Test: Rob Papen – Go2

Von | 20. Mai 2018

Das Synthesizer-Plug-in Go2 von Rob Papen besitzt ein grafisches User-Interface, dessen Bedienungs-Panel mit einem einzigen Fenster auskommt. Trotzdem gibt es ein X/Y-Pad, zahlreiche Modulations-Möglichkeiten und sogar einen integrierten programmierbaren Arpeggiator.

Weniger ist manchmal mehr

Die Leistungsfähigkeit moderner Computer erlaubt es, Synthesizer-Plug-ins mit einer beinahe unendlichen Anzahl von Features auszustatten. Manchmal ist das toll, weil es weit über die Grenzen von Hardware-Synths hinausgehen kann, ein anderes Mal wünscht man sich aber den direkten Zugriff auf den Sound mit wenigen, übersichtlich angeordneten Reglern.

 

GUI

Die Grafik von Go2 ist übersichtlich in Bereiche gegliedert. Die Kopfleiste enthält die Preset-Verwaltung und globale Einstellungen. Darunter befindet sich links die Oszillator-Sektion mit dem XY-Pad. Rechts daneben liegt der Filter-, Envelope- und Amp-Bereich. Im unteren Drittel findet man Modulation, Arpeggiator und Effekte. Das ist eine logische Anordnung, wenn man oben links anfängt könnte man sagen: Klangerzeugung, Bearbeitung, Verschönerung. Klasse finde ich die Umschaltmöglichkeit auf eine vergrößerte Darstellung.

Ich möchte auch diesen Testbericht übersichtlich halten und beschränke mich deshalb auf Features, die mir besonders wichtig erscheinen. Wer möchte, findet noch viel mehr zum „Schrauben“! Die Bedienungsanleitung erklärt alles genau auf 52 PDF-Seiten; sie lässt sich praktischerweise direkt über den HELP-Button im Plug-in-Fenster aufrufen.

Presets

Die Preset-Verwaltung von Go2 ist über ein Ausklapp-Menü möglich, das die Presets in verschiedenen Anordnungen anbietet, um das Auffinden bestimmter Sounds zu erleichtern. Die Auswahl kann aber auch über den MANAGER erfolgen, eine zweite Fensteransicht, die nur der Soundverwaltung dient. Hier sind die Presets in Ordnern sortiert. Beide Methoden erlauben es, mit den Pfeiltasten des Computers durch die Presets zu steppen. Die gezielte Suche nach Gattungen wie „Lead“, „Bass“ usw. ist ebenfalls möglich.

 

 

Oszillator

Das Kernstück der Klangerzeugung ist der Morph-Oszillator. Das XY-Pad im Zentrum erlaubt das Überblenden von 2 verschiedenen Wellenformen. 128 Wellenformen stehen zur Verfügung. Zusätzlich können bis zu vier Modulationen mit dem Pad verknüpft werden. So entsteht eine komplexe Steuerung von bis zu 6 Parametern gleichzeitig, die auch intern automatisiert oder mit der Spurautomatik der DAW aufgezeichnet werden kann.

 

 

Mit SPREAD lässt sich ein Oszillator verdoppeln, je weiter der Regler aufgedreht wird, desto stärkere Schwebungen werden erzeugt. Zusätzlich kann ein Suboszillator hinzugemischt werden. Sechs unterschiedliche Morph-Modes, u.a. Ringmodulation und FM sind vorhanden.

Filter

Der Filter-Bereich enthält die Einstellungen für Hi- und Lowpass und die Filter-Hüllkurve. Die Filterresonanz hat hier die Bezeichnung „Q“.

 

Die Filter-Hüllkurve findet man direkt im Filter-Bereich. Hüllkurven lassen sich in Go2 mit Anfassern in der Grafik einstellen.

Verstärker

Der Amplifier-Bereich besitzt neben dem Amp Envelope als Besonderheit, die Einstellung DISTORTION, mit der sich zusätzliche Obertöne generieren lassen.

 

Arpeggiator

Auch für einen Arpeggiator war noch Platz im Go2-Fenster. Alle üblichen Up/Down- und Oktaveinstellungen sind vorhanden. Nach dem Einschalten sind alle 16 Steps aktiv. Im Modus SET lassen sich Steps stumm schalten, verbinden, mit einem Slide-Effekt versehen, stimmen und mehr. Mit der CHORD-Funktion können 1-Tasten-Akkorde programmiert werden. Im SEQUENCER-Mode wird der Arpeggiator zum Step-Sequencer mit vielen Features wie „Tie“, „Velocity“ und „Glide“.

 

 

LFO, Free Envelope und Modulations-Matrix

Ein LFO als Modulationsquelle ist natürlich auch vorhanden. Die Abbildung ist selbsterklärend. Die zusätzliche Hüllkurve, die sich unterhalb des LFOs einstellen lässt, dient ebenfalls als Modulationsquelle.

Die Modulationsmatrix verfügt über 8 Slots. Mit individuell regelbarer Intensität lassen sich Modulationen durch Hüllkurven, LFO und externe MIDI-Controller verknüpfen. Quelle, Ziel und Stärke können programmiert werden.

Effekte

Chorus, Flanger, Delay und Reverb sind hier zu finden. Sie lassen sich mit jeweils 6 Reglern einstellen.

Externe Controller

Externe MIDI-Controller können nach Rechtsklick auf ein Bedienelement über ein Pop-up-Menü verknüpft werden. Es ist möglich, mehrere Controller-Setups zu erstellen und zu speichern.

Es ist übrigens geplant, Go2 an das NKS-System von Native Instruments anzupassen. Damit wird dann die Bedienung für User von Maschine oder Komplete-Kontrol-Keyboards noch komfortabler werden.

Mein erster Versuch war, den ersten Drehregler meines MIDI-Keyboards mit dem CUTOFF von Go2 zu verknüpfen. Das hat sofort funktioniert und ich habe gleich noch ein paar weitere Verknüpfungen hergestellt. Die Funktion EXTERNAL MIDI CONTROL CAPTURE MODE sorgt dafür, dass der entsprechende Parameter erst dann verändert wird, wenn der externe Regler den voreingestellten Wert erreicht hat. So werden unerwünschte Sprünge verhindert. Man findet diese und weitere globale Einstellungen auf der „Rückseite“ des virtuellen Instruments.

 

 

Hörbeispiel

Go2 verfügt über eine große Anzahl von Presets, und ich habe mir eine ganze Reihe davon gleich mit einem Stern markiert. Welche Sounds soll ich hervorheben und präsentieren? Ich habe mich gegen einzelne Soundfiles entschieden und stattdessen einen Song von knapp 2 1/2 Minuten Länge in Logic erstellt. Bei der Bass-Spur habe ich Cutoff, Resonanz und Filter-Hüllkurven-Intensität extern manipuliert und die Controller-Daten aufgezeichnet.

 

Der Demo-Song in Logic Pro X

 

Der Song besteht aus 10 Spuren mit je einer Instanz von Go2. Zusätzlich zu den internen Effekten des Plug-ins habe Ich etwas Hall, Kompression und Limiting eingesetzt. Auch die Percussion kommt von Go2.

 

 

Die Prozessorlast ist erstaunlich gering. Die Abbildung zeigt die Anzeige von Logic Pro X mit allen 10 Instanzen Go2, die man im Demo hört. Zusätzliche Hall- und Dynamikprozessoren sind hier nicht aktiv, aber 10 polyphone Synthesizer mit internen Effekten!

 

CPU-Anzeige mit 10 (!) aktiven Instanzen Go2

 

Fazit

Unter meinen Plug-ins befindet sich eine große Anzahl virtueller Synthesizer. Go2 hat es bei mir sofort in die Spitzengruppe geschafft. Das bedienungsfreundliche, auf den ersten Blick einfache Konzept lässt erst auf den zweiten Blick erkennen, wie viele Möglichkeiten zur Soundprogrammierung darin stecken. 127 Wellenformen pro Oszillator, X/Y-Pad mit automatisierterer Morph-Funktion und ein integrierter Arpeggiator zählen zu den Highlights. Die Presets klingen amtlich und sind sowohl als fertige Sounds, als auch als Ausgangspunkt für eigene Klangprogrammierungen sehr gut geeignet. Rob Papens Go2 verfügt über ein weites Soundspektrum und kann durchaus „analog“ klingen wie ein Vintage-Synth, ohne ein ganz bestimmtes Gerät zu emulieren. Für mich Qualitäts-Tipp und Preisempfehlung zugleich!

 

 

Systemvoraussetzungen

Mac oder PC, 32- und 64-Bit, Plug-in Formate AU, VST, AAX

Preis: €49,-

Hersteller: Rob Papen

 

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Ein Gedanke zu „Test: Rob Papen – Go2

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