Test: FabFilter Pro-Q3, Equalizer Plug-in

Von | 10. Januar 2019

Die neueste Version des Equalizer Plug-ins Pro-Q von FabFilter heißt Pro-Q 3. Dynamischer EQ, Surround-Unterstützung bis zu Dolby Atmos 7.1.2 und M/S-Processing gehören zu den neuen Eigenschaften.

Eine DAW wie Cubase, Logic oder Pro Tools besitzt Werkzeuge zur Klangbearbeitung, die einen hohen Qualitätsstandard haben. Der EQ von Logic Pro X beispielsweise: 6 einstellbare Filterbänder plus Low- und Highcut, Analyser, Kopplung von Flankensteilheit und Frequenzanhebung/-Absenkung. Geht da noch mehr? Ja, der Hersteller FabFilter aus den Niederlanden beweist es mit dem Pro-Q 3.

 

FabFilter Pro-Q3

FabFilter Pro-Q3

FabFilter Pro-Q 3

Das Plug-in besitzt eine ansprechende Grafik und lässt im ersten Augenblick nicht erahnen, was alles dahinter steckt. Das „interaktive Display“ sorgt für einen übersichtlichen Workflow. Mit einem Doppelklick lässt sich ein Frequenzband erzeugen, gleichzeitig erscheinen drei große Drehknöpfe zum Regeln der wichtigsten Parameter im unteren Teil des Displays auf einem eigenen Panel. Darauf befinden sich weitere Einstellmöglichkeiten, die sich alle auf dieses Frequenzband beziehen. Unter anderem lässt sich jedes Frequenzband auf Solo oder Bypass schalten, wodurch eine optimale akustische Kontrolle der Einstellungen möglich ist. Weil bis zu 24 Bänder möglich sind, können nicht alle Bedienelemente gleichzeitig sichtbar sein. Die Ansicht wechselt zum jeweiligen Frequenzband, sobald ein Peak (Scheitelpunkt) angeklickt wird. 

 

FabFilter Pro-Q3

 

Die Frequenzanzeige am unteren Rand des Plug-in Fensters zeigt im Modus Piano display ein Keyboard anstelle von Zahlen. Aktivierte Frequenzbänder werden auf der Mini-Tastatur mit einem farbigen Punkt auf der Höhe ihres Peaks angezeigt. Bei der schriftlichen Eingabe von Frequenzen kann wahlweise auch ein Notenname, z. B „C#4“ eingetippt werden.

 

FabFilter Pro-Q3

FabFilter Pro-Q3 Piano Display

 

Das Plug-in-Fenster lässt sich in verschiedenen Größen anzeigen, sogar in voller Bildschirmgröße. Wie man in der Abbildung sieht, passt es sich sogar an meinen Widescreen-Monitor an.

 

FabFilter Pro-Q3

Fullscreen.-Darstellung am Ultrawide Monitor, stark verkleinert.

Processing Modes

Es gibt drei Modes, die ein unterschiedliches Phasen-Verhalten bewirken. Zero Latency entspricht einem Analog-EQ, bei dem leichte Phasendrehungen entstehen können, die aber nicht immer störend sind. Wie schon der Name sagt, sorgt dieser Modus für keinerlei Latenz. Natural Phase und Linear Phase bewirken besseres Phasenverhalten, erzeugen aber Latenz. Weil eine DAW über Latenzausgleich verfügt, bewirkt das aber keine Verzögerung des Audiosignals im Verhältnis zu anderen Signalen. Wie auch andere Details, wird die Wirkungsweise im Manual verständlich beschrieben. Leider ist das nicht bei allen Herstellern üblich, hier verdient FabFilter ein Lob! 

 

Dynamischer EQ

Wenn ein Doppelklick ausgeführt wir, während die ALT-Taste gehalten wird, entsteht ein dynamisches Frequenzband. Ähnlich wie bei einem Multiband-Kompressor lässt sich ein Schwellenwert einstellen, ab dem das Band automatisch abgesenkt oder angehoben wird. Bis zu 24-Frequenzbänder lassen sich mit FabFilter Pro-Q 3 dynamisch machen.

 

FabFilter Pro-Q3

Unten LED-Anzeige für Threshold manuell

Ein dynamischer EQ ist besonders gut für das Mastering geeignet, weil das jeweilige Bande nur bearbeitet wird, wenn die eingestellte Frequenz den Schwellenwert überschreitet, aber der Sound sonst nicht beeinflusst wird. Mit dem FabFilter Pro-Q 3 funktioniert das sehr gut. Attack- und Releasezeit sind programmabhängig, werden also automatisch geregelt, den Schwellenwert kann man manuell regeln oder ebenfalls auf Automatik einstellen.

 

Stereo, M/S und Surround

Anstelle der Stereosumme, ist es auch möglich, die Kanäle einzeln zu bearbeiten. Mit dem Scherensymbol (in der Abbildung markiert) lassen sich linker und rechter Kanal trennen.

 

FabFilter Pro-Q3

FabFilter Pro-Q3, Stereo-Kanalbearbeitung

In gleicher Weise kann die Mid-/Side-Bearbeitung aktiviert werden. Das ist oft noch sinnvoller um gezielt vorzugehen. In der Stereo-Mitte hört man meistens Kick, Snare und Lead-Vocals; bei den seitlich platzierten Instrumente etwas die Höhen anzuheben, verbreitert den Stereoeindruck.

Surroundbearbeitung bis einschließlich Dolby Atmos 7.1.2 ist gehört ebenfalls zu den Stärken von FabFilter Pro-Q 3. Die Abbildung zeigt einen 5.1 Surround-Kanal in Logic Pro X. Auch bei der Mehrkanal-Bearbeitung können dynamische Bänder verwendet werden.

 

FabFilter Pro-Q3

Bearbeitung des Center-Kanals im Surround-Modus

Spectrum Grab

Der Analyser, wahlweise Pre oder Post schaltbar, zeigt das Frequenzverhalten in Realtime. Neben der „Freeze“-Funktion, mit der die Darstellung zu einem Zeitpunkt eingefroren werden kann, gibt es die noch praktischere Funktion Spectrum Grab. Mit einem Klick auf die Wellenform wird diese kurzzeitig angehalten und an den Peaks erscheinen gelbe Felder in denen die Frequenz angezeigt wird. Jetzt kann man gezielt relevante Peaks „greifen“, um ein Frequenzband zu erzeugen.

 

FabFilter Pro-Q3

FabFilter Pro-Q3, Spectrum Grab

Mehr Analyser-Funktionen

Der Spektrum-Analyser verfügt über alle üblichen Funktionen und bietet noch einiges darüber hinaus. Sobald mehrere Instanzen von FabFilter Pro-Q 3 verwendet werden, lassen sich die Frequenzkurven im Display gleichzeitig anzeigen. Dabei können mit EQ-Match Frequenzkurven angeglichen werden. Die Funktion Show Collisions zeigt mit roter Färbung Überschneidungen an, die einen Verdeckungseffekt im Mix zur Folge haben können. 

 

FabFilter Pro-Q3

Der rotgefärbte Hintergrund links markiert eine Frequenz-Kollision.

 

FabFilter Pro-Q 3 in Kürze

  • Bis zu 24 Bänder
  • 9 Filter-Typen
  • Dynamische EQ-Option für jedes Band
  • Optionale Gain-Q-Kopplung 
  • Flanken von 6 bis 96 dB / Oktave für alle Filtertypen
  • Zusätzliche Brickwall-Flanke für High-Cut und Low-Cut
  • Pro Band: Stereo, Links, Rechts, Mid/Side-Modus
  • Bearbeitung mit Null-Latenz, natürlicher Phase und linearer Phase möglich
  • Surround-Unterstützung, einschließlich der Formate Dolby Atmos 7.0.2 und 7.1.2
  • Automatische Anpassung an Stereo-, Mono- und Surround-Kanäle
  • Solo-Modus
  • Spektrum-Analyser mit Spectrum-Grab-Funktion
  • Spektrumanzeige anderen Pro-Q 3-Instanzen mit Kollisionserkennung
  • EQ Match 
  • MIDI-Learn
  • Piano Display mit Darstellung der Frequenzskala als Klaviatur

 

Fazit

FabFilter Pro-Q 3 hat nicht nur tadellose Klangeigenschaften, sondern auch alle erdenklichen Features, mit denen man einen Equalizer ausstatten kann. Auf einen reibungslosen Workflow wurde besonders geachtet. Alle Bedienelemente sind dort angeordnet, wo sie gebraucht werden und durch eindeutige Symbole gekennzeichnet. Es gibt viele praktische Eigenschaften. Beispielsweise lässt sich ein kritischer Frequenzbereich, den man durch das Verschieben einer Frequenzband-Anhebung geortet hat, einfach invertieren und damit absenken. Trotz der vielen Möglichkeiten ist das Plug-in besonders benutzerfreundlich und deshalb unkompliziert zu bedienen. Als Mastering-Prozessor ist FabFilter Pro-Q 3 besonders geeignet, vor allem wegen der gezielten Eingriffsmöglichkeiten mit bis zu 24 dynamischen Frequenzbändern und der Brickwall-Flanke für Hi- und Low-Cut-Filter. Dazu kommt noch die Möglichkeit, jedes Frequenzband sowohl im Stereo- als auch im M/S-Modus jeweils einem beliebigen Kanal zuzuordnen. Ein klarer Redaktionstipp!

 

Plug-in Formate: VST, VST3, Audio Units, AAX Native und AudioSuite

Systemvoraussetzungen

Windows

  • 64-bit: Windows 10, 8, 7 oder Vista
  • 32-bit: Windows 10, 8, 7, Vista oder XP
  • VST 2/3 Host oder Pro Tools

Mac OS X

  • OS X 10.8 oder höher
  • AU oder VST 2/3 Host oder Pro Tools
  • Intel Prozessor

Hersteller: FabFilter

Preis: €149,-

Die Preisangabe ist unverbindlich und wurde am 10.01.2018 online ermittelt.

 

 

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Ein Gedanke zu „Test: FabFilter Pro-Q3, Equalizer Plug-in

  1. Phaidros

    Seit erscheinen des Pro-Q3 lasse ich meinen bisherigen Favoriten, dem HOFA IQ-EQ, oft links liegen. Der WorkFlow mit dem Spectrum-Grab, der Kollisionserkennung und die EQ-Matchfunktion hat sich für mich wirklich verbessert.

    Nur wenn ich die EQ-Dynamik-Funktion über Side-Chain steuern muss, greife ich auf den HOFA EQ zurück. Zudem habe ich beim HOFA EQ die Einstellungen für Null-Latenz, natürlicher Phase oder linearer Phase vermisst. Der FabFilter Pro-Q3 hat meiner Arbeit, gerade an meinen problematischen Vocals, den richtigen Kick gegeben!

    Meine Empfehlung!
    PHK

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