Test: Propellerhead Reason 9 und 9.1

Von | 8. Oktober 2016

Propellerhead hat seine DAW Reason in Version 9 mit interessanten neuen Features ausgestattet. Mit 9.1 wurde zusätzlich Ableton Link integriert.

In diesem Testbericht beschäftige ich mich hauptsächlich mit den Neuheiten von Reason 9 und 9.1. Eine Beschreibung der grundlegenden Eigenschaften von Reason enthält mein Testbericht zu Propellerhead Reason 8.

 

01-reason-9-gui

 

Reason 9.1 – vernetzt

Über die Internet-Plattform Allihoopa kann man schon seit einiger Zeit Loops, Sounds und Samples mit anderen Usern tauschen. Auch die entsprechenden Apps für mobile Geräte spielen hier mit.

Neu in Reason 9.1 ist die Möglichkeit, Apps über WiFi zu synchronisieren. Im Heimnetzwerk geht das ganz einfach, nicht einmal ein Passwort muss eingegeben werden. Die Technik dahinter heißt Ableton Link, kommt wie der Name sagt, von Ableton und steht allen Herstellern offen. Ableton Live, Reason und zahlreiche Apps für iOS verwenden bereits diesen Standard.

 

iPhone und iPad App "Figure"

iPhone und iPad App “Figure”

 

Ich habe mir die kostenlose App Figure auf mein iPad geladen und damit einen Groove aus Drums und Bass erstellt. In der Transportleiste von Reason wurde dann im Dropdown-Menü SYNC Abelton Link ausgewählt. In diesem Menü findet man übrigens auch die Sync-Funktion Rewire, auf die ich am Schluss dieses Test noch eingehen werde.

 

Sync-Anzeige im Transport Panel

Sync-Anzeige im Transport Panel

 

Zur Synchronisation von Mac und iPad musste danach auch die App Figure am iPad konfiguriert werden, wie mein iPad-Screenshot zeigt:

 

04-abletonlink

 

Anschließend liefen Reason und Figure ohne jede Verzögerung perfekt im Takt. Eine tolle „Session-Funktion“, mit der von mehreren Musikern gleichzeitig an einem Song gearbeitet werden kann.

 

Reason 9 – Neuheiten in Stichworten

Geräte-Kategorie Player, drei Module: Dual Arpeggio, Note Echo, Scales & Chords

Tonhöhen-Korrektur Pitch Edit

Bounce Audio-Clips to MIDI: Erzeugung von MIDI-Noten aus monofonen Instrumenten-Aufnahmen oder Gesang

Bounce in Place: Audiotracks aus MIDI-Aufnahmen erzeugen

Softube Saturator Knob

Pulsar Dual LFO im Lieferumfang von Reason

1000 neue Patches

Themes Black und Blue für einen dunklen GUI Hintergrund

 

Die neuen Themes für die Hintergrundfarbe

Die neuen Themes für die Hintergrundfarbe

 

Vom Sound zum Song

Für diesen Test habe ich mir zunächst einen Sound gesucht, der mir gefiel und dann unter Einbeziehung neuer Funktionen von Reason 9 einen 30-Sekunden-Song erstellt. Hier die einzelnen Schritte vom Sound zum Song und dazu die Erklärung der verwendeten Funktionen.

Nach einigem Surfen im Browser habe ich mich für einen Marimba-Sound entschieden, der in den ersten vier Hörbeispielen ausschließlich zu hören ist.

 

06-arpeg-no-vel

 

Dual Arpeggio

Das Gerät Dual Arpeggio kann zwei Arpeggien gleichzeitig erzeugen. Für jedes kann der Notenbereich eingegrenzt werden, es ist sogar möglich, einen Bereich zum gleichzeitigen Spielen von Tönen zu reservieren, die nicht arpeggiert werden. Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich und zum größten Teil selbsterklärend. Zu den Besonderheiten gehört die Funktion SHIFT STEP, mit der man bestimmen kann, dass das Arpeggio-Pattern nicht auf der Eins beginnt, sondern auf eine andere Zählzeit verschoben wird. GATE LEN (length) bestimmt die Länge der Noten. ARP 1 und ARP 2 lassen sich getrennt ein- und ausschalten, was natürlich auch über die Automation möglich ist. Sehr gut finde ich, dass man die Arpeggien mit DIRECT RECORD als MIDI-Noten auf einer Spur aufzeichnen und nachbearbeiten kann.

Betonungen werden mit der VELOCITY-Funktion erzielt. In der nächsten Abbildung ist sie eingeschaltet.

 

Die Velocity-Betonungen sind jetzt aktiv (blaue Balken)

Die Velocity-Betonungen sind jetzt aktiv (blaue Balken)

 

Der Unterschied zwischen aus- und eingeschalteter Velocity ist im Soundbeispiel zu hören. Nach vier Takten beginnt der betonte Abschnitt.

 

 

 

Note Echo

Note Echo

 

Note Echo

Das auf den ersten Blick harmlos wirkende Modul Note Echo hat es in sich. Note Echo ist ein über 16 Steps programmierbares MIDI-Delay, bei dem die Wiederholungen nicht nur leiser, sondern auf Wunsch auch lauter werden können. Die Einstellung PITCH macht es möglich, dass die Tonhöhe der Wiederholungen mit einer programmierbaren Rate ansteigt, oder niedriger wird. Mit Note Echo lassen sich auch Akkorde generieren, die bei minimaler STEP LENGHT den Strumming-Effekt einer Gitarre erzeugen können.

Das folgende Audio-Beispiel stimmt mit der oben gezeigten Abbildung überein.

 

 

Im nächsten Audio-Beispiel habe ich Dual Arpeggio und Note Echo gleichzeitig aktiviert.

09-ScalesAndChords.jpg

 

Scales and Chords

Ist Scales eingeschaltet, lässt sich nur die gewählte Skala auf der Tastatur spielen, andere Tastenanschläge werden „umgeleitet“ oder die betreffenden Tasten bleiben bei eingeschalteter Filter-Funktion stumm. 13 verschiedene Tonleitern stehen zur Wahl, zusätzlich kann man eine eigene definieren.

Chords erzeugt Einfinger-Akkorde in der eingestellten Tonart. Bei einer DUR-Skala erklingen auf den Stufen 1 – 4 – 5 Dur-Akkorde, auf 2 – 3 – 6 Mollakkorde und auf Stufe 7 ein verminderter Akkord, genauso wie es die Harmonielehre vorschreibt. Auch vier- und fünfstimmige Akkorde lassen sich einstellen, sowie Akkord-Umkehrungen und Open-Chords, bei denen größere Intervalle zwischen den Noten entstehen. Der Tonbereich lässt sich mit ADD UP/DOWN nach oben und unten erweitern, mit COLOR und ALTER werden zusätzliche Noten generiert die einen „jazzigen“ Sound erzeugen.

 

Alle 3 Player kombiniert

Alle 3 Player kombiniert

 

Für das folgende Hörbeispiel habe ich den Marimba-Sound, den ich immer nur mit einem Finger gespielt habe, mit allen drei Player-Modulen gleichzeitig bearbeitet. Zuerst hört man die Kombination von Note Echo und Scales and Chords. In Note Echo habe ich hier die Pitch-Funktion ausgeschaltet. Nach vier Takten wurde Dual Arpeggio zusätzlich aktiviert. Durch einen Einspielfehler entstand eine rhythmische Verschiebung, die meiner Meinung nach ganz interessant klingt. Für die weiteren Beispiele habe ich das aber korrigiert.

 

 

Auf 16 Takte verlängert und mit Bass, Drums und Background-Akkorden versehen, klingt ein „Rough Mix“ meines Demo-Songs so:

 

Im nächsten Schritt habe ich ARPEG 1 nach 8 Takten abgeschaltet um Platz für eine Stimme zu schaffen. Mit einem Karaoke-Sänger, der zwar bis 10 zählen kann, aber nicht gut intoniert, habe ich dann diese Aufnahme gemacht:

 

Jetzt wurde es Zeit, eine weitere neue Funktion von Reason 9 anzuwenden, die Tonhöhenkorrektur mit Pitch Edit.

 

Pitch Edit

Die gezielte Tonhöhenbearbeitung von monofonem Audiomaterial wird mit Pitch Edit ermöglicht. Hauptkandidaten für eine solche Bearbeitung sind natürlich Gesangsstimmen. Nach einem Doppel-Klick auf eine Audioaufnahme erscheint in der oberen Menüleiste neben den Bearbeitungswerkzeugen die Schaltfläche Pitch Edit, mit der das Fenster mit der Tonhöhen-Darstellung geöffnet wird. Hier gibt es alle Funktionen, die ich beispielsweise von Logics Flex-Pitch kenne. Ausgewählte Noten lassen sich automatisch in ein chromatisches Raster einordnen, aber auch mit der Maus oder dem Trackpad anfassen und verschieben. Die Tonhöhen-Drift innerhalb jeder Note kann ebenfalls bearbeitet werden.

 

Pitch Edit, Editier-Fenster

Pitch Edit, Editier-Fenster

 

Die Abbildung zeigt die bereits korrigierte Spur. Die kurvenförmigen Linien innerhalb der blauen Balken, welche die einzelnen Töne darstellen, zeigen Abweichungen vom perfekten Ton. Diese „Drift“ ist hier schon um die Hälfte reduziert worden. Macht man aber die Linien ganz gerade, klingt die Stimme künstlich, es entsteht dann der „Autotune-Effekt“, den ich hier aber nicht haben wollte. Graue Felder repräsentieren Atemgeräusche und müssen nicht korrigiert werden.

Die endgültige Version des Hörbeispiels enthält die korrigierten Vocals. Auch Kompressor, sowie Raum- Hall und Delay-Effekte wurden eingesetzt, die im Mixer von Reason schon konfiguriert sind und nur aktiviert und zugemischt werden müssen. Auch der neue Effekt Saturation Knob kam bei der Gesangsspur zum Einsatz.

 

Softube Saturation Knob

Softube Saturation Knob

 

 

 

Rewire

Nicht neu, aber Wert erwähnt zu werden, ist die Funktion Rewire mit der Reason zu anderen DAWs wie Cubase oder Logic synchronisiert und in den Mix integriert werden kann. Während ich bei den bisherigen Beispielen einen Drumloop aus der Reason Library eingesetzt hatte, sind im nächsten Audiobeispiel die Drums selbst programmiert. Die E-Gitarre wurde in Reason aufgenommen, Reason mit Logic Pro X per Rewire synchronisiert und in Logic die Akustikgitarre (Native Instruments Strummed Acoustic) dazu gespielt.

 

 

 

Fazit

Im MIDI-Bereich sind die neuen Player-Geräte, einzeln oder miteinander kombiniert, eine tolle Sache. Die Bedienung ist einfach und man kommt schnell zu interessanten rhythmischen und melodischen Strukturen. Pitch Edit bringt nun auch für Reason-User die Möglichkeit, die Tonhöhe von monofonen Audioaufnahmen Note für Note gezielt zu bearbeiten. Das ist ein wichtiges, zeitgemäßes Feature. Die Bearbeitungsmöglichkeiten und die Qualität sind auf hohem Niveau. Ich finde das Pitch-Editier-Fenster sogar besonders übersichtlich. Durch das Hinzufügen von 1000 neuen Patches hat Propellerhead die Version 9 mit frischen Sounds ausgestattet. Die Integration von Ableton Link mit dem Update auf 9.1 bringt ein interessantes neues Feature ins Studio und über die Internet-Plattform Allihoopa können Musiker mit der ganzen Welt kommunizieren. So macht das aktuelle Reason noch mehr Spaß als zuvor.

Nachtrag:

Seit dem Update auf Version 9.5 lassen sich VST-Plug-ins in Reason verwenden. Das Update ist für registrierte User kostenlos und bedeutet eine immense Erweiterung! Mein Kurztest dazu hier…

 

Systemvoraussetzungen

Mac OS X:

▪Intel Mac mit Dual Core Prozessor

▪4 GB RAM (8 GB oder mehr empfohlen)

▪4 GB freier Festplattenspeicher (kann aber bis 20 GB beanspruchen)

▪Mac OS X 10.7 neuer (64-bit)

▪Display mit einer Auflösung von 1280×768 Pixeln

Windows:

▪Intel oder AMD Processor Dual Core Prozessor

▪4 GB RAM (8 GB oder mehr empfohlen)

▪4 GB freier Festplattenspeicher (kann aber bis 20 GB beanspruchen)

▪Windows 7 oder neuer (64-bit)

▪Audio Interface mit ASIO Driver

Preise:

Vollversion Reason 9.1: € 369,-

Upgrade von Version 1 – 8: € 129,.

Kundenrezensionen (und meistens etwas günstigere Preise) hier bei Amazon*

 

Hersteller: Propellerhead

Meine aktuellen Testberichte und mehr zum Thema Musik immer hier…

 

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis meiner Artikel auf facebook hier…

*music-know nimmt am Amazon-Partner-Programm teil; dadurch ist es möglich auf Banner-Werbung zu verzichten.