Test: IK Multimedia Ampeg SVX2

Von | 8. September 2017

AmpliTube SVX2 bringt drei neue Ampeg-Amps und drei neue Cabinets mit. In AmpliTube 4 oder AmpliTube 4 Free lassen sich damit authentische, druckvolle Bass-Sounds bei der Musikproduktion am Mac oder PC erzielen.


All about that bass

Frauen finden Basstöne erotisch. Das hat mir mal ein Toningenieur erzählt. Klingt irgendwie schräg, finde ich, deshalb habe ich mich nie getraut, nachzufragen. Wie auch immer, die tiefen Töne sind ein wichtiger Bestandteil der Musik und für den Bassisten ist der Sound des Instruments und der Verstärker-Anlage von großer Bedeutung. Eine Ampeg-SVT-Anlage kenne ich sogar aus nächster Nähe, denn mein Bruder spielte früher darüber in unserer gemeinsamen Band. Seit ich Musik am Computer produziere freue ich mich immer wieder über Software, die den Sound besonderer Hardware in die virtuelle Welt transportiert. IK Multimedias AmpliTube 4 gehört auf jeden Fall dazu, deshalb war ich begierig, die neue Kollektion für Bassisten, Ampeg SVX2 unter die Lupe zu nehmen.

Ampeg-Top und Lautsprecherbox “The Fridge” mit 8 10″-Speakern (Bild: Ausschnitt)

AmpliTube 4 und Ampeg SVX2

Um die virtuellen Bassanlagen zu betreiben, ist es nicht nötig, AmpliTube 4 zu kaufen, die kostenlose Version AmpliTube Free reicht dazu aus. Drei Verstärker und drei Lautsprecherboxen bilden die SVX2-Collection. Alle Modelle sind auch einzeln erhältlich oder als SVX 1 &2 Bundle, zusammen mit den früher erschienenen Plug-ins.

Standalone-Version mit Ampeg Heritage-Amp

Für ein besonders realistisches Ansprechverhalten der SVX2-Modelle sorgt die Technologie Dynamic Interaction Modeling™. Die Mitarbeiter von IK Multimedia und die Techniker von Ampeg haben eng zusammengearbeitet um ein Produkt entstehen zu lassen, das offiziell den Firmennamen Ampeg tragen darf.

Amps

SVT-VR

Der Ampeg SVT-VR ist eine Neuauflage des „Blue-Line“ SVT-Verstärkers aus den frühen 1970ern. Er besitzt zwei Kanäle, die sich über einen waagerecht angeordneten Kippschalter mit drei Stellungen umschalten lassen (CH 1, bridge, CH 2). Neben den üblichen Lautstärke- und Klangreglern gibt es eine 3-stufige Frequenz-Umschaltung für das Mitten-Band: 220 Hz, 800 Hz oder 3 kHz. Eine Anhebung oder Absenkung um 20 dB ist möglich.

Ampeg SVT-VR

V-4B

Auch der V-4B kam zuerst in den 1970ern auf den Markt. Der 100-Watt-Amp liefert reinen Röhren-Sound. Auch hier kann die Frequenz für den Midrange-Regler zwischen 220 Hz, 800 Hz und 3 kHz umgeschaltet werden.

Ampeg V-4B Röhren-Vollverstärker

Heritage B-15N

Dieses Modell, dessen Ursprung in den 1960ern liegt, ist erste Wahl für Vintage-Sounds. Die Version von IK Multimedia hat sogar eine Zeitmaschine eingebaut. Dafür wird weder ein Flux-Compensator gebraucht, wie man ihn aus „Zurück in die Zukunft“ kennt, noch eine TARDIS (für Non-Whovians: Damit kann Doctor Who durch die Zeit reisen.) Zwei kleine Schalter machen es möglich, zwischen 1964 und 1966 zu wechseln. Mit dem Schalter ganz links lässt sich die Charakteristik des Eingangs-Channels zwischen 1964 und 1966 umschalten. Das Ampeg-Logo leuchtet entsprechend grün oder violett. Rechts, unter dem Schriftzug „Portaflex“, ist der Bias-Umschalter, mit dem man „cathode“ (1964) oder „fixed“ (1966) wählen kann. Hört man das auch? Ja, auch solche Details prägen dem Klang ihren Stempel auf.

Ampeg Heritage B-15N, Version 1966

Cabinets

B-15N 115

Die kleinste der drei Lautsprecherboxen kommt mit einem 15“ 300W Eminence Lautsprecher, der einen markanten Sound liefert.

Wie auch bei den anderen Cabinets wird der Ton mit zwei Direktmikrofonen und zwei Overhead-Mikros abgenommen. Die Entfernung und Position der (auswechselbaren) Mikrofone lässt sich ändern, die Pegelverhältnisse können mit einem internen Mixer eingestellt werden. Sechs verschiedene Aufnahmeräume stehen zur Auswahl, wenn das Signal nicht völlig trocken klingen soll. Mehr dazu in meinem Testbericht zu AmpliTube 4.

Cabinet B-15N-115

SVT-212 AV

Zwei 12“ Eminence Lautsprecher sind in diese Box eingebaut. Eine Besonderheit ist der dreistufige Schalter HIGH FREQUENCY ATTENUATOR, der die Höhenwiedergabe beeinflusst.

Ampeg Cabinet SVT-2212-AV

SVT-810 AV

„The fridge“ ist der Spitzname dieser Box in Kühlschrankgröße, an der Roadies in der ganzen Welt ihre Freude haben dürften. Zum Glück spielt das Gewicht innerhalb der DAW keine Rolle. Acht 10“ Lautsprecher sorgen für den Sound.

Ampeg Cabinet SVT-810 AV, Spitzname “The fridge”

Da geht noch mehr…

Innerhalb von AmplTube 4 lassen sich Amps und Cabinets beliebig kombinieren. Virtuelle Stomp-Boxen stehen für die Klangbearbeitung zur Verfügung und zusätzlich die Effekte von Rack A und Rack B.

Hörbeispiele

Um den Klangcharakteristik der Aufnahmen im Tiefenbereich beurteilen zu können, sind gute Kopfhörer oder Lautsprecher nötig. Ich finde es sinnvoll, einen Bass-Sound im Verhältnis zu anderen Instrumenten zu hören, deshalb enthält jedes Audio-Beispiel zumindest eine Spur mit Drums.

Virtuelle Instrumente

Im ersten Beispiel ist ein Fender Precision Bass zu hören. Ich habe mich bei meinen Audiobeispielen vorwiegend auf den Precision Bass konzentriert, weil ich davon zum Vergleichen ein echtes Instrument zur Verfügung habe.

Es gibt drei Abschnitte:

  1. „Scarbee“ Sampling-Bass von Native Instruments. Die Drums kommen von einem Logic-Drummer-Plug-in; Bass-Sound zunächst ohne virtuellen Amp.
  2. Derselbe Bass mit dem Ampeg-Heritage-Amp.
  3. Plug-in IK Multimedia MODO BASS über Ampeg V-4B

Der Abschnitt mit dem MODO BASS hat einen völlig anderen Sound. Ich habe wegen der Abwechslung dafür einen anderen Amp ausgewählt und auch einen anderen Precision-Sound im MODO BASS. Den Amp im MODO BASS Plug-in habe ich nicht verwendet, ich weise aber darauf hin, dass dort zwei gute Bass-Amps integriert sind. Wer sich für IK Multimedia MODO BASS interessiert, findet den Test dazu hier…

Jetzt ein kurzes Beispiel für einen Synth-Bass über Ampeg SVT-AV. Der Sound kommt vom Plug-in IK Multimedia Syntronik, mein ausführlicher Test dazu hier…

Fender Precision Bass – the real thing

Zurück zum Fender Bass. Diesesmal spiele ich das echte Instrument, hier ein Beweisfoto.

Dieser Fender Precision Bass wurde für die Hörbeispiele verwendet.

Im nächsten Beispiel hört man den Bass ohne Amp-Plug-in. Die Aufnahme erfolgte Line-in mit Hilfe des Gitarren-Interfaces IK Multimedia iRig HD2.

Schlagwerk fügt der Logic-Drummer hinzu.

Nun kommt der Ampeg Heritage zur Einsatz:

Ein ganz anderer Sound entsteht mit der gleichen Einspielung, wenn der SVT-VR die Verstärker-Rolle übernimmt. Hier habe ich eine extreme Sound-Einstellung gewählt:

Und zum Schluss der warme Sound des Voll-Röhren-Amps Ampeg V-4B.

Fazit

Die Gear-Collection IK Multimedia Ampeg SVX2 bringt neue Power-Tools für druckvolle Basslinien auf die DAW! Alle 6 Modelle – 3 Amps und 3 Cabinets – haben eine Geschichte, die bis in die 1970er, zum Teil bis in die 1960-er zurückreicht. Trotzdem bieten sie weit mehr als Vintage-Sound. Die Anreicherung von Klängen mit typischen Röhren-Sounds ist heute so modern wie nie zuvor. Die Klangregelung der Ampeg-Geräte hat sich über Jahrzehnte hinweg bewährt, mehr braucht man für einen E-Bass-Sound eigentlich nicht. Bässe aus dem Sampler bekommen mehr Druck und mehr Leben. Differenzierte Artikulationen sind dabei nicht nur von der Qualität des Sampling-Instruments abhängig, sondern auch von den Velocity-Daten, die meistens per Keyboard-Einspielung erzeugt werden. Den Vorteil der Technologie Dynamic Interaction Modeling™ habe ich besonders beim selbst eingespielten echten Instrument gespürt; die Software reagiert dynamisch auf Betonungen. Auch synthetische Bässe bekommen mehr Charakter, als wenn man nur am EQ herumschraubt. AmpliTube 4 hat wieder Zuwachs bekommen, der wirklich nicht von schlechten Eltern ist!

Hersteller: IK Multimedia

Preise (inclusive. MwSt):

Ampeg SVX2: €118,99 – Upgrade: €59,49

Alle 6 Gear-Models sind im IK Multimedia Custom Shop auch einzeln erhältlich.

(Stand 8.09.2017)

Systemanforderungen

Mac® (64-bit)

Minimal: Intel® Core™ 2 Duo, 4 GB RAM (8 GB empfohlen), Mac OS X 10.9 oder höher.

Unterstützte Plug-in Formate (64-bit): Audio Units, VST 2, VST 3, AAX

Windows® (64-bit)

Minimal: Intel® Core™ 2 Duo oder AMD Athlon™ 64 X2, 4 GB RAM (8 GB empfohlen), Windows® 7, Windows® 8 oder Windows® 10. Erfordert eine ASIO-kompatible Soundkarte.

Unterstützte Plug-in Formate (64-bit): VST 2, VST 3, AAX.

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