von 32 Lives erschienen, die man als registrierter Kunde in der User Area downloaden kann. Neben allgemeinen Performance- und Stabilitätsverbesserungen werden jetzt auch skalierbare GUIs von Antares (z. B. AutoTune) besser unterstützt.
Fazit
Was mich am meisten beeindruckt: 32 Lives arbeitet unsichtbar im Hintergrund. Besonders interessant ist das Programm für Logic Pro X Benutzer, obwohl auch andere Programme damit verwendet werden können. Die schnelle, unkomplizierte Einrichtung hat mir ebenfalls gut gefallen. Zusätzliche Latenz oder andere „Nebenwirkungen“ konnte ich bei meinen eigenen Tests nicht feststellen. 32 Lives ist deshalb für mich eine Empfehlung wert!
Nachtrag
Ein weiteres, sehr innovatives und (mit Einschränkungen) empfehlenswertes Plug-in von SoundRadix ist “Pi”. Test dazu hier…
Systemvoraussetzung: Intel Mac, OS 10.6.8 oder höher.
Kompatible Host Programme:
Logic Pro X, Logic 9, Mainstage 3, Final Cut Pro X, Garageband X, Live 9, Digital Performer 8, Studio One 2, Audition CC, Tracktion, Triumph, QLab and jedes andere 64-Bit Audio Units Host Programm.
Preis:
Im online-shop des Herstellers $ 99,-
Empfohlener VK für andere shops € 79,-
Straßenpreis ca. € 75,-
Vertrieb: AUDIOWERK
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